Tausende protestieren Brasilien will Abtreibungsverbot weiter verschärfen
14.06.2024, 07:51 Uhr Artikel anhören
In Brasilien sind Abtreibungen nur nach einer Vergewaltigung erlaubt, wenn der Fötus eine schwere Fehlbildung hat oder das Leben der Mutter in Gefahr ist.
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Die brasilianische Regierung will das ohnehin schon restriktive Abtreibungsrecht weiter einschränken. Laut Gesetzesentwurf würden Abbrüche nach der 22. Woche künftig als "Mord" eingestuft - darauf sollen bis zu 20 Jahre Haft folgen. Das Vorhaben zieht Tausende Demonstranten auf die Straße.
In Brasilien haben Tausende Menschen gegen eine geplante Verschärfung des Abtreibungsrechts demonstriert. In Rio de Janeiro zündeten die Protestierenden am Donnerstag Kerzen an und riefen in lauten Sprechchören "Ein Mädchen ist keine Mutter". Die Aktivistin Vivian Nigri warf konservativen Politikern vor, "das Recht des Fötus" über die "Rechte von Kindern" zu stellen. "Ein Kind sollte nicht gezwungen werden, eine Schwangerschaft auszutragen, die das Ergebnis einer Vergewaltigung ist", sagte sie. Weitere Proteste gab es außerdem in São Paulo, Brasília und Florianópolis.
In Brasilien sind Schwangerschaftsabbrüche bisher nur in drei Fällen erlaubt: nach einer Vergewaltigung, wenn der Fötus eine schwere Fehlbildung hat oder das Leben der Mutter in Gefahr ist. In allen anderen Fällen gilt eine Abtreibung als Straftat und kann mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden. Konservative Politiker wollen das restriktive Abtreibungsrecht nun weiter verschärfen. Unterstützt werden sie von den mächtigen evangelikalen Kirchen. Ein Gesetzentwurf, über den im brasilianischen Parlament debattiert wird, stuft Abtreibungen nach der 22. Schwangerschaftswoche als "Mord" ein. Für den Abbruch einer Schwangerschaft nach der 22. Woche sieht der Entwurf Haftstrafen von sechs bis 20 Jahren vor - auch im Falle einer Vergewaltigung.
Einflussreiche konservative Abgeordnete hatten den Gesetzentwurf am Mittwoch direkt in die Abgeordnetenkammer eingebracht und damit die Beratungen in den Ausschüssen umgangen. Linke und Frauenrechtlerinnen reagierten empört. Ihrer Ansicht nach wären von der Verschärfung vor allem Mädchen und junge Frauen betroffen, die nach einer Vergewaltigung ohnehin schon oft Probleme haben, über die erlebte Gewalt zu sprechen - oder Anzeichen einer Schwangerschaft erst spät bemerken.
Quelle: ntv.de