Keine Osterausflüge zur Ostsee Bürger im Nordosten müssen daheim bleiben
02.04.2020, 19:10 Uhr
Ein Anblick, der momentan nur "einigen" vorbehalten ist: der Strand von Ahlbeck.
(Foto: picture alliance/dpa)
Kaffeetrinken im Ferienhaus und danach ein Spaziergang am Ostseestrand? In diesem Jahr müssen Urlauber auf diesen Luxus verzichten. Mecklenburg-Vorpommern schiebt derartigen Ausflügen zu Ostern einen Riegel vor. Das gilt auch für Bürger im Landesinneren.
Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern hat Osterausflüge über die nähere Umgebung hinaus verboten. Tagesausflüge insbesondere zu den Inseln Rügen, Usedom und Hiddensee, an die Ostseeküste sowie an die Mecklenburgische Seenplatte müssten von Karfreitag bis Ostermontag unterbleiben, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in Schwerin nach einer Kabinettssitzung.
Damit müssen sich nun auch die Einheimischen auf harte Einschnitte in ihrem Privatleben einstellen. Menschen aus anderen Bundesländern dürfen bereits seit Mitte März nicht mehr als Touristen in das Bundesland kommen. Ziel der Maßnahmen ist es, die Kontakte zwischen den Menschen zu verringern und in der Folge das Wachstum der Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verlangsamen. Alle würden sich zwar wünschen, am liebsten bei Sonne schön am Strand zu sein. "Aber das wird dieses Jahr nicht gehen", so Schwesig.
Vor allem an den Zufahrten zu den Ostseeinseln wie Rügen und Usedom sowie entlang der Ostseeküste werde die Polizei diese Anordnung kontrollieren, sagte Schwesig. Die Frage, wie weit das "häusliche Umfeld" zu fassen sei, in dem Osterausflüge erlaubt sind, wollte Innenminister Lorenz Caffier bei einer Pressekonferenz mit Schwesig, nicht beantworten. "Wir laufen nicht mit dem Bandmaß herum", sagte er.
Für alle, die nicht in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Erstwohnsitz gemeldet sind, sind touristische Reisen oder Ausflüge nach Mecklenburg-Vorpommern bereits seit zwei Wochen untersagt. Ausgenommen sind Besuche von Mitgliedern der sogenannten Kernfamilie. Dazu gehören laut Schwesig Großeltern, Eltern und Kinder.
Die schärfsten Restriktionen im Ländervergleich
Mit aktuell 27 Infizierten je 100.000 Einwohnern ist Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich der Bundesländer bisher zwar mit am geringsten betroffen. Dennoch hat sich die Zahl der Infizierten in den vergangenen acht Tagen verdoppelt. Kanzleramtschef Helge Braun hatte als Ziel eine Verdoppelung der Infizierten-Zahlen deutschlandweit nach "10, 12 oder 14 Tagen" genannt, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
Im Gegensatz zu manch anderen Bundesländern gibt es in Mecklenburg-Vorpommern noch keinen Bußgeldkatalog für Verstöße gegen die Regeln zum Schutz vor dem Coronavirus. "Die norddeutschen Länder stimmen gerade einen Bußgeldkatalog ab, über den wir im Kabinett auch reden werden", sagte Schwesig. Doch verwies sie darauf, dass sich die große Mehrheit der Bürger an die Regeln halte. Es sei auch nicht möglich, jeden Einzelnen zu kontrollieren.
"Wir erwarten, dass sich alle an das Kontaktverbot halten, möglichst zu Hause bleiben und nicht an Ostern umherreisen", sagte die Schweriner Regierungschefin. Nach ihren Angaben hat Mecklenburg-Vorpommern bereits mit die schärfsten Restriktionen bundesweit. Zur Durchsetzung gebe es regelmäßig auch Kontrollen. Wer gegen die Bestimmungen verstoße, müsse mit Konsequenzen rechnen.
"Verschiebt eure Besuche auf nach Corona"
Innenminister Caffier kündigte bereits Anfang der Woche zur Einhaltung der Corona-Kontaktverbote über Ostern verstärkte Kontrollen an. Diese könne es an den Zufahrtsstraßen geben. Gegebenenfalls würden auch Nebenwohnungen kontrolliert, sagte er in einem Leserforum der "Ostsee-Zeitung", das bei Facebook live übertragen wurde. Hintergrund sind Befürchtungen, dass es zu vielen Verwandtenbesuchen kommt und damit das Coronavirus weiter verbreitet werden könnte. "Verschiebt eure Besuche auf nach Corona", appellierte Caffier. Vom 18. bis 30 März wurden laut Innenministerium rund 110 Strafanzeigen wegen Verstößen gegen die Kontaktverbote aufgenommen.
Wie die Polizeiinspektion Stralsund auf Anfrage von ntv schildert, sind derzeit stationäre Kontrollen an den Landesgrenzen Mecklenburg-Vorpommerns eingerichtet. "Im Land und damit auch auf der Insel Rügen erfolgen die Kontrollen zumeist im Rahmen der Streifentätigkeit, stichprobenartig oder beispielsweise nach Eingang von Bürgerhinweisen." An der Osterfeiertagen würden diese Kontrollmaßnahmen noch verstärkt werden. Vor allem Fahrzeuge, deren Kennzeichnen nicht aus dem Nordosten stammen, lägen im Fokus.
Insgesamt kontrollierte die Polizei im Landkreis Vorpommern-Rügen demnach seit dem 27. März rund 300 Fahrzeuge, elf davon wurden zurückgewiesen. Von 630 kontrollierten Personen wurden knapp 30 aufgefordert, umgehend aus Mecklenburg-Vorpommern abzureisen. Mit rund 90 Lautsprecherdurchsagen wurden Touristen in den "Schwerpunktbereichen", wie der Insel Rügen und der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, darauf hingewiesen, dass sie in ihre Heimat zurückkehren sollen.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP