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Vorwurf politischer Manöver China reagiert auf BND-Erkenntnisse zu Coronavirus

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Wuhan ist der Ursprungsort des Coronavirus. Es gibt Indizien, dass das Virus aus diesem Labor stammt.

Wuhan ist der Ursprungsort des Coronavirus. Es gibt Indizien, dass das Virus aus diesem Labor stammt.

(Foto: imago images/Kyodo News)

Verbreitete sich das Coronavirus aufgrund eines Laborunfalls in Wuhan? Der BND vermutet dies schon seit 2020, wird jetzt bekannt. China weist diese Ansicht entschieden zurück.

Nach Berichten über Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes (BND) zur Entstehung des Coronavirus hat China zur Zurückhaltung gemahnt. In den Berichten ging es um Hinweise für die Hypothese, das Virus entstamme einem Labor in China. "In der Frage des Coronavirus lehnt China jegliche Form politischer Manöver entschieden ab", sagte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking. Die Volksrepublik vertrete die Ansicht, dass wissenschaftliche Fragen von Wissenschaftlern beurteilt werden sollten.

Überrascht wurden von den Berichten nicht nur chinesische Regierungsbeamten, sondern auch die Mitglieder des für die Kontrolle der Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Bundestages. "Es gibt leider ein grundsätzliches Problem: Rund 80 Prozent aller Skandale, Pannen und hochbrisanten Vorgänge erfahren wir nicht in den zuständigen Gremien, sondern über die Medien", kritisiert Linken-Politiker André Hahn, der dem PKGr bis Ende 2023 angehörte. "Das in den letzten Jahren etwas besser geworden", räumte er ein.

Hahn sagte: "Das Thema Corona stand nicht im Zentrum unserer Tätigkeit." Fragen zum Ursprung des Virus habe man eher im Gesundheitsausschuss verortet. "Wenn die Bundesregierung dazu nachrichtendienstliche Erkenntnisse hatte, dann wäre sie aber verpflichtet gewesen, das PKGr zu informieren. Ob sie diese dann zusätzlich auch öffentlich macht, das steht auf einem anderen Blatt."

WHO hat Untersuchungen nicht abgeschlossen

Die chinesische Außenamtssprecherin verwies auf eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in Wuhan mit Forschern relevanter Laboratorien gesprochen habe. Diese sei zu dem Schluss gelangt, dass ein Durchsickern des Virus von dort "höchst unwahrscheinlich" gewesen sei, erklärte Mao.

Allerdings betont die WHO seit vier Jahren, dass alle Hypothesen zum Ursprung des Virus Sars-CoV-2 weiter auf dem Tisch liegen. Die Untersuchung 2021 sei nur der Anfang, nicht das Ende gewesen. Die WHO hat China erst Ende Dezember 2024 wieder aufgerufen, "Daten und Zugang zur Verfügung zu stellen, damit wir die Ursprünge von Covid-19 verstehen können. Dies ist ein moralisches und wissenschaftliches Gebot."

Wie mehrere Medien berichteten, hatte das Kanzleramt Wissenschaftler gebeten, Indizien des BND zur Behauptung zu prüfen, das Coronavirus entstamme einem Labor in der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Der "Neuen Zürcher Zeitung" zufolge lagen dem BND plausible Hinweise für die sogenannte Laborthese vor. Diese sollten demnach bei Treffen in den vergangenen Monaten von einer Expertenrunde bewertet werden.

Informationen zur Einschätzung dieser Experten lagen zunächst nicht vor. Auch die "Süddeutsche Zeitung" und die "Zeit" berichten über entsprechende Rechercheergebnisse. Der Laborthese zufolge stammt das Sars-CoV-2-Virus aus einem chinesischen Biolabor, dem Wuhan Institute of Virology, an dem unter anderem an Coronaviren geforscht wird. Die zweite Theorie ist, dass das Virus wie auch schon das der Sars-Epidemie von 2002/2003 einen natürlichen Ursprung hatte.

Auf die Berichte angesprochen, hatte Kanzler Olaf Scholz bei einem Pressetermin im Kanzleramt am Mittwoch lediglich geantwortet: "Was nachrichtendienstliche Erkenntnisse betrifft, ist dies nicht der Ort, darüber zu sprechen." Seine Vorgängerin, Altkanzlerin Angela Merkel, verwahrte sich angesichts der Berichte über Geheimdiensterkenntnisse zum Ursprung des Virus gegen Vertuschungsvorwürfe in Bezug auf ihr politisches Handeln.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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