Umgang mit Coronavirus-Ausbruch Chinas Führung gesteht Fehler ein
03.02.2020, 18:06 Uhr
Medizinische Mitarbeiter der chinesischen Armee wurden nach Wuhan eingeflogen.
(Foto: dpa)
Im Dezember treten in der chinesischen Millionen-Metropole Wuhan erstmals Fälle des neuen Coronavirus auf. Die Behörden reagieren zögerlich. Nun räumt Peking Fehler im Umgang mit der Seuche ein. Mittlerweile greift sie aber zu immer weiteren drastischen Maßnahmen.
Die chinesische Regierung hat "Fehler" im Umgang mit der Coronavirus-Epidemie eingeräumt. Der Ständige Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, die Reaktion auf die Coronavirus-Epidemie habe "Fehler und Schwierigkeiten" beim nationalen Notfallmanagement offengelegt. Das System müsse daher verbessert werden.
Der Ständige Ausschuss forderte außerdem eine verstärkte Überwachung von Märkten. Der illegale Handel mit Wildtieren müsse streng verboten werden, die Behörden müssten hart dagegen vorgehen. Es wird vermutet, dass der Erreger der Lungenkrankheit auf einem Markt in der zentralchinesischen Stadt Wuhan von einem Wildtier auf den Menschen übergegangen ist. Auf dem mittlerweile geschlossenen Markt wurden außer Meeresfrüchten und Geflügel auch Tiere wie Krokodile, Schlangen und Füchse angeboten.
Staatschef Xi Jinping sagte bei der Sitzung des Politbüros, eine Eindämmung der Coronavirus-Epidemie werde einen "direkten Einfluss" auf die wirtschaftliche und soziale Stabilität Chinas "und auch auf Chinas Öffnung" haben. Angesichts der rasanten Ausbreitung des Erregers hat in China die Wut auf die Behörden immer mehr zugenommen. Vor allem den Behörden in Wuhan wurde vorgeworfen, Informationen zu dem Virus zu lange zurückgehalten zu haben.
In Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei und Zentrum des Virusausbruchs, sollte am Montag nach nur zehn Tagen Bauzeit ein neues Krankenhaus mit tausend Betten für Coronavirus-Patienten in Betrieb genommen werden.
China bittet um Schutzmasken
Zuletzt hatte Hongkong wegen der Epidemie fast alle Grenzübergänge nach China geschlossen. Wie Regierungschefin Carrie Lam mitteilte, bleiben nur der Flughafen, die Brücke nach Shenzhen und die Brücke nach Zhuhai und Macao geöffnet. Zuvor hatten Hunderte Hongkonger Krankenhaus-Angestellte für eine Grenzschließung gestreikt.
Nach neuen Angaben der chinesischen Regierung sind inzwischen mehr als 17.200 Menschen an dem Coronavirus erkrankt. 361 Infizierte starben. Das sind mehr Tote als bei der Sars-Epidemie 2002 und 2003. In Hongkong, das von der Sars-Epidemie stark betroffen war, gibt es bisher 15 bestätigte Coronavirus-Fälle. Schon vergangene Woche waren vier Grenzübergänge nach China geschlossen worden. Die neugegründete Gewerkschaft für medizinisches Personal (HAEA) und viele Bewohner fordern aber eine vollständige Schließung der Grenze. Die pekingtreue Regierung lehnt diese Forderung bisher ab, da sie nicht praktikabel und schädlich für die Wirtschaft sei.
Die chinesischen Behörden gehen derweil weiter mit drastischen Maßnahmen gegen die Epidemie vor. Am Sonntag stellten sie erstmals eine Stadt außerhalb der Provinz Hubei de facto unter Quarantäne: In der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Wenzhou an der Ostküste darf pro Haushalt nur ein Bewohner alle zwei Tage auf die Straße, um einkaufen zu gehen.
In Provinzen und Städten mit insgesamt mehr als 300 Millionen Einwohnern gilt zudem eine Schutzmaskenpflicht. Vielerorts werden Masken daher knapp. "Was China momentan dringend braucht, sind Atemmasken, Schutzanzüge und Schutzbrillen", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. Nach Angaben des Industrieministeriums versucht die Regierung, zusätzliche Masken aus Europa, Japan und den USA zu besorgen. Deutschland ist bereit, "nach Kräften zu helfen", wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte. Bisher gibt es in Deutschland elf bestätigte Coronavirus-Fälle. Zwei der Patienten gehören zu den mehr als hundert Menschen, die am Samstag mit einem Sonderflug aus Wuhan zurückgeholt worden waren.
Quelle: ntv.de, mli/AFP