Durchschnittsalter bei 34 Jahren Derzeit infizieren sich vor allem Jüngere
13.08.2020, 13:35 Uhr
Das Durchschnittsalter der Corona-Infizierten sinkt auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie. Laut Gesundheitsminister Spahn stecken sich immer mehr jüngere Menschen an. Vor allem private Partys und Familienfeiern sind Orte mit hohem Infektionsrisiko. Spahn warnt vor tödlichen Verläufen.
Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland ist auf dem höchsten Stand seit Mai. Es gebe derzeit vor allem viele Infektionen unter jüngeren Menschen, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Er wies darauf hin, dass das sinkende Durchschnittsalter der Infizierten kein Grund zur Entspannung sei. "Wir hatten letzte Woche im Durchschnitt mit 34 Jahren das niedrigste Durchschnittsalter seit Beginn. Das heißt eben, dass vor allem unter Jüngeren im Moment viele Infektionen stattfinden."
Spahn warnte aber: "Das heißt trotzdem, sehr, sehr wachsam miteinander zu sein, weil es dann eben doch oft schwerste Verläufe geben kann und eben auch Todesfälle - wenn wir nicht aufpassen, in der Familie, im Freundeskreis, auf der Arbeit." Im Vergleich zu Mai ist das Durchschnittsalter der Infizierten von 48 auf jetzt 34 Jahre gesunken. Spahn fordert "Prioritäten" zu setzen und Situationen mit hohem Infektionsrisiko zu meiden. "Das ist jetzt nicht die Zeit für Egoismus, Corona besiegen wir nur im Teamspiel. Da müssen wir jeder für sich und als Gesellschaft Schwerpunkte setzen", sagte er im ZDF.
Die größte Sorge mache ihm, "dass es Reiserückkehrer sind und dass es bestimmte Veranstaltungssituationen sind, Feiern, Partys, wo eben auch tatsächlich Infektionen entstehen". Er verstehe, dass man nach all den Monaten ausgelassen feiern wolle. "Aber ich finde, wir müssen Prioritäten setzen", betonte Spahn. Wichtig sei, dass die Schulen und Kitas wieder regelhaft beginnen und Wirtschaft und Handel weitermachen oder wieder öffnen könnten. Da müssten Partys, Großveranstaltungen oder Stadienbesuche zurückstehen.
Ansteckungen in Berlin zu 50 Prozent bei privaten Feiern
Nach Einschätzung der Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci findet derzeit eine besorgniserregende Verschiebung bei den Corona-Neuinfektionen statt. Diese ließen sich immer weniger lokalisierbaren Ausbrüchen zuordnen. Damit seien sie schwieriger beherrschbar, warnte die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk. Neuinfektionen in Berlin fänden aktuell zu 50 Prozent im privaten Rahmen statt, auch bei privaten Partys und Familienfeiern, ein weiterer Hotspot seien Restaurants und Gaststätten.
Die Corona-Testpanne in Bayern nannte Spahn "sehr ärgerlich". In außergewöhnlichen Situationen könnten aber Fehler passieren. Entscheidend sei, "dass sie transparent gemacht werden und dass sie dann schnell behoben werden". Einen Impfstoff gegen das Coronavirus erwartete Spahn "in den nächsten Monaten und sicher im nächsten Jahr".
Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte, die bestehenden Probleme schnell zu lösen. "Wir dürfen nicht die Sache leichtnehmen, sondern wir müssen vorausschauend agieren", betonte sie. Dies finde bei den Schulen leider nicht in ausreichendem Maße statt und es habe bei den Corona-Rückkehrtestungen auch nicht stattgefunden. "Sonst hätte es diese Panne in Bayern so ja nicht gegeben", meinte Baerbock.
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus war bis Mittwochabend mit 1445 Fällen innerhalb der letzten 24 Stunden auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen. Am Vortag hatte die Zahl nach Angaben des Robert-Koch-Instituts noch bei 1226 Neuansteckungen gelegen.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa