Ebola breitet sich weiter ausDeutsche Reedereien spüren Auswirkungen

In Westafrika steigt die Zahl der Ebola-Fälle weiterhin deutlich. Auch der deutsche Schiffsverkehr bekommt die Auswirkungen zu spüren, während gleichzeitig neue deutsche Helfer vor Ort eintreffen. Bald ist in Deutschland wohl mit vielen Verdachtsfällen zu rechnen.
Durch das sich in Westafrika weiter ausbreitende Ebola-Virus geraten einige deutsche Reedereien in Schwierigkeiten. So sei zum einen die Ladungsmenge zurückgegangen, zum anderen verlagere sich der Schiffsverkehr in andere Gebiete, wie es aus Reedereikreisen hieß. Manche Firmen schickten keine Mitarbeiter mehr in die Region, Investitionen würden verschoben, Projekte hinten angestellt. Schiffsbesatzungen müssten sich streng an die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) halten. "Das ist schon ein höherer Aufwand", hieß es. Bei den hafenärztlichen Diensten in Hamburg und Bremen gilt verstärkte Aufmerksamkeit.
Hapag-Lloyd unterhält zwar nur einen Liniendienst nach Westafrika, bekommt aber dennoch die Auswirkungen der Seuche zu spüren. Wie die Reederei im Internet mitteilte, verlangt sie derzeit auf dieser Route von ihren Kunden einen Zuschlag wegen längerer Wartezeiten vor der Elfenbeinküste. Um diese im Liniendienst wieder aufzuholen, müssten die Schiffe schneller fahren, was Treibstoff koste.
Der Verband der Deutschen Reeder betont jedoch, dass seine Mitglieder den Handel mit den von Ebola betroffenen Ländern nicht einstellen wollen. "Ich weiß, dass es ein bisschen Einschränkungen gibt", sagte Verbandssprecher Christof Schwaner. Der Transport von Lebensmitteln und Rohstoffen, aber auch von Hilfsgütern müsse jedoch weitergehen. "Grundsätzlich gilt, dass das Risiko sehr gering ist, dass Ebola über die Besatzung verbreitet wird."
Zahl der Ansteckungen in Westafrika bei über 13.000
Zudem kämen die Seeleute praktisch nicht mit der örtlichen Bevölkerung in Kontakt. "Die Besatzung bleibt im Hafen an Bord, das ist eigentlich immer so." Ihm sei kein Fall bekannt, dass Ebola über ein Schiff verbreitet worden sei, sagte Schwaner. Im Hamburger Hafen gelten für ankommende Schiffe keine besonderen Maßnahmen, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt. Die bestehenden Regeln würden nur sorgsamer befolgt als sonst, vor allem von Reedereien. Wenn ein Schiff aus Westafrika Hamburg anlaufe, gehe der Hafenarzt vorsorglich an Bord. Bei einer Fahrzeit von weniger als 21 Tagen - der maximalen Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch - werde das Schiff unter vorläufige Quarantäne gestellt.
Indes breitet sich Ebola in Westafrika weiter aus. Nach Angaben der WHO gab es bislang 13.268 offizielle bestätigte Ansteckungs- und 4960 Todesfälle. Allein in den letzten Tagen seien rund 200 neue Ansteckungen gemeldet worden. Dass die tatsächliche Fallzahl wegen unvollständiger Erfassung deutlich höher liegen dürfte, gilt als sicher. Wie die WHO weiter mitteilte, verlaufe die Entwicklung in einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Während in einigen Gegenden eine Besserung der Lage zu beobachten sei, nähmen die Ansteckungen in anderen stark zu. In manchen Gegenden scheine sich die Lage zu bessern, in anderen gebe es noch einen starken Anstieg der Fälle.
Verdachtsfälle in Deutschland dürften bald zunehmen
Die ersten Freiwilligen der Bundeswehr und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sind am Freitag zum Ebola-Einsatz in Liberia abgeflogen. Wie der Sanitätsdienst der Bundeswehr mitteilte, besteht das zehnköpfige Aufbauteam aus vier Bundeswehrangehörigen und sechs DRK-Mitarbeitern. Es soll ein Behandlungszentrum in der Hauptstadt Monrovia einsatzbereit machen. Dort sollen spätestens ab Ende November mit deutscher Hilfe Ebola-Patienten behandelt werden. Die Freiwilligen sollen jeweils vier bis fünf Wochen im Land bleiben.
Für den Dezember rechnet der Chefarzt der Missionsärztlichen Klinik, August Stich, daher mit einem sprunghaften Anstieg der Verdachtsfälle in Deutschland. "Im Dezember wird es losgehen, dass sich die Zahl von Ebola-Verdachtsfällen in der Republik häufen wird. Und damit wird unser ganzes Gesundheitssystem ziemlich angespannt werden", sagte Stich. Jeder Heimkehrer aus Westafrika mit erhöhter Temperatur oder anderen Symptomen müsse überprüft werden.
Dem Ebola-Experten zufolge sind die Hausärzte, Notfallambulanzen und Kliniken noch längst nicht alle auf den Umgang mit Verdachtsfällen eingestellt. "Was ich jetzt erlebt habe, ist wirklich Panik, wenn jemand mit Durchfall aus Afrika zurückkommt", sagte Stich. Es sei keine Lösung, die Verdachtsfälle auf eines der sieben Behandlungszentren in Deutschland zu verteilen. Stattdessen sei es wichtig, Isolationsmöglichkeiten am Ort zu schaffen und kleine Gruppen im Umgang mit Schutzkleidung zu schulen.