Sturz aus zehn Metern Höhe Drei Deutsche unter Todesopfern nach Busunglück in Venedig
05.10.2023, 00:09 Uhr Artikel anhören
Die Unglücksursache ist noch unklar.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Nach dem schweren Busunglück in Venedig dauerte die Identifizierung der Todesopfer lange an. Laut örtlicher Behörden gibt es nun Gewissheit: Demnach kamen auch drei Deutsche bei dem Unglück ums Leben.
Nach dem schweren Busunglück in Venedig haben die örtlichen Behörden den Tod von drei Deutschen gemeldet. Unter den 21 Opfern, darunter ein Kleinkind, waren außerdem neun Ukrainer und vier Menschen aus Rumänien, wie ein Sprecher des Bürgermeisters von Venedig der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die weiteren Todesopfer stammten demnach aus Portugal, Südafrika und Kroatien. Der italienische Fahrer des Busses starb ebenfalls. Eine offizielle Bestätigung aus Deutschland gibt es dafür bislang nicht. Bei dem toten Kleinkind soll es sich laut der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" um ein erst ein Jahr altes Mädchen aus Deutschland handeln.
15 Menschen wurden bei dem Unfall nach Angaben der Regionalbehörden verletzt. Zehn von ihnen befanden sich am Mittwoch noch auf der Intensivstation. Italienische Medien berichten, dass unter den Verletzten zwei Brüder aus Deutschland im Alter von 7 und 13 Jahren seien. Ihre Eltern waren demnach unter den Todesopfern.
Der Bus war nach Angaben der Feuerwehr von Venedig am Dienstagabend von einer Brücke über eine Eisenbahnlinie zwischen Mestre und Marghera gestürzt, zwei auf dem Festland befindlichen Stadtteilen Venedigs. Das Fahrzeug fing demnach nach dem Sturz Feuer. Der Bus befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks gegen 19.30 Uhr auf dem Rückweg vom historischen Zentrum Venedigs zu einem Campingplatz. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung.
Kritik an maroder Infrastruktur
Der Vorsitzende eines Verbands von Verkehrsunfallopfern, Domenico Musicco, erklärte, es handele sich um "eine Tragödie mit Ankündigung". Die betroffene Straße hätte eigentlich modernisiert werden müssen, um einen Bus-Absturz auszuschließen. Die Straße sei nur durch "ein einfaches Geländer" gesichert gewesen, betonte der Betreiber des Unfall-Fahrzeugs, Massimo Fiorese, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
"Das Ausmaß war schrecklich, weil er aus mehr als zehn Metern Höhe stürzte", schilderte Venedigs Feuerwehrchef Mauro Luongo. Erschwerend hinzugekommen sei, dass es sich um einen Elektrobus gehandelt habe und seine Batterien Feuer gefangen hätten.
Innenminister Matteo Piantedosi hatte von einem mit Erdgas betriebenen Bus gesprochen und gesagt, durch die Methangaszufuhr habe sich das Feuer "schnell ausgebreitet". Ein AFP-Fotograf beobachtete, dass Einsatzkräfte an dem auf dem Dach liegenden Buswrack zunächst darauf warten mussten, dass sich die Batterie des Busses abkühlte.
Spekulation über medizinischen Notfall
Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro sprach im Online-Netzwerk Facebook von einer "apokalyptischen Szene". Der Regierungschef der Region Venetien, Luca Zaia, sagte, wegen der "riesigen Tragödie" würden die Flaggen an Regierungsgebäuden auf Halbmast gesetzt, zudem wurde eine dreitägige Trauerzeit ausgerufen. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drückte "ihr tiefstes Mitgefühl" aus. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach den Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus.
Die Unglücksursache war zunächst unklar. Derzeit sei die Hauptvermutung, dass der Busfahrer während der Fahrt gesundheitliche Probleme bekommen habe, sagte Regionalpräsident Zaia. Auch Verkehrsminister Matteo Salvini nannte diese Vermutung. Um den Unfallhergang zu rekonstruieren, werteten Ermittler Bilder von Überwachungskameras aus.
Bei dem Bus handelte es sich um ein chinesisches Fabrikat vom Typ E12 Yutong. Er verkehrte normalerweise als Linienbus in Venedig, war aber von einem Privatunternehmen angemietet worden, um etwa 40 italienische und ausländische Touristen aus dem historischen Stadtzentrum zurück zu einem Campingplatz zu bringen.
Venedig ist eine der meistbesuchten Städte der Welt. Zu Spitzenzeiten übernachten in der Lagunenstadt 100.000 Touristen pro Nacht, hinzu kommen zehntausende Tagesbesucher.
Quelle: ntv.de, jki/joh/AFP