Der Dorn in jeder Beziehung Wie geht man mit eifersüchtigen Partnern um?
09.11.2025, 16:30 Uhr
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Eifersucht kann unsere sozialen Beziehungen belasten und zerstören.
(Foto: imago images / Panthermedia)
Rund 60 Prozent der Deutschen bezeichnen sich als eifersüchtig. Das kann zum echten Problem in Beziehungen werden. Doch wie geht man mit dem unguten Gefühl der Eifersucht um?
"Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft", sagt der Volksmund über den Dorn in zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn Eifersucht vereint das Schlimmste aus Ärger, Wut, Trauer und Stress und macht sich körperlich durch ein Engegefühl in der Brust, ein flaues Gefühl im Magen oder sogar Schwindel bemerkbar.
Eifersucht ist eng mit dem Neid verwandt, unterscheidet sich aber in der Perspektive. "Beim Neid will ich etwas haben, was mir noch nicht gehört. Bei der Eifersucht will ich etwas bewahren, was ich schon habe", erklärt Paartherapeut Dr. Wolfgang Krüger im Gespräch mit ntv.de.
Daher lasse sich die Eifersucht besser romantisieren. Niemand will als neidisch gelten, Eifersucht geben manche zumindest in Beziehungen offen zu, quasi als messbarer Wert ihrer Liebe.
Sechs von zehn Menschen sind eifersüchtig
"Die Eifersucht ist ein furchtbares Gefühl, weil ich mich klein fühle und weil ich von der Zuwendung eines anderen Menschen abhängig bin", sagt Krüger. Sie ist nicht konstruktiv und wir können das schlechte Gefühl kaum konstruktiv bekämpfen, wie etwa die Wut, die wir in Taten umwandeln können.
Viele versuchen das Gefühl der Eifersucht daher zu verdrängen und wollen nicht, dass andere sie als eifersüchtig sehen. Dabei schätzen sich laut einer Elitepartner-Studie von 2022 rund 60 Prozent der Frauen und Männer als eifersüchtig ein. Nur etwa zehn Prozent der Befragten geben an, nie Eifersucht zu verspüren. "Wir erleben eine geringe Eifersucht im Grunde als ein Liebessignal", so Krüger. Doch wann schlägt das um?
Eifersüchtig auf die anderen
In vielen Fällen schleicht sich die Eifersucht langsam und unerwartet in unser Bewusstsein. Das kann in Liebesbeziehungen sein, aber auch in Freundschaften, Kollegenkreisen und unter Geschwistern. Laut Krüger tritt die Eifersucht in drei unterschiedlichen Ausprägungen auf. "Sie kann ein mildes Warnsignal sein oder nur in bestimmten Situationen auftreten. Oder sie kann ein Gefühl sein, das das gesamte Handeln durchzieht".
Bei Letzterem werden Beziehungen zur Zerreißprobe. Die Partner fühlen sich zu Recht kontrolliert, der Selbstwert sinkt und die Beziehung leidet. Wer an sich arbeitet, kann der Eifersucht aber auch etwas Positives abgewinnen. Denn gerade in Paarbeziehungen kann die Eifersucht auch motivierend wirken.
"Häufig spielt Eifersucht nur dann eine Rolle, wenn die Beziehung schon einige Abnutzungserscheinungen hat", sagt Krüger. Vielleicht spricht die Partnerin mit einem Funkeln in den Augen von dem neuen Kollegen? Oder der Partner geht wegen der attraktiven Trainerin viel lieber ins Fitnessstudio? In solchen Fällen fühlt sich der eifersüchtige Partner oftmals motiviert, wieder mehr um das Gegenüber zu werben. Konkurrenz belebt also auch das Geschäft der Liebe. Nicht immer gelingt es allerdings, aus der Eifersucht herauszukommen.
Wann wird Eifersucht zum Problem?
In Beziehungen können immer mal wieder Situationen entstehen, in denen ein Partner eifersüchtig ist. "Im Normalfall reden sie nicht offen über Eifersucht, sie kommt aber trotzdem zutage", erklärt Krüger. Selbst wenn die Situation selbst also nicht angesprochen wird, hallt sie nach. "Ein Partner ist dann besonders maulig", sagt der Therapeut und beschreibt eine mögliche Ersatzhandlung. Er beschwert sich etwa über zu schnelles Fahren auf dem Weg nach Hause nach einem intensiven Partygespräch mit jemand anderem, obwohl das Fahrtempo nie ein Problem war. Der eifersüchtige Partner ist also verstimmt und sucht sich ein Ventil.
An diesem Punkt entscheidet sich, ob die Eifersucht zum Problem wird. "Sie wird destruktiv, wenn sie dazu führt, das eigene Verhalten nicht mehr reflektieren zu können", sagt Krüger. Intensiviert sich das Gefühl, endet es meist in Kontrollfragen und das Gegenüber fühlt sich eingeengt. Mit wem triffst du dich? Warum willst du dahin? Von wem stammt die Nachricht?
Laut verschiedener Umfragen soll etwa jeder Vierte schon heimlich das Handy des Partners nach Hinweisen auf eine Affäre durchsucht haben - die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Denn zugeben möchten viele ihre Eifersucht nicht.
Raus aus der Eifersuchtsfalle
Man kann sich seine Eifersucht allerdings wieder abtrainieren, sagt Krüger. "Sie können sich darüber informieren, möglicherweise etwas nachlesen, vielleicht den Freundeskreis intensivieren und letzten Endes selbstbewusster werden", beschreibt er den Weg raus aus der einschränkenden Eifersucht. Offene Kommunikation kann auch in diesem Fall helfen. Zeigt der eifersüchtige Partner keine Einsicht, wird es schwierig.
Denn ihn mit seiner Eifersucht zu konfrontieren, habe in den meisten Fällen nur mäßigen Erfolg. "Vor allem dann, wenn der Partner sagt: Da ist gar nichts", so Krüger. Bei einer stark ausgeprägten Eifersucht helfe nur eine Therapie.
Quelle: ntv.de