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Vergehen nur "Geringfügigkeit" Ermittler ließen "White Tiger" 2021 nach Geständnis gehen

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Die Polizei kennt den "White Tiger" schon länger.

Die Polizei kennt den "White Tiger" schon länger.

(Foto: picture alliance / Maximilian Koch)

Hamburger Polizisten nehmen einen berüchtigten Pädokriminellen fest, nachdem sie von den USA einen Hinweis erhalten. Jetzt kommt heraus: Die Warnung ging bereits vor vier Jahren ein. Der Junge wird zwar bereits damals verhört, aber gravierende Vergehen stellen die Ermittler nicht fest.

Die Hamburger Polizei hat bereits 2021 gegen den als "White Tiger" auftretenden Pädo-Sadisten ermittelt, der im Internet Kinder sexuell missbraucht und in den Suizid getrieben haben soll. Laut Berichten von "Zeit" und "Hamburger Morgenpost" waren die Ermittler durch einen Hinweis des US-amerikanischen National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC) auf den mittlerweile 20-jährigen Deutsch-Iraner aufmerksam geworden.

Damals seien die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Besitz jugendpornografischer Aufnahmen jedoch nach einer Vernehmung des Verdächtigen wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Angaben.

Erst vor gut einem Monat war der Verdächtige in Hamburg in der elterlichen Wohnung unter anderem wegen Mordverdachts festgenommen worden. Er sitzt nun im Jugendgefängnis auf der Elbinsel Hahnöfersand bei Jork in Niedersachsen in Untersuchungshaft.

Den Hinweis aus den USA hatte das Bundeskriminalamt demnach 2021 an das Hamburger LKA weitergegeben. Bei einer Vernehmung habe der damals 16-Jährige zugegeben, als "White Tiger" mit zwei minderjährigen Userinnen auf der Plattform Discord Chats mit jugendpornografischen Inhalten geführt zu haben. Zudem hätten die Chats mit einer der Minderjährigen auch Aufforderungen zu selbstverletzenden Handlungen sowie die Bestärkung eines vom Opfer selbst geäußerten suizidalen Gedankens enthalten. Die Staatsanwaltschaft bestätigte auch, dass der heute 20-Jährige schon damals in dem NCMEC-Bericht als Mitglied der sadistischen Internet-Gruppe 764 genannt wurde.

Vorwürfe wiegen schwer

Heute werden ihm unter anderem Mord, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung, teils schwerer sexueller Missbrauch von Kindern sowie Besitz von kinderpornografischen Dateien vorgeworfen. Er soll Kopf einer Gruppe von Cyberkriminellen sein, die aus sexueller Motivation heraus acht Kinder im Alter von 11 bis 15 Jahren im Internet zu Gewalt gegen sich selbst gezwungen haben.

Die Kinder stammen den Angaben der Ermittlungsbehörden zufolge aus Deutschland, England, Kanada und den USA. Ein 13-jähriger US-Amerikaner wurde demnach in den Suizid getrieben. Eine 14-jährige Kanadierin habe versucht, sich umzubringen.

Nach dem NCMEC-Report war zunächst die Mutter des Verdächtigen vorgeladen worden, weil unklar war, wer von den an der Wohnanschrift gemeldeten vier Personen die Dateien im Internet hochgeladen hatte. Die Mutter war die Anschlussinhaberin, wie mim durch die Recherchen bekannt wurde.

764-Gründer zu 80 Jahren Haft verurteilt

Im November 2021 sei sie zusammen mit ihrem Sohn bei der Polizei erschienen. Dieser habe die Tat dann nach rechtlicher Belehrung zugegeben und sei wenig später noch einmal vernommen worden. Drei Tage später wurde das Ermittlungsverfahren gegen den 16-Jährigen wegen Geringfügigkeit eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.

Die internationale Gruppe 764 war im April von der Staatsanwaltschaft des Distrikts Washington als nihilistisches extremistisches Netzwerk klassifiziert worden. Das Netzwerk, das über Untergruppen verfügen soll, agiere online und habe es vor allem auf Kinder abgesehen, hieß es in einer Mitteilung. 764 ist laut einem Bericht der "Washington Post", die sich auf Angaben des FBI bezieht, Teil der Postleitzahl der texanischen Stadt Stephenville - der Heimatstadt des Netzwerkgründers, der nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft in den USA zu 80 Jahren Haft verurteilt wurde.

Quelle: ntv.de, mpa/dpa

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