Panorama

Aber kein Grund zur Sorge Erster Fall von Affenpocken in Deutschland bestätigt

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Diese vom Robert-Koch-Institut (RKI) zur Verfügung gestellte elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt das Affenpockenvirus.

(Foto: dpa)

Weltweit registrieren die Gesundheitsbehörden Menschen, die sich mit dem Affenpockenvirus infiziert haben. Nun erfolgt der erste Nachweis auch in Deutschland. Die seltene Erkrankung verläuft in der Regel mild.

Nach Fällen von Affenpocken in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern ist auch in Deutschland erstmals eine Infektion nachgewiesen worden. Wie das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Freitag in München mitteilte, wurde das Virus am Donnerstag bei einem Patienten zweifelsfrei bestätigt. Der Patient wird seit Freitag in einer Klinik in München-Schwabing versorgt, wie das städtische Klinikum mitteilte. Er seit dort vom übrigen Klinikbetrieb isoliert.

Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums handelt es sich um einen 26-jährigen Brasilianer, der von Portugal über Spanien nach Deutschland einreiste und sich seit etwa einer Woche in München aufhält. Zuvor war er in Düsseldorf und Frankfurt am Main. Derzeit werden durch das Münchner Gesundheitsreferat weitere enge Kontaktpersonen ermittelt. Als der Mann erste Symptome bemerkte, ließ er sich den Angaben zufolge umgehend medizinisch untersuchen. Ein danach bei der Bundeswehr vorgenommener spezieller PCR-Test bestätigte die Infektion schließlich.

Der Patient hat der Klinik zufolge mit leichten Schluckstörungen und erhöhter Temperatur geringfügige Symptome, er zeigt zudem die typischen Pusteln. Aktuell benötigt er keine spezielle Medikation. Die Münchner Klinik beschafft aber vorsorglich ein Spezialpräparat, das seit Anfang 2022 in der EU für die Behandlung von Affenpocken zugelassen ist.

"Es war nur eine Frage der Zeit"

Am heutigen Freitag wurden auch zwei erste Fälle der seltenen Virusinfektion in Belgien bekannt. Sie wurden von Virologen in verschiedenen Städten festgestellt. Der flämische Sender VRTNWS berichtete allerdings, dass beide Patienten dieselbe Party besucht hätten. Die erste infizierte Person, die in Antwerpen diagnostiziert wurde, ist Behördenangaben zufolge nicht ernsthaft erkrankt und befindet sich zusammen mit ihrem Partner in Isolation. Bei dem zweiten Fall handelt es sich um einen Mann aus der Region Flämisch-Brabant, wie der Virologe Marc Van Ranst aus Leuven auf Twitter mitteilte. Auch er soll nicht ernsthaft erkrankt sein.

In Spanien stieg die Zahl der Infektionen derweil um 14 auf insgesamt 21 Fälle, wie die Behörden in Madrid mitteilten. Fälle von Affenpocken waren zuletzt bereits in Großbritannien, den USA und Portugal bekannt geworden. Spanien, Italien und Frankreich meldeten am Donnerstag die ersten Fälle.

Das Robert-Koch-Institut rief daher zu Wachsamkeit auf. Besonders Reiserückkehrer aus Westafrika sowie Männer, die Sex mit Männern haben, sollen demnach bei ungewöhnlichen Hautveränderungen unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation infizierten sich bisher vor allem schwule oder bisexuelle Männer.

"Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden", erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Ärzte und Patienten seien durch die bisherigen Fälle sensibilisiert. "Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann", betonte der Minister. "Das kann aber nur gelingen, wenn schnell gehandelt wird."

Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge

Zu den Symptomen der Viruserkrankung gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Laut dem Robert-Koch-Institut verläuft eine Infektion in der Regel milder als die herkömmlichen Pocken. Doch auch schwere Verläufe und Todesfälle sind möglich, wenn auch selten. Zu den Risikogruppen gehören Kinder und immungeschwächte Personen. In manchen Fällen kann es zu Dauerschäden wie Erblindung oder Narben kommen. Die meisten Infizierten erholen sich jedoch innerhalb weniger Wochen.

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Bei Affenpocken handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die von Tieren - vermutlich vor allem von Nagetieren - auf Menschen übertragen werden. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber bei engem Kontakt möglich. Sie erfolgt durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten. Die Viruserkrankung tritt hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht.

Erste Fälle wurden auch in Australien und Kanada bekannt. Australien meldete heute einen ersten Fall von Affenpocken bei einem männlichen Reisenden, der vor Kurzem aus Großbritannien zurückgekehrt war. Ein weiterer Verdachtsfall, bei einem Mann, der ebenfalls kürzlich nach Europa gereist war, wird noch geprüft. In Kanada wurden zwei Fälle in der Provinz Quebec gemeldet, die ersten bestätigten Infektionen in dem Land. Die Behörden gehen zudem 17 Verdachtsfällen nach.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/rts/dpa

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