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Fragen und Antworten Wie gefährlich ist das Affenpockenvirus?

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Die von der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA zur Verfügung gestellten Bilder zeigen die charakteristischen Pocken.

Die von der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA zur Verfügung gestellten Bilder zeigen die charakteristischen Pocken.

(Foto: UK Health Security Agency (UKHSA))

Nach mehreren Fällen von Affenpocken in Großbritannien mahnt das Robert-Koch-Institut zu erhöhter Wachsamkeit. Denn auch wenn es sich nicht um den ersten Ausbruch außerhalb Afrikas handelt, gibt es eine Besonderheit. Doch welche Symptome kommen vor, und wie gefährlich ist die Virusinfektion überhaupt?

Was sind die Affenpocken?

Affenpocken sind eine Viruserkrankung. Die Affenpockenviren gehören zu einer Unterfamilie der herkömmlichen Pockenviren. Ähnlich wie bei den herkömmlichen Pocken bilden sich im Verlauf einer Infektion oftmals Bläschen am Körper. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei Wochen.

Wie sind Affenpocken übertragbar?

Affenpocken kommen zwar bei Affen vor, Überträger sind aber vermutlich Nagetiere. Seit dem Ende der Pockenschutzimpfung im Jahr 1980 gibt es vor allem in Afrika immer wieder Fälle von infizierten Menschen, da weite Teile der Bevölkerung des Kontinents keinen Impfschutz mehr haben. Menschen können sich über Tierbisse, aber auch durch Kontakt mit Sekreten, Tröpfcheninfektionen oder den Verzehr von Affenfleisch anstecken. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. Sie erfolgt durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) beschreibt Infektionsketten von bis zu sechs Menschen. Ebenso ist eine sexuelle Übertragung möglich. Grundsätzlich ist die Ansteckungsgefahr allerdings gering, laut der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) sind nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt ansteckend.

Welche Symptome gibt es?

Die Viruserkrankung ruft meistens nur milde Symptome hervor. Nach UKHSA-Angaben zählen zu den ersten Krankheitsanzeichen: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Erschöpfung. Es kann sich ein Ausschlag entwickeln, der sich oft ausgehend vom Gesicht auf andere Körperteile ausbreite. Der Ausschlag sieht je nach Phase unterschiedlich aus und kann Windpocken und Syphilis ähneln.

Wie gefährlich ist die Krankheit?

Laut dem RKI verläuft eine Infektion in der Regel milder als die herkömmlichen Pocken. Doch auch schwere Verläufe und Todesfälle sind möglich. Zu den Risikogruppen gehören Kinder und immungeschwächte Personen. In manchen Fällen kann es zu Dauerschäden wie Erblindung oder Narben kommen. Die meisten Infizierten erholen sich jedoch innerhalb weniger Wochen.

Welche Ausbrüche sind bekannt?

In West- und Zentralafrika kommt es in den letzten Jahren vermehrt zu Ausbrüchen bei Menschen. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gab es in Nigeria zwischen September 2017 und Ende April 2022 558 Verdachtsfälle mit Affenpocken, 241 davon sind bestätigt. In diesem Zeitraum sei es zu acht Todesfällen durch Affenpocken gekommen.

Fälle außerhalb von Afrika sind selten und laut einem Fachartikel des RKI erst in drei weiteren Ländern nachgewiesen: den USA, Israel und Großbritannien. Bei einem großen Ausbruch in den USA im Jahr 2003 steckten sich über 30 Menschen in mehreren Bundesstaaten an. Das Virus wurde damals mit dem Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschleppt. Die Betroffenen sollen sich nicht direkt bei diesen Tieren angesteckt haben, sondern durch Kontakt zu Präriehunden, die vor ihrem Weiterverkauf in der Nähe der ghanaischen Tiere gehalten worden waren. Aus Deutschland sind keine Fälle bekannt.

Was macht die aktuellen Fälle in Großbritannien besonders?

In Großbritannien gab es Ende 2018 bereits drei Fälle, im Jahr 2021 einen weiteren. Bei dem derzeitigen Fallaufkommen im Land sind sieben Menschen nachweislich mit Affenpocken infiziert. Zunächst wurde ein Fall vom 7. Mai bekannt, der offenbar auf einen Reiserückkehrer aus Nigeria zurückgeht. Bei vier der insgesamt sieben Erkrankten soll es sich um Männer handeln, die Sex mit anderen Männern hatten. Sie sollen sich in London angesteckt haben. Es wird vermutet, dass sich das Virus in dieser Gruppe einfacher verbreitet. Besonders ist, dass die sieben Fälle zum Teil nicht miteinander zusammenhängen. Mitunter sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt hätten. Bislang gab es das außerhalb Afrikas nicht.

Ist das ein Grund zur Sorge?

Dem UKHSA zufolge ist diese Häufung der Fälle ungewöhnlich. Die Gefahr für die Bevölkerung sei aber gering. Es gilt als äußerst unwahrscheinlich, dass sich der Ausbruch zur Epidemie entwickelt. Der nigerianische Virologe Oyewale Tomori warnt in einem Interview jedoch davor, dass es derzeit kein weltweites System gebe, die Verbreitung von Affenpocken zu kontrollieren.

Was tun bei Verdacht?

Wie auch die Pocken sind Affenpocken in Deutschland meldepflichtig. Das RKI fordert Ärztinnen und Ärzte in Deutschland auf, wachsam zu sein. Affenpocken sollten bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, auch wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen". Das RKI etwa bietet eine molekulare Diagnostik zur Identifizierung von Affenpocken an. Auch die britische Infektionsbehörde fordert insbesondere homo- und bisexuelle Männer auf, auf Ausschläge und Verletzungen an ihrem Körper, vor allem im Genitalbereich zu achten. Die WHO empfiehlt eine Isolierung bei einer nachgewiesenen Infektion.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Derzeit gibt es keine spezielle Behandlung einer Affenpocken-Infektion. Es gibt allerdings Möglichkeiten, den Symptomen der Krankheit mit Medikamenten entgegenzuwirken. In einem frühen Stadium einer Infektion könne man den Verlauf abschwächen, indem man den Pockenimpfstoff verabreicht, heißt es im Wissenschaftsmagazin "Spektrum". Zudem gibt es einen Lebendimpfstoff, der in den USA für gezielte Impfungen bei möglichen zukünftigen Ausbrüchen verabreicht werden kann. In Deutschland ist dieser nicht zugelassen.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 18. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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