Alarmierende Entwicklung Extremisten nutzen Gaming-Foren für Radikalisierung
12.06.2025, 11:49 Uhr Artikel anhören
Nicht immer bekommen Eltern mit, wenn ihre Kinder unter den Einfluss extremistischer Gruppen geraten.
(Foto: dpa)
Viele Kinder und Jugendliche spielen online, das kann einfach nur ein Hobby sein. Extremisten nutzen die Online-Plattformen aber immer häufiger als Rückzugsräume - und als Rekrutierungslager. Im Visier haben sie vor allem die jungen Spielenden.
Wenn junge Zocker zur Zielscheibe werden: Extremisten nutzen immer häufiger Gaming-Plattformen, um Kinder und Jugendliche anzusprechen. Die digitale Radikalisierung von Kindern stelle eine zunehmende Bedrohung dar, teilte das baden-württembergische Innenministerium mit. Das Land will sich deshalb auf der Innenministerkonferenz in Bremerhaven für mehrere Maßnahmen im Kampf gegen die Radikalisierung auf Gaming-Plattformen einsetzen.
Extremistische Gruppen, besonders Rechtsextremisten, Islamisten und Verschwörungsideologen - nutzen nach Angaben des Ministeriums gezielt Online- und Gaming-Plattformen, um junge Menschen niedrigschwellig anzusprechen und ideologisch zu beeinflussen. "Der Kontakt erfolgt oft - unbemerkt von Eltern oder pädagogischen Fachkräften - über Voice-Chats, private Gruppen oder getarnte Inhalte", teilte das Landesministerium mit. Bestimmte Gaming-Foren dienten als Rückzugsräume für extremistische Akteure, die dort ungehindert Ideologien verbreiten könnten. Anonymität und technische Barrieren erschweren die Intervention durch die Sicherheitsbehörden.
Im Kampf gegen die Radikalisierung stehen die Behörden noch relativ am Anfang: Die Innenminister sollen deshalb auf Initiative des Südwestens beschließen, dass extremistische Rekrutierungsstrategien in sozialen Medien, Online-Foren und Gaming-Plattformen umfassend analysiert werden. Auch sollen Handlungsvorschläge für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden, Plattformbetreibern und Institutionen des Jugend- und Medienschutzes erarbeitet werden.
Strobl spricht von "gefährlichem Sog"
"Kinder und Jugendliche verbringen heute ganz selbstverständlich einen erheblichen Teil ihrer Zeit online - in sozialen Netzwerken, auf Video-Plattformen, in Foren oder auf Gamingplattformen", sagt Baden-Württembergs CDU-Innenminister Thomas Strobl. "Dabei geraten sie zunehmend auch in den Fokus extremistischer Akteure." Die Entwicklung in der Gaming-Szene sei alarmierend.
"In Voice-Chats, Foren und sogar direkt in Spielen selbst nutzen extremistische Gruppen die Nähe zu jungen Menschen, um Vertrauen aufzubauen, ihre Ideologie zu verankern - und sie damit, oft schleichend, oft unbemerkt, zu manipulieren", betont Strobl. Gerade in sozialen Medien wirkten Algorithmen als Verstärker. "Wer einmal auf extremistische Inhalte stößt, bekommt ständig auch ungefragt immer mehr davon. Dieser Rückzug aus der demokratischen in eine ideologische Welt wird dann schnell zum gefährlichen Sog."
Quelle: ntv.de, sba/dpa