Erste erleichterte Visa erteilt Fast 40.000 Tote alleine in der Türkei
17.02.2023, 22:05 Uhr Artikel anhören
Menschen in der Provinz Hatay im Südosten der Türkei versammeln sich in einem Fußballstadion und beten für die Toten unter den Erdbebenopfern.
(Foto: picture alliance / AA)
Eineinhalb Wochen nach den verheerenden Beben in der Türkei steigt die Zahl der Toten in dem Land wie im angrenzenden Syrien weiter. Vereinzelt finden Retter noch Überlebende. Während Deutschland erste erleichterte Visa ausstellt, wollen türkische Juristen Baupfusch mithilfe einer App aufdecken.
Die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Erdbeben getötet wurden, ist auf 39.672 gestiegen. Das teilte der türkische Innenminister Süleyman Soylu laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. In Syrien sind bisher rund 5900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmäßig aktualisiert. Die Bergungsarbeiten in den betroffenen Regionen in der Türkei halten derweil an. Auch nach anderthalb Wochen werden dabei immer noch Menschen lebend geborgen - am Freitagabend etwa wurde ein Mann nach 278 Stunden gerettet, wie die Istanbuler Feuerwehr und staatliche Medien berichteten. Wie der Mann so lange überleben konnte, wurde zunächst nicht bekannt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Der Überlebende wurde aus einem Trümmerberg geborgen, wie auf einem Video zu sehen war, das der Bürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, in Online-Netzwerken teilte. Der zur politischen Opposition gehörende Bürgermeister hatte Rettungsteams aus Istanbul in das Erdbebengebiet geschickt.
Erste Visa ausgestellt
Das Auswärtige Amt in Berlin teilte unterdessen mit, wenige Tage nach der Ankündigung eines vereinfachten Verfahrens seien in der Türkei schon die ersten Visa an vom Erdbeben Betroffene ausgestellt worden.
Das Bundesinnenministerium hatte mitgeteilt, Erdbeben-Betroffene sollten rasch reguläre Visa für die Einreise nach Deutschland erhalten können, die drei Monate gültig sein sollen. Es gehe um "Hilfe in der Not". Laut Auswärtigem Amt gilt das vereinfachte Verfahren für Verwandte ersten und zweiten Grades von Menschen, die bereits in Deutschland leben. Letztere müssen eine Verpflichtungserklärung abgeben, dass sie für ihre Angehörigen sorgen werden.
Unterdessen gehen in der Türkei auch mehr als eineinhalb Wochen nach den schweren Beben die Bergungsarbeiten weiter. Nach Angaben des türkischen Vize-Präsidenten Fuat Oktay dauern diese an weniger als 200 Orten in der Region an.
Bergung dauert an, Aufarbeitung beginnt
Neben der physischen Bergung arbeiten seit Tagen auch viele Menschen in der Türkei, aber auch in anderen Ländern daran, Informationen digital zusammenzusuchen und Daten für Rettungsteams zu filtern. Auch in Berlin und andernorts zeigten Menschen hierbei ihre Solidarität und beteiligten sich, etwa am Projekt "Afetharita" (Übersetzung: Katastrophen-Karte). Hierbei werden Hilfeaufrufe von Opfern, Angehörigen oder Freunden, die über Twitter veröffentlicht wurden, auf einer Karte sichtbar gemacht. Künstliche Intelligenz ist hierbei am Werk, freiwillige Helferinnen und Helfer unterstützen aber und prüfen etwa anhand von Google Maps, ob Koordinaten und Namen von Apartments Sinn machen. In der Türkei haben Gebäude oft Namen. Das Ziel: Anhand der somit zentralisierten Daten sollen Rettungskräfte rasch und vor allem effektiv agieren können.
Eine weitere Art von Anwendung wurde unterdessen von der Vereinigung der Rechtsanwaltskammern der Türkei (TBB) entwickelt. Hierbei geht es darum, Pfusch am Bau aufzudecken. Nutzerinnen und Nutzer sollen eingestürzte Häuser fotografieren und etwa 360 Grad-Videos von Betonstücken machen, bevor Trümmer weggeräumt werden und damit auch Beweise, wie in einem Bericht von "Cumhuriyet" erklärt wird. Berichte über Pfusch am Bau hatten zuvor die Runde gemacht, von Gebäudetrümmern, die in Händen wie Sand zerrieseln, von Bauverantwortlichen, die sich ins Ausland abzusetzen versuchen.
Die Soforthilfe der "Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V." für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien hat begonnen.
Mit Ihrer Spende kümmern wir uns mit unseren Partnern wie I.S.A.R. Germany unter anderem um die Bergung von Verschütteten, die medizinische Versorgung von Verletzten sowie um die Durchführung von lebenswichtigen Soforthilfe-Maßnahmen, wie der Lieferung von Medikamenten, Wasser und Lebensmitteln.
Senden Sie eine SMS mit dem Wort "Erdbeben" an die 44 8 44. (10 Euro/SMS + ggf. Kosten für den SMS-Versand). Dann helfen Sie sofort mit 10 Euro.
Helfen Sie per Überweisung
Empfänger: Stiftung RTL, Konto: DE55 370 605 905 605 605 605, Bank: Sparda-Bank West, BIC: GENODED1SPK, Verwendungszweck: ERDBEBEN
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Quelle: ntv.de, mpe/dpa/AFP