Bewohner geben Heimat auf Flammen drohen Ferienort auf Rhodos zu verschlingen
26.07.2023, 08:18 Uhr Artikel anhören
Anwohner Gennadis stehen auf ihren Dächern vor riesigen Flammen und versuchen mit Wasserschläuchen ihre Häuser zu retten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Rund 3000 Freiwillige und Dorfbewohner helfen der Feuerwehr, die Brände rund um das griechische Dorf Gennadi zu löschen. Ihre Mühe könnte vergebens sein. Starke Winde treiben das Feuer weiter hinein in den Ort, der ihm schließlich zum Opfer fallen könnte.
Freiwillige Helfer und Dorfbewohner haben am Abend das Dorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos bis auf Weiteres aufgegeben. Aktuelle Bilder zeigten, wie die Flammen im Dorf lodern und gewaltige Rauchwolken aufsteigen. Die Feuerwehr kämpft jedoch weiter gegen die Flammen, die bereits Lagerhallen und Häuser ergriffen hatten.
"Kurz zuvor standen die Menschen noch mit Wasserschläuchen und Eimern auf den Dächern der Häuser, nun mussten sie sich zurückziehen", sagte ein Augenzeuge. Der beliebte Strandort Gennadi im Südosten der Ferieninsel Rhodos war bereits am Montag von Bränden bedroht und deshalb evakuiert worden. Am Dienstag entflammte dann eine neue Feuerfront nahe der Ortschaft Vatí.
Dieses Feuer sei binnen einer Stunde von den starken Winden in das sieben Kilometer entfernte Dorf Gennadi getrieben worden, berichtete der Staatssender ERT. Neben der Feuerwehr hätten sich rund 3000 freiwillige Helfer und Dorfbewohner an den Löscharbeiten beteiligt. Beobachter glauben, dass der Ferienort den Flammen vollständig zum Opfer fallen könnte. Mit Tränen in den Augen sagte ein Einwohner einem Reporter vor Ort: "Ich werde hier sterben, wenn es sein muss. Ich liebe diese Insel".
Rhodos von Tourismus abhängig
Im Südosten von Rhodos brennt es bereits seit vergangener Woche - am Samstag mussten rund 19.000 Touristen und Einwohner aus Hotels und Dörfern vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Nach Angaben des Verkehrsministeriums kehrten bislang fast 3000 Urlauber mit dem Flugzeug nach Hause zurück, Reiseveranstalter sagten anstehende Reisen ab.

Brandzone auf Rhodos in Rot: Satellitenbild vom 24. Juli (Falschfarbenaufnahme).
(Foto: © European Union, Copernicus Sentinel-2 imagery)
Unzählige Tiere verendeten, teilten Tierschutzorganisationen mit. Ersten Schätzungen nach sollen allein auf der Insel Rhodos 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden sein, berichtete der staatliche Rundfunk. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erklärte, sein Land stehe an vorderster Front im Kampf gegen den Klimawandel, für den es keine einfache Lösung gebe. Es ist bereits absehbar, dass die Brände dem Tourismus in Griechenland schwer zusetzen werden. Das wiederum dürfte die Gesamtwirtschaft herunterziehen. Jeder fünfte Arbeitsplatz in Griechenland hängt an der Branche, auf Inseln wie Rhodos ist der Anteil noch deutlich höher. Vielerorts waren die Einheimischen verzweifelt.
Auf Rhodos sagte der Hotelier Lefteris Laoudikos, seine 200 überwiegend aus Deutschland, Großbritannien und Polen stammenden Gäste seien in Mietwagen evakuiert worden. Die Flammen seien dem Hotel sehr nahe gekommen und sein Vater und Helfer hätten versucht, die Flammen zu löschen. Sein Vater habe nicht gehen wollen. "Er sagte mir: 'Wenn ich gehe, wird es kein Hotel mehr geben'."
Der griechische Zivilschutz informierte derweil darüber, dass der Mittwoch extrem heiß werden soll - bis 46 Grad und vielleicht mehr. "Es ist ein explosiver Cocktail. Hitze, Winde und Brände", sagte eine Meteorologin. Das Ende der Hitze werde einen Tag später erwartet – mit Temperaturen um die 35 Grad.
Quelle: ntv.de, lve/ino/rts/dpa