Künftig nur noch Veggie-Menü Freiburg verbannt Fleisch und Fisch aus Schulen
18.10.2022, 18:35 Uhr
Fleisch oder Fisch kommen bisher an Freiburger Schulen und Kindergärten regelmäßig auf den Tisch - das soll sich nun ändern.
(Foto: picture alliance/dpa)
Fleischlos glücklich? Im südbadischen Freiburg bekommen Schul- und Kindergartenkinder ab dem kommenden Jahr nur noch ein vegetarisches Einheitsmenü. Weil der Beschluss auch eine Erhöhung der Mensapreise vorsieht, wird er vielen Eltern so gar nicht schmecken.
Kinder bekommen in städtischen Kitas und Grundschulen in Freiburg vom kommenden Schuljahr an nur noch vegetarisches Essen. Das beschloss der Gemeinderat der südbadischen Großstadt mehrheitlich. Zudem werden die Preise für Schulessen vom Schuljahr 2023/24 an schrittweise erhöht. Der Vorschlag hatte teils heftige Kritik geerntet, unter anderem von Elternbeiräten. Er wurde mit 27 Stimmen angenommen, es gab 14 Gegenstimmen.
Bisher gibt es zwei Essensvarianten, wobei auch Fleisch und Fisch auf die Teller kommen. Die Stadt schränkt die Auswahl beim warmen Mittagessen vor allem aus Kostengründen ein. Auf längere Sicht sei es möglich, die Regelung mit dem Einheitsmenü auch auf weiterführende Schulen anzuwenden. Der Anteil von Bio-Produkten bei der Schul- und Kita-Verpflegung soll auf 30 Prozent steigen - bisher sind es 20 Prozent.
Freiburger Eltern kritisieren Preiserhöhung
Im Stadtparlament gab es bereits vorab Widerspruch. Stadtrat Franco Orlando von der Fraktion der FDP und BFF (Bürger für Freiburg) erklärte beispielsweise, der Stadtspitze unter dem parteilosen Oberbürgermeister Martin Horn sei "Fleischkonsum ein Dorn im Auge". Größte Fraktion im Freiburger Gemeinderat sind die Grünen, gefolgt von SPD und den Linksalternativen "Eine Stadt für alle“.
Auch der Landeselternbeirat Baden-Württemberg formulierte deutliche Einwände. Eltern müssten bereits für die Beförderung der Kinder zur Schule zahlen, sagte der Vorsitzende Michael Mittelstaedt. Neue Kosten für Eltern sollte es nicht geben. "Mit welcher Rechtfertigung soll vegetarisches Essen mehr kosten als fleischhaltiges Essen? Bio-Siegel? Lachhaft", sagte Mittelstaedt. Es sei eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, Essgewohnheiten zu ändern. "Damit wären Subventionen hier mehr als angebracht."
Der Vizevorsitzende des Freiburger Gesamtelternbeirats, Sebastian Kölsch, kritisierte, der Elternbeitrag für ein Schul-Mittagessen von derzeit von 3,90 Euro solle bis September übernächsten Jahres auf 4,80 Euro steigen. "Freiburg liegt mit seinen Preisen bei Großstädten im Südwesten nach unseren Recherchen schon jetzt an der Spitze", sagte er.
Elternrat: Kinder könnte Appetit auf Schulessen vergehen
Kölsch bemängelte auch, dass es künftig keine Wahlmöglichkeit mehr für Kinder geben solle. "Die Wahl zwischen Gemüselasagne und Dampfnudeln ist auch eine Auswahl", sagte er. Der Gesamtelternbeirat könne sich ein Streichen des Fleischs vorstellen - das sei auch bei zwei Menü-Linien zu machen. Auch eine optionale Fleischbeilage zum vegetarischen Gericht sei denkbar, zum Beispiel einmal wöchentlich.
Es sei zu befürchten, dass künftig weniger Kinder am Schulessen teilnehmen werden, sagte Kölsch. Es sei auch sehr wichtig, wie an den Schulen gegessen werde. "Erstklässler müssen auf Erwachsenenstühlen essen - das sind die eigentlichen Probleme."
In Karlsruhe, einer anderen badischen Großstadt, gibt es keine vergleichbaren Pläne. Das Angebot eines zweiten Menüs sei wichtig, um auf die persönlichen Vorlieben der Essensteilnehmer einzugehen und damit die Akzeptanz zu erhöhen", teilte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit.
In den Kantinen der Freiburger Stadtverwaltung geht es bereits "fleischsensibel" und regional zu, wie die Stadt in einer Broschüre zur ambitionierten Nachhaltigkeitspolitik der südbadischen Kommune berichtete.
Quelle: ntv.de, bek/dpa