Bilanz der Feierlichkeiten Fünf Tote in Silvesternacht durch Feuerwerk - viele Festnahmen
01.01.2025, 10:38 Uhr Artikel anhören
In mehreren Städten wurden Einsatzkräfte mit Raketen und Böllern attackiert.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren in der Silvesternacht im Dauereinsatz. Dennoch zeigen sich die Behörden in ersten Bilanzen zufrieden. Größere Zwischenfälle bleiben aus. Wieder einmal gibt es jedoch mehrere Tote durch Feuerwerksunglücke.
Deutschland ist mit farbenprächtigen Feuerwerken und ausgelassenen Partys ins neue Jahr 2025 gestartet. Allerdings wurden die Feierlichkeiten von mehreren Zwischenfällen mit Feuerwerk und Böllern überschattet. Mindestens fünf Menschen starben, viele weitere wurden verletzt. Es gab abermals Angriffe auf Einsatzkräfte. Größere Zwischenfälle sind laut einer ersten Bilanz der Polizei bislang aber nicht bekannt geworden. Weltweit feierten Milliarden Menschen den Jahreswechsel.
In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger, wie ein Sprecher des Lagezentrums sagte. Der Mann habe eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet, teilte die Polizei mit. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. Der Mann habe bei der Explosion schwere Kopfverletzungen erlitten und sei später im Krankenhaus gestorben, hieß es. Zudem wurde laut Polizei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt. Auch er habe mit Feuerwerk hantiert, als dieses explodierte.
Am Rande des Ortes Geseke in Nordrhein-Westfalen starb ein 24-Jähriger bei der Explosion eines Böllers. "Es sieht zumindest nicht so aus, als sei es ein handelsübliches Feuerwerk gewesen", sagte eine Polizeisprecherin. Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller.
Ein anderer Mensch wurde in der Nacht im Norden von Brandenburg tödlich verletzt, ein weiterer schwebte in Lebensgefahr. Zu dem Unfall sei es in Kremmen im Kreis Oberhavel gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Der Unfall ereignete sich demnach beim "Zünden von Pyrotechnik" und einem "unsachgemäßen Umgang" damit. Weitere Menschen im Umfeld des Opfers kamen dem Sprecher zufolge nach ersten Erkenntnissen zwar nicht zu Schaden. Allerdings musste die Bundespolizei zu dem Einsatz hinzugezogen werden.
Zu weiteren schweren Unfällen mit Feuerwerkskörpern kam es demnach auch in weiteren Orten in Brandenburg. In Rhinow im Landkreis Havelland wurden zwei Menschen durch Böller schwer im Gesicht verletzt, wie der Sprecher weiter sagte. In Havelsee-Fohrde nahe der Stadt Brandenburg an der Havel sei überdies ein Mensch durch die Explosion von Feuerwerkskörpern "lebensbedrohlich verletzt" worden.
Das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn behandelt nach eigenen Angaben am Morgen 15 Schwerverletzte - allein fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden. Mehrere Verletzte hätten einzelne Finger oder Teile der Hand verloren, teilte die Klinik mit. Auch Hörverluste und Brandwunden seien zu behandeln. "Das Team der Unfallchirurgen, Handchirurgie, des Brandverletztenzentrums, der HNO und auch der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hat zu tun", schrieb das UKB bei X. Es werde eine weiter steigende Zahl von Patienten erwartet: "Aus Erfahrung wissen wir, dass am Neujahrstag nach Abklingen von Alkohol und anderem viele Bölleropfer erst so richtig merken, wie schwer sie sich verletzt haben, und dann in unsere Rettungsstelle kommen."
In Hannover ist ein Jugendlicher schwer an der Hand verletzt worden. Auch hier sprechen die Ermittler von einem "unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkskörpern". Dem 14-Jährigen wurde dabei demnach ein Teil der rechten Hand abgetrennt.
Hunderte Festnahmen in Berlin
Auch wenn es größtenteils friedlich blieb, musste die Polizei mehrfach eingreifen. Allein in Berlin nahmen die Beamten nach eigenen Angaben 390 Menschen fest. Laut Innensenatorin Iris Spranger wurden 15 Polizisten und ein Feuerwehrmann verletzt. Die Berliner Feuerwehr bilanzierte bis zum Morgen 1892 Einsätze, darunter 825 Brände und 847 Rettungsdiensteinsätze. In 13 Fällen wurden Einsatz- und Rettungskräfte laut Feuerwehr angegriffen oder bei ihrer Arbeit behindert.
Zufrieden zeigte sich die Polizei mit Blick auf die Böllerverbotszonen in mehreren Stadtteilen. "Es hat dort keine größeren Gewalttätigkeiten gegeben. Es ist dort zu keinen größeren Zwischenfällen gekommen", sagte ein Sprecher. Insgesamt habe es in der Silvesternacht keine größeren Gewalttätigkeiten gegeben und es habe sich ausgezahlt, dass Polizisten Feuerwehrleute bei Einsätzen geschützt hätten, sagte ein weiterer Polizeisprecher.
Auch andernorts gab es Zwischenfälle: In Leipzig griffen etwa 50 Menschen Einsatzkräfte der Polizei mit Feuerwerk und Flaschen an. In Köln wurden nach Angaben der dortigen Polizei zwei Beamte durch Böller verletzt. Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr seien mit Feuerwerkskörpern beschossen worden. Etwas Ähnliches passierte auch in Hamburg. Bereits in den vergangenen Silvesternächten hatte es derartige Übergriffe gegeben.
Auch aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen wurden keine größeren Zwischenfälle gemeldet. In München randalierten mehrere Hundert Menschen und griffen Beamte an. Eine Polizeisprecherin sprach von schätzungsweise 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke.
Großbrand in Kreuzberg
In mehreren Städten und Gemeinden rückte die Feuerwehr aus, um Brände zu löschen. Häuser, Garagen, Schuppen, Autos und Müllcontainer standen in Flammen. Auch Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. In Berlin war der Notruf 112 zeitweise nur eingeschränkt verfügbar. Ein Großbrand ereignete sich in Kreuzberg, wo ein ehemaliges Parkhaus nach Feuerwehrangaben "auf zwei Etagen in ganzer Ausdehnung" brannte. Verletzt worden sei niemand. Ein ganz anderes Problem hatten viele Berliner. Ausgerechnet am Silvesterabend fiel in Teilen der Stadt wegen eines Rohrbruchs die Wasserversorgung aus.
Mancherorts fiel der Jahreswechsel wetterbedingt ruhiger aus als geplant. Im Norden Europas wird der Neujahrstag für viele stürmisch. Auf Sylt wurden die Feierlichkeiten an der Strandpromenade deswegen abgesagt. In Großbritannien mussten gleich an mehreren Orten Feuerwerk und Feiern ausfallen. Beim traditionellen Hogmanay-Festival in der schottischen Hauptstadt Edinburgh waren wegen stürmischen Wetters alle Veranstaltungen im Freien und das Feuerwerk am Edinburgh Castle abgesagt worden.
Über die Bühne ging Deutschlands größte Silvesterparty vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Laut Veranstalter kamen 60.000 Menschen. Zum Silvester-Showprogramm gehörten Auftritte der Rapperin Shirin David ("Bauch Beine Po") und weiterer Stars wie Maite Kelly, Bausa und Peter Schilling.
Vielerorts galt aber: Wer Silvester unter freiem Himmel verbringen wollte, hätte sich besseres Wetter gewünscht. Für die Hälfte Deutschlands gilt am Neujahrstag eine amtliche Warnung vor Sturmböen - von Sachsen über Thüringen nach Nordrhein-Westfalen bis hoch zur Nord- und Ostseeküste. Behörden warnten davor, bei starkem Wind Feuerwerkskörper zu zünden. "Es besteht die besondere Gefahr von Verletzungen und Bränden."
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP