Gesundheit geht über TerrorgefahrGericht verbietet Raucherecken in Schulen

Eigentlich dürfen Schüler in Frankreich nicht auf dem Schulgelände rauchen. Nach den Anschlägen von Paris wird das Verbot jedoch gelockert - aus Angst, die Jugendlichen könnten vor der Schule ein Ziel für Terroristen sein. Ein Gericht widerspricht.
Die nach den Anschlägen von Paris auf manchen Schulhöfen eingerichteten Raucherecken sind nach Auffassung eines Gerichts illegal. Das Verwaltungsgericht der Pariser Vorstadt Cergy-Pontoise gab einem Eilantrag von Anti-Tabak-Gruppen gegen die Lockerung des Rauchverbots auf Schulhöfen statt. Mit der Ausnahmegenehmigung wollte die französische Regierung verhindern, dass Gymnasiasten zum Rauchen das Schulgelände verlassen und so ein mögliches Anschlagsziel abgeben.
Auf Frankreichs Schulhöfen ist das Rauchen eigentlich schon seit zehn Jahren verboten. Nach den Anschlägen vom 13. November mit 130 Toten lockerten das Innen- und das Bildungsministerium die Vorgaben aber in einem Rundschreiben: Erlaubt wird vorübergehend die Einrichtung von Raucherecken, damit die Schüler in den Pausen zum Rauchen nicht vor die Schule gehen.
Gesundheit geht über Terror-Angst
Bei Nichtraucherschutz-Gruppen stieß die Lockerung des Rauchverbots aber auf massive Kritik. "Der Tod kommt nicht sofort, aber jeden Tag sterben 200 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums", sagte Gérard Audureau von der Organisation Rechte der Nichtraucher.
Rechte der Nichtraucher und eine zweite Organisation zogen deswegen vor das Verwaltungsgericht von Cergy-Pontoise, um in einem konkreten Fall eine Raucherecke in einem Gymnasium verbieten zu lassen. Das Gericht forderte den Rektor des Gymnasiums Paul-Lapie nun auf, die Vorgaben des Gesundheitsrechts einzuhalten, die das Rauchen in Schulen verbieten.
Die Kläger erhoffen sich von dem Richterspruch eine Signalwirkung. Die beiden klagenden Organisationen sind auch vor das Pariser Verwaltungsgericht gezogen, dort wird am 9. Mai ein Urteil erwartet.