Panorama

Es gibt ein Aber Göttingen erlaubt Oben-ohne-Schwimmen für alle

Ihr Bikini-Oberteil können die Göttingerinnen künftig zu Hause lassen.

Ihr Bikini-Oberteil können die Göttingerinnen künftig zu Hause lassen.

(Foto: picture alliance / VisualEyze)

Im vergangenen August wird eine Person aus einem Göttinger Spaßbad geworfen, weil sie sich im Becken ohne Oberteil aufhält. Der Vorfall sorgt für Kritik und hat Konsequenzen. Ab dem 1. Mai darf man in allen Schwimmbädern der Stadt oben ohne schwimmen. Eine Einschränkung gibt es trotzdem.

Vom 1. Mai an dürfen alle Badegäste ohne Oberkörperbekleidung Schwimmbäder in Göttingen besuchen - allerdings nur an bestimmten Tagen. Der Sportausschuss der Stadt sprach sich für eine entsprechende Regelung aus, wie ein Stadtsprecher bestätigte. Demnach ist das nun samstags und sonntags erlaubt. Die Regelung gelte für alle Schwimmbäder, die von der Göttinger Sport- und Freizeitgesellschaft betrieben werden, sagte der Sprecher. Zunächst sei eine Testphase bis zum 31. August vorgesehen.

Politik und Gesellschaft haben in Göttingen in den vergangenen Monaten intensiv über das Thema diskutiert, nachdem Anfang August vergangenen Jahres eine Person, die sich selbst nicht als Frau identifiziert, wegen Oben-ohne-Badens in einem Sole-Becken aus dem "Badeparadies Eiswiese" verwiesen wurde und Hausverbot erhielt. Das Schwimmbad sah die Person als Frau an und sprach deswegen von einem Verstoß gegen die Badeordnung.

"Nippel sind keine Gefährdung für Kinder"

Die dem Schwimmbad verwiesene Person warf dem "Badeparadies Eiswiese" daraufhin Sexismus vor. Der Vorfall sorgte für einen Shitstorm. In einem offenen Brief an das Spaßbad kritisierte das Bündnis "Gleiche Brust für alle" das Vorgehen der Mitarbeiter. "Es wurde von Männern behauptet, der Oberkörper sei - aufgrund seiner 'Weiblichkeit' - etwas Sexuelles und gehöre deshalb versteckt", schrieb die Initiative. Das Bündnis sehe in der Begründung, Kinder müssten vor dem Anblick eines Oberkörpers mit Brüsten beschützt werden, eine "perfide Täter-Opfer-Umkehr auf dem Rücken der Jüngsten", hieß im Schreiben. "Von unseren Brüsten geht keine Bedrohung aus. Nippel - egal welcher Art - sind keine Gefährdung für Kinder".

Mehr zum Thema

Auch die betroffene Person meldete sich zu Wort. Während sie an dem Tag im Schwimmbad Hunderte Männernippel habe sehen müssen, "wurden meine eigenen als Sexualmerkmal markiert und als nicht in Ordnung dargestellt", schrieb sie. "Wie können ein paar Gramm Fettgewebe mehr oder weniger darüber bestimmen, wie viele Freiheiten ein Mensch haben darf?", fragte sie.   

Die Initiative "Gleiche Brust für alle" wurde 2021 gegründet, nachdem eine Frau in Berlin wegen freiem Oberkörper einer Grünanlage verwiesen wurde. Das Bündnis hat nach eigenen Angaben das Ziel, das Recht auf einen freien Oberkörper für alle Geschlechter zu ermöglichen.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen