Panorama

Auf Druck des CIA-DirektorsHarvard zieht Stipendium für Manning zurück

15.09.2017, 19:53 Uhr
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Der CIA-Direktor soll Chelsea Manning "eine amerikanische Verräterin" genannt haben. (Foto: picture alliance / Tim Travers H)

Eine große Geste mit Folgen: Die renommierte Harvard Kennedy School vergibt ein Gaststipendium an Whistleblowerin Chelsea Manning - doch mit dem Widerstand des US-Auslandsgeheimdienstes rechnet die Universität nicht. Nun muss sie zurückrudern.

Die Eliteuniversität Harvard hat ein Gaststipendium für Chelsea Manning, kürzlich frei gelassene Whistleblowerin und Transgender, überraschend wieder zurückgezogen. In einer Stellungnahme bezeichnete der Dekan der Harvard Kennedy School of Government die erst am Mittwoch ausgesprochene Fellow-Einladung an Manning als Fehler. Manning sei aber weiterhin zu einem Vortrag eingeladen.

Am Vortag hatte CIA-Direktor Mike Pompeo eine Rede in Harvard abgesagt und auf Manning Bezug genommen. Medienberichten zufolge nannte er sie "eine amerikanische Verräterin". Manning war im Mai nach fast sieben Jahren aus US-Militärhaft entlassen worden. Vor ihrer Geschlechtsumwandlung war sie unter dem Vornamen Bradley bekannt.

Manning reagierte auf Twitter, sie sei geehrt, als erste Trans-Frau von einem Gaststipendium in Harvard ausgeladen zu werden. Die Universität sei auf Druck der CIA vor der Einladung zurückgeschreckt. "So sieht ein Militär-, Polizei- und Geheimdienststaat aus", schrieb Manning. "Die CIA bestimmt, was gelehrt und was nicht gelehrt wird in Harvard."

Obama hatte Haftstrafe verkürzt

Manning hatte als IT-Experte für die US-Streitkräfte gearbeitet und große Datenmengen geheimen Materials an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet. Nach eigenen Angaben wollte sie damit eine öffentliche Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstoßen. Dafür war sie wegen Spionage und Kolloberation mit dem Feind zu 35 Jahren Militärhaft verurteilt worden. Bürgerrechtsaktivisten hatten die Länge der Haftstrafe als viel zu harsch kritisiert und dabei auch auf Mannings mental fragilen Zustand verwiesen.

Nach Angaben der Unterstützer versuchte Manning in der Haft zwei Mal, sich das Leben zu nehmen. Ex-Präsident Barack Obama verkürzte die Strafe kurz vor dem Ende seiner Amtszeit auf die bereits abgesessenen sieben Jahre. Der Beschluss habe Manning "ganz buchstäblich das Leben gerettet", erklärte damals die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU.

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