Nach der Ostsee-Sturmflut Hochwasser geht zurück, Schäden werden deutlich
22.10.2023, 12:50 Uhr Artikel anhören
In Sassnitz auf Rügen wurde die Promenade zerstört.
(Foto: dpa)
Die Sturmflut an der Ostseeküste ist vorbei, nun zeigt sich das Ausmaß der Schäden: In Sassnitz auf Rügen wurde die Promenade zerstört. Insgesamt wurde Schleswig-Holstein am stärksten getroffen. Flensburg erlebt ein Jahrhunderthochwasser.
Das Wasser ist wieder zurückgegangen, die meisten Straßen sind wieder frei - nun beginnt an der Küste das große Aufräumen. Nach der schweren Sturmflut mit Rekordwerten haben die Einsatzkräfte noch viel Arbeit vor sich. Direkt nach dem Abflauen der Flut begannen am Samstag in den betroffenen Städten und Gemeinden von Flensburg bis Lübeck und Rügen die Aufräumarbeiten.
Zahlreiche Menschen hatten wegen Überschwemmungen ihre Häuser verlassen müssen, allein in Schleswig-Holstein waren es nach Angaben der Feuerwehr 2000. Eine Frau auf Fehmarn starb am Freitag im Sturm. Flensburg erlebte eine Jahrhundertflut - dort ist die Stromversorgung noch immer nicht vollständig wiederhergestellt. Die Schäden in Schleswig-Holstein dürften laut Innenministerium in dreistelliger Millionenhöhe liegen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern beruhigte sich die Lage wieder merklich. In vielen Küstenorten hatte es Überschwemmungen gegeben. Strände wurden teils verwüstet. Die "Hochlage" sei überstanden, sagte ein Sprecher der Leitstelle Vorpommern-Rügen. In Wismar etwa vermeldete das Portal PegelOnline nur noch 25 Zentimeter über dem normalen Wasserstand. In der Nacht zum Samstag waren dort Pegelstände von 1,55 Meter über dem Normalwert registriert worden.
Millionenschaden auf Rügen
Auf den Inseln wird das Ausmaß der Flut nun sichtbar. So wurde der Promenadenweg in Sassnitz auf Rügen zu großen Teilen von den gewaltigen Wassermassen zerstört. Selbst massive Steinblöcke wurden verschoben. Der Weg musste gesperrt werde, der Schaden geht ersten Schätzungen zufolge in die Millionen.
In Flensburg kletterte der Pegelstand nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in der Nacht auf 2,27 Meter über dem Normalwert. Teile des Hafengebiets waren überflutet. Ein ähnlich hoher Wert war in Flensburg zuletzt 1904 mit 2,23 Meter gemessen worden. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke den Strom in den betroffenen Bereichen am Hafen ab. Noch immer sind nicht alle Haushalte im Flensburger Hafengebiet wieder mit Strom versorgt. Die Mitarbeiter arbeiteten seit Samstag mit voller Kraft an der Wiederherstellung der Stromversorgung, teilten die Stadtwerke mit.
In Ostholstein wurden mehrere Strandwälle von den Fluten durchbrochen und Deiche beschädigt. Bei Maasholm und Arnis an der Schlei sowie südlich des Olpenitzer Hafens brachen Deiche, auch in Damp konnte ein Deich nicht gehalten werden. In Schleswig wurde der Hafen überflutet, der Strom wurde abgestellt. In einigen Häfen gingen Sportboote unter.
Günther dankt Einsatzkräften
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dankte den mehr als 2000 Einsatzkräften. "Wir sind wirklich allen extrem dankbar, die in diesen Stunden geholfen haben", sagte der CDU-Politiker am Samstag. "Schleswig-Holstein hat zusammengestanden angesichts dieser schrecklichen Flutkatastrophe." Günther verschaffte sich unter anderem in seiner Heimatstadt Eckernförde einen Überblick über die Schäden. In der Nacht zum Sonntag blieb es in den von der Sturmflut betroffenen Gebieten nach Auskunft der Rettungsleitstellen ruhig.
Mecklenburg-Vorpommern kam mit geringeren Wasserständen und weniger Schäden davon. Allerdings wurde in Wieck am Darß ein Schutzwall an zwei Stellen auf 30 Metern Länge beschädigt. Am frühen Samstagabend teilte eine Sprecherin des Landkreises Vorpommern-Rügen jedoch mit, dass der Wasserstand im Bodden zurückgehe, wegen der schmalen Ostsee-Verbindung aber nur langsam. Doch floss nach Angaben einer Sprecherin kaum noch Wasser in Richtung Wieck.
Dort waren 75 Häuser mit Sandsäcken gegen die anströmenden Wassermassen gesichert worden. In Spitzenzeiten seien am Darß 85 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz gewesen. Am Sonntag hätten etwa 50 Einsatzkräfte die am Tag zuvor abgebrochenen Sicherungsarbeiten am Damm fortgesetzt, sagte die Sprecherin. Menschen kamen den Angaben zufolge bislang nicht zu Schaden. In Stahlbrode zwischen Stralsund und Greifswald richtete die Sturmflut massive Schäden an den Hafenanlagen und den dort liegenden Schiffen an. Viel Sand wurde von den Stränden und den für den Schutz des Hinterlandes wichtigen Dünen ins Meer gespült. Zum Teil seien gefährliche Abbruchkanten entstanden, hieß es von Innenminister Till Backhaus von der SPD.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa