Panorama

Proteste nach Tod von Radfahrer In Frankreich entlädt sich die Wut auf SUVs

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Der französische Radfahrverband rief zu Protesten auf.

Der französische Radfahrverband rief zu Protesten auf.

(Foto: picture alliance / Hans Lucas)

Mit voller Absicht soll ein SUV-Fahrer in Paris einen Radfahrer totgefahren haben. In mehreren Städten versammeln sich daraufhin Menschen zu Demonstrationen. In Toulouse erleben Dutzende Geländewagen-Halter eine böse Überraschung.

Nach dem Tod eines von einem Geländewagen überfahrenen Radfahrers in Paris haben Aktivisten im südfranzösischen Toulouse aus Protest bei 65 SUV nachts die Luft aus den Reifen gelassen. Die Geländewagen seien der Feind von Fußgängern und Radfahrern, da sie viel breiter und schwerer seien und häufiger tödliche Unfälle verursachten als gewöhnliche Autos, erklärte die Organisation "No SUV Tolosa", wie die Zeitung "Libération" berichtete.

Die Städte seien für so große Fahrzeuge nicht ausgerichtet und die Menschen müssten davon abgehalten werden, solche Autos zu kaufen, die wahre "Klimabomben" seien. In Paris und weiteren französischen Großstädten gab es am Wochenende Protestaktionen zum Gedenken an den am Dienstag in Paris überfahrenen Radfahrer Paul Varry. Dazu aufgerufen hatte unter anderem der französische Radfahrverband, der mehr Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr verlangte.

Ermittlungen wegen Mordverdacht

Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordverdachts gegen den 52 Jahre alten Fahrer des Geländewagens, weil dieser den Radfahrer am Dienstag nach einem Streit absichtlich überrollt haben soll. Die Ermittler stützen sich auf Kamerabilder der Videoüberwachung und Zeugenaussagen.

Mehr zum Thema

Um im Stau schneller vorwärtszukommen, war der SUV-Fahrer offenbar bereits 200 Meter über eine Fahrradfahrspur gefahren, als er auf den Fuß des 27-Jährigen rollte. Als dieser auf die Motorhaube des Wagens schlug, setzte der Autofahrer zunächst zurück, lenkte den Wagen dann aber in Richtung des Radfahrers, als dieser ihn zur Rechenschaft ziehen wollte. Der Autofahrer befindet sich in Untersuchungshaft. Sein Anwalt erklärte, der Mann habe den Radfahrer auf keinen Fall töten wollen. Im Laufe der Auseinandersetzung habe er möglicherweise die Kontrolle über seinen Wagen verloren.

Die Aktivisten in Toulouse brachten auch vor, der Kauf eines SUV sei für viele Menschen eine Frage des Status und Ausdruck einer maskulinen Haltung. "Diese maskuline Haltung war es, die Paul Varry das Leben kostete. Ein in seinem Ego getroffener SUV-Fahrer, der unfähig ist, seine Emotionen zu steuern, der lieber einen Radfahrer überfährt und seine eigene Tochter im Fahrzeug traumatisiert, als sich die Kritik des Radfahrers anzuhören und sich selbst zu hinterfragen."

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen