Panorama

Gefahr in NRW und Niedersachsen Isselburg wartet auf das Hochwasser

Helfer graben in Hamminkeln einen Durchstich in den Deich der Issel, um den Pegel zu senken.

Helfer graben in Hamminkeln einen Durchstich in den Deich der Issel, um den Pegel zu senken.

(Foto: dpa)

Die starken Regenfälle führen in Niederbayern zu einer Katastrophe. Auch in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz richten Unwetter enorme Schäden an. Die Gefahr ist noch nicht ausgestanden, denn es soll weiter regnen.

Nach den starken Niederschlägen der vergangenen Tage bereitet sich Isselburg am Niederrhein mit Hochdruck auf die Hochwasserwelle des kleinen Flusses Issel vor. 15.000 Sandsäcke werden gefüllt, Böschungen werden auf Schwachstellen untersucht, Pegelstände kontrolliert und die Bevölkerung wurde informiert, wie die Stadt mitteilte. Die Hochwasserwelle von Hamminkeln am Oberlauf könnte gegen Mitternacht in Isselburg eintreffen, aber das sei schwer kalkulierbar, sagte der Leiter des Ordnungsamtes Frank Schaffeld.

In Nordrhein-Westfalen stehen wie hier in Hamminkeln weite Landstriche unter Wasser.

In Nordrhein-Westfalen stehen wie hier in Hamminkeln weite Landstriche unter Wasser.

(Foto: dpa)

Die Kleinstadt befürchtet, dass ein Teil des Stadtkerns überflutet werden kann. In verschiedenen Szenarien rechnen Fachleute durch, wann der beste Zeitraum ist, den Fluss zu entlasten und das Wasser durch eine Schleuse auf einen Überflutungsraum zu lenken. Eine solches Hochwasser durch die besondere Wetterlage am Oberlauf der Issel habe es wohl noch nicht gegeben, sagte Schaffeld. Nach dem Unwetter am Mittwoch war der Pegel der Issel in Hamminkeln von 50 Zentimeter auf zwei Meter gestiegen.

NRW-Innenminister Ralf Jäger sagte, vor allem in Isselburg werde es "noch mal eine kritische Situation heute Abend". Entlang der Issel waren in der Nacht auf Donnerstag laut Deutschem Wetterdienst 120 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, fast doppelt so viel wie sonst in einem Monat.

Auch in Köln ist das Wasser über die Ufer getreten.

Auch in Köln ist das Wasser über die Ufer getreten.

(Foto: dpa)

Derweil stehe in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens nach den starken Regenfällen Straßen unter Wasser. Zudem sind etliche Keller vollgelaufen. Der Nahverkehr war in mehreren Kreisen betroffen. Verletzt wurde niemand. In der historischen Altstadt von Xanten floss das Wasser nicht ab. Zuvor war in der Region bereits ein Regionalzug steckengeblieben, weil der Regen eine Schlammlawine auf die Gleise gespült hatte, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Die Bahnstrecke Richtung Duisburg bleibt zwischen Xanten und Millingen voraussichtlich mehrere Tage gesperrt.

Anrufe im Minutentakt

Ebenfalls im Raum Xanten saßen Schüler vorübergehend auf einem Bauernhof fest, weil die Wassermassen die Zufahrtsstraßen unpassierbar gemacht hatten. In Hamminkeln musste am frühen Morgen der Katastrophenfall ausgerufen werden, weil ein Damm zu brechen drohte. Hunderte von Rettern leisteten in der Nacht und am Morgen Schwerstarbeit.

In Düsseldorf lagen Hunderte Sandsäcke bereit, um das Wasser aus einem Fluss zu stoppen, falls der über die Ufer tritt. Am Donnerstagmorgen entspannte sich dort die Situation etwas.

Schlammlawine in Hessen

Die Polizei hat den Ort Oberndorf nach der Schlammlawine abgesperrt.

Die Polizei hat den Ort Oberndorf nach der Schlammlawine abgesperrt.

(Foto: Polizei Marburg-Biedenkopf)

In Hessen hat eine Schlammwasserlawine einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Verletzt wurde bisherigen Erkenntnissen nach niemand. Nach länger anhaltendem Regen war am Nachmittag braunes, schlammiges Wasser über eine Wiese und eine Nebenstraße bis in die Hauptstraße des Ortes Oberndorf geflossen und hatte diverse Keller und Stallungen unter Wasser gesetzt.

In der Eifel in Rheinland-Pfalz liefen Dutzende Keller voll. Zudem wurden etliche überflutete Straßen sowie umgestürzte Bäume gemeldet. "Anrufe von Bürgern kamen im Minutentakt", sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Trier. Betroffen seien viele kleine Orte im ganzen Kreis Vulkaneifel.

Im Rheingau-Taunus-Kreis kam es im Zusammenhang mit dem Hochwasser zu einem tödlichen Unfall. Wegen des Hochwassers war ein Radweg gesperrt. Laut Polizei entschied sich eine Radfahrerin wohl deshalb, auf eine Bundesstraße 42 auszuweichen. Die 54-Jährige sei von einem Auto erfasst worden und noch an der Unfallstelle gestorben, berichtete die Polizei in Wiesbaden.

Camper mit Helikopter gerettet

In Altenahr im nördlichen Rheinland-Pfalz sind zahlreiche Campingurlauber mit einem Polizeihubschrauber vor dem Hochwasser gerettet worden. Einige waren laut Polizei auf den Dächern ihrer Wohnwagen vom Wasser eingeschlossen. Andere hätten sich auf einen nahe gelegenen Hügel mit einer Kapelle gerettet und seien von dort ausgeflogen worden, hieß es.

Die Ahr war in der Nacht zum Donnerstag über die Ufer getreten und hatte die Camper auf den Zeltplätzen überrascht. Der Fluss hatte der Polizei zufolge mit fast vier Metern einen bislang noch nie gemessenen Höchststand erreicht. Normalerweise liegt der Pegel der Ahr bei rund einem Meter.

Gewitter erwartet

Zwar läuft das Wasser vielerorts wieder ab, aber die Hochwassergefahr ist noch nicht gebannt. "Böden und Entwässerungssysteme sind prall gefüllt und können kein Wasser mehr aufnehmen", erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander. "Das Schauer- und Gewitterkarussell dreht sich unaufhörlich weiter", so Alexander weiter.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Donnerstagabend alle Unwetterwarnungen für Deutschland vorerst aufgehoben. Allerdings werde weiterhin vor "markanten Gewittern" in weiten Bereichen Deutschlands gewarnt, teilte der DWD mit. Die Gewitter sollten sich im Laufe der Nacht zum Freitag zwar weiter abschwächen, dennoch sind örtlich unwetterartige Entwicklungen weiterhin nicht ausgeschlossen.

Quelle: ntv.de, hul/kpi/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen