Regionale Lockdowns in PlanungItalien verschärft Maßnahmen trotz Protesten

Mehrere Tage in Folge geraten Demonstranten und Polizei in Italien gewaltsam aneinander. Grund für die Proteste sind die immer stärkeren Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Nun kündigt die Regierung weitere Restriktionen an.
Während die Menschen auf der Straße gegen die Corona-Politik demonstrieren, plant Italiens Regierung für Anfang der Woche eine erneute Verschärfung der Schutzmaßnahmen. Angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen wolle Ministerpräsident Giuseppe Conte am Montag im Parlament in Rom eine Erklärung abgeben und anschließend per Dekret neue Restriktionen erlassen, schrieb die Nachrichtenagentur Ansa. Gesundheitsminister Roberto Speranza sagte der Zeitung "Corriere della Sera": "Wir haben 48 Stunden, um zu versuchen, die Verschärfung auf den Weg zu bringen."
Vorgesehen sind nach Medienberichten regionale Lockdowns in Virus-Hotspots wie der Lombardei und in Metropolen wie Neapel und Genua. Reisen zwischen den Regionen könnten stark eingeschränkt werden. "Es sind zu viele Menschen unterwegs", sagte Gesundheitsminister Speranza. Man müsse die Italiener davon überzeugen, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben.
Die Mitte-Links-Regierung hatte im Laufe des Oktobers schon mehrfach per Dekret immer neue Corona-Maßnahmen erlassen. Im ganzen Land gilt zudem seit mehr als drei Wochen eine Maskenpflicht. Theater und Kinos sind seit rund einer Woche geschlossen. Bars und Restaurants dürfen nur noch bis 18 Uhr Gäste bedienen. Der Unterricht an Gymnasien soll teilweise online laufen. Das 60-Millionen-Einwohner-Land registrierte am Samstag 31.758 Neuinfektionen in 24 Stunden, außerdem gab es an einem Tag fast 300 neue Todesopfer.
Am Wochenende kam es bei Protesten gegen die Beschränkungen erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei. In der Hauptstadt Rom versammelten sich am Samstagabend mehrere hundert Menschen auf dem zentralen Campo de' Fiori im Stadtzentrum. Weil einige Demonstranten mit Flaschen und Feuerwerkskörpern warfen, löste die Polizei die Demonstration mit Schlagstöcken auf. Auch eine zweite Protestaktion in Rom endete mit Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Am Freitagabend war es bereits bei Protesten in Florenz zu Gewalt gekommen. Die Polizei versuchte rund 200 Menschen daran zu hindern, sich zu einer nicht genehmigten Demonstration auf der Piazza della Signoria im Zentrum der Renaissance-Stadt zu versammeln. Einige Demonstranten warfen Molotow-Cocktails, Flaschen und Steine, stießen Mülltonnen um und zerstörten Sicherheitskameras. 20 Menschen wurden festgenommen. Bürgermeister Dario Nardella sprach von einer "surrealen, schrecklichen und schmerzhaften Nacht".
Auch im etwa 80 Kilometer entfernten Bologna gingen am Freitagabend mehrere hundert Menschen, darunter Fußball-Hooligans, auf die Straße. Einige zeigten dabei laut einem Bericht der Zeitung "La Repubblica" den faschistischen Gruß. In den Tagen zuvor hatte es bereits in anderen italienischen Städten - darunter auch Mailand, Neapel und Turin - teils gewaltsame Proteste gegen die Corona-Beschränkungen gegeben.
Innenministerin Luciana Lamorgese machte am Samstag "gewaltbereite Randelemente" für die Ausschreitungen verantwortlich. "Leider gibt es gewaltbereite Randelemente, die versuchen, auf die Straße zu gehen, um die sozialen und wirtschaftlichen Probleme dieser schwierigen Zeit auszunutzen", sagte sie der Zeitung "Il Foglio". Unter den Demonstranten seien Vorbestrafte, Hooligans und Rechtsextreme, die "berechtigte Demonstrationen" für ihre Zwecke nutzen wollten.