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Das ewig nervige Hobby Kann Fußball die Beziehung retten?

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Der Start der Bundesliga führt nicht nur zu Spannung auf dem Spielfeld - sondern auch in manchen Beziehungen.

Der Start der Bundesliga führt nicht nur zu Spannung auf dem Spielfeld - sondern auch in manchen Beziehungen.

(Foto: picture alliance / Shotshop)

Die Bundesliga geht wieder los - und damit in vielen Partnerschaften ein leidiges Streitthema. Für viele Männer bietet Fußball den nötigen Ausgleich zum Alltag. Ein Bedürfnis, das sich Frauen seltener oder eher im häuslichen Umfeld erfüllen. Gender-Hobby-Gap nennt sich diese Ungleichheit.

Samstag, 15.30 Uhr, Bundesliga. Wenn der Lieblingsverein spielt, ist das für viele Fußball-Fans ein gesetzter Termin. Da muss sich dann auch mal das Umfeld nach richten. Heißt konkret: Aktivitäten sollen im Idealfall um das meist wöchentliche Spiel der Lieblingsmannschaft - und möglicherweise noch weitere Spiele anderer Vereine - herumgeplant werden. Das kann gerade bei der knappen Zeit, die das Wochenende mitbringt, schon mal nervig sein für die eigene Partnerschaft oder das Familienleben.

Denn während sich Frauen vorwiegend Hobbys im häuslichen Umfeld suchen, die sie mit ihren familiären Pflichten vereinbaren können, zieht es Männer tendenziell nach draußen - zum Vereinssport oder eben klassisch zum Fußballspiel. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie des Dating-Portals Parship. Gender-Hobby-Gap nennt sich das Ungleichgewicht bei der Freizeitgestaltung von Männern und Frauen. Ein Ungleichgewicht, das schnell zu Unzufriedenheit führen kann - dabei kann es richtig gut für die Partnerschaft sein, wenn man(n) ab und zu zum Fußball geht.

61 Prozent der Frauen haben laut der Parship-Studie ein Hobby, das sie allein zu Hause ausüben, wie etwa Lesen, Malen oder Basteln. Das trifft nur auf knapp jeden zweiten Mann (47 Prozent) zu. Das liege unter anderem daran, dass immer noch viel Haushalt, Kindererziehung und Care-Arbeit von Frauen übernommen werde, erklärt Love-Coach und Parship-Expertin Stella Schultner im Interview mit ntv.de. "Das führt automatisch dazu, dass Hobbys zu Hause praktischer und vereinbarer sind." Doch auch wenn die Care-Arbeit mit steigendem Alter der Kinder weniger wird, bevorzugen Frauen weiterhin häusliche Freizeitaktivitäten. "Frauen ab 30 berichten häufiger von einem tiefen Bedürfnis nach Ruhe, Reflexion und Selbstfürsorge. Das bedeutet, dass Hobbys wie Lesen, Malen, Kochen und Gartenarbeit für viele keine Notlösungen sind, sondern vielmehr eine bewusste Form von Selbsterfahrung und kostbarer Me-Time, die sie genießen."

Me-Time - nur auf unterschiedliche Weise

Dass sich viele Frauen eher für Hobbys zu Hause begeistern, liege auch an Rollenbildern und Sozialisation. "Frauen wurden über Generationen hinweg stärker auf Fürsorge und Häuslichkeit geprägt, während Männer für Außenorientierung, Leistung und Aktivität sozialisiert wurden", weiß Schultner. Dies finden viele Männer klassischerweise im Vereinssport und in Deutschland vor allem im Fußball. Wer allein oder mit Freunden ins Stadion, in die Kneipe oder auch selbst zum Kicken geht, trifft auf ein meist seit der Kindheit vertrautes Spiel, das einem unabhängig davon, was im Job, privat oder sonst gerade schlecht läuft, Sicherheit, Emotionen und eine Auszeit schenkt. Me-Time quasi - eine Zeit für sich selbst, abseits von beruflichen oder familiären Pflichten.

Das Bedürfnis nach Selbstfürsorge ist also bei allen Geschlechtern gleich. Denn ob man malt, bastelt, Yoga zu Hause macht, im Fitnessstudio trainiert oder Fußball im Stadion schaut, spielt an sich keine Rolle. Wichtig sei laut Schultner das, was dahinterstecke: "Fußball an sich rettet keine Beziehung, aber das Prinzip dahinter kann es. Es ist essenziell für eine gesunde Beziehung, dass Paare Dinge auch getrennt voneinander machen." Was in dieser Zeit unternommen werde, sei egal, wirklich entscheidend sei aber, dass jeder Raum für sich selbst habe. "Autonomie und Freiheit sind die Basis für eine gesunde Partnerschaft, weil sie das Interesse und die Anziehung zum anderen stärken. Und tatsächlich kann es viele Beziehungen retten, wenn Menschen wieder anfangen, sich ihren eigenen Hobbys zuzuwenden, denn wer sich selbst verwirklicht und sich gut um sich kümmert, bringt automatisch mehr Stabilität, Entspannung und Freude in die Verbindung."

Findet die eigene Freizeitgestaltung - und eben auch die Aufteilung von Haushalt, Kinderbetreuung und Care-Arbeit - gleichberechtigt statt, muss hier auch kein Gefühl der Unzufriedenheit aufkommen, nur weil der Ort des Hobbys unterschiedliche Bedürfnisse bedient. Diese würde vor allem dann entstehen, wenn einer einen großen Teil der Care-Arbeit übernehme und seine eigenen Bedürfnisse und Hobbys hinten anstelle, während der Partner seinen Interessen weiter nachgehe, erklärt Schultner. Damit dies nicht passiere, sollten beide ihre Bedürfnisse klar äußern und für die Erfüllung einstehen - denn dann seien wir alle bessere Eltern, Partner und Freunde.

Quelle: ntv.de

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