Panorama

Lauterbach bei ntv "Klarer Beginn einer zweiten Welle"

Für Karl Lauterbach rollt die zweite Welle der Corona-Pandemie bereits. Nach Auffassung des SPD-Gesundheitsexperten kann ein neuerlicher großflächiger Lockdown nur vermieden werden, wenn schnell eine neue Teststrategie im Kampf gegen das Virus etabliert wird.

Die steigenden Infektionszahlen sind für den SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach der "klare Beginn einer zweiten Welle". Das sei besorgniserregend, sagte Lauterbach ntv und fordert: "Wir müssen jetzt also aus meiner Sicht handeln, nicht abwarten, nicht wie das Kaninchen vor der Schlange stehen bleiben. Aber insgesamt also ist das ja ein Trend, den wir seit Wochen beobachten, auch in vielen anderen europäischen Ländern. Und das ist kein Trend, der von alleine aufhört. (…) Das würde weitergehen, wenn wir nicht nachjustieren bei unseren Maßnahmen." Zuletzt wurde mit 1445 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden der höchste Wert seit dem 1. Mai erreicht.

Im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung formuliert Lauterbach klare Erwartungen: "Ich glaube, dass wir an einem großflächigen Lockdown vorbeikommen, wenn wir jetzt handeln. Ich persönlich bin ja nach wie vor davon überzeugt, dass wir die Teststrategie der Gesundheitsämter verändern müssen. Die Gesundheitsämter sind mit der jetzigen Strategie nicht nur überfordert, sie ist zu langsam." Vor allem müssten die Testergebnisse schneller verfügbar sein - und "Superspreader-Ereignisse" stärker in den Fokus gerückt werden.

"Vorgehensweise muss verändert werden"

"Die Infizierten werden identifiziert zu einem Zeitpunkt, wo sie schon andere anstecken konnten. Wir müssen uns viel stärker auf die Superspreader und die Cluster konzentrieren, so wie Christian Drosten und ich das vorgeschlagen haben. Es ist so, dass 10 bis 20 Prozent der Infizierten 80 Prozent der Neuinfektionen ausmachen. Und darauf muss man sich konzentrieren, dafür muss die Vorgehensweise der Gesundheitsämter verändert werden, dazu brauchen wir ein gutes Strategiepapier vom Robert-Koch-Institut."

Die Panne bei der Verarbeitung von Ergebnissen von Massentests in Bayern bestärkt Lauterbach in seiner Forderung nach neuen Testverfahren: Die bayerische Staatsregierung hatte eingestehen müssen, dass 44.000 Reiserückkehrer, die im Ausland im Urlaub waren, nach Tests an bayerischen Autobahnen noch auf ihre Ergebnisse warten, darunter auch 900 nachweislich positiv getestete. "Zunächst einmal auf der 'Habenseite' ist, dass die Tests schnell gemacht werden, und es zeigt sich ja, wie nötig sie sind. Ungefähr zwei bis zweieinhalb Prozent der Reiserückkehrer sind positiv. Das ist sehr viel und daher darf sich so eine Panne auf keinen Fall wiederholen", sagte Lauterbach ntv.

"Es zeigt auch, wir müssen weiter testen, die Tests sind nicht überflüssig, sondern ganz im Gegenteil, sie müssen gemacht werden. Ich glaube aber, dass wir gut beraten wären, anders zu testen, mit anderen Testverfahren, die schneller sind. (…) Da müssen wir dringend nacharbeiten und andere Tests zur Zulassung bringen, sodass man die Testergebnisse schneller hat (…)."

Impfstoff "Anfang oder Mitte nächsten Jahres"

Skeptisch zeigte sich Lauterbach zu den Aussichten auf die schnelle Verfügbarkeit eines Impfstoffes in Deutschland. "Tatsächlich glaube ich, dass wir einen Impfstoff, mit dem wir nennenswerte Teile der Bevölkerung in Deutschland impfen können, dass wir den Anfang des nächsten Jahres oder Mitte des nächsten Jahres haben. Ich glaube nicht, dass wir noch im Herbst größere Teile der deutschen Bevölkerung impfen können." "Obwohl es derzeit sehr positive Entwicklungen bei der Impfstoff-Entwicklung gibt, die mir auch gut bekannt sind, ist es nicht so, dass die Sicherheitstests und die Wirksamkeitstests zum jetzigen Zeitpunkt Anlass geben zu glauben, dass wir die Impfung in wenigen Wochen oder Monaten haben."

Einen optimistischeren Zeitrahmen hatte am Donnerstagmorgen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus in Aussicht gestellt. "Wir werden wahrscheinlich so schnell einen Impfstoff haben bei einem neuen Virus wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte", hatte der CDU-Politiker im ZDF gesagt. Er sei optimistisch, dass es "in den nächsten Monaten und sicher im nächsten Jahr einen Impfstoff verfügbar geben kann".

Quelle: ntv.de, ter

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