Lebenslange Haft für 23-Jährige Koreanischer True-Crime-Fan mordete "aus Neugier"
27.11.2023, 12:27 Uhr Artikel anhören
Die Tat fand im Haus des Opfers in der südkoreanischen Millionenstadt Busan statt.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Der Hype um Podcasts und Serien, in denen wahre Verbrechen nacherzählt werden, ist riesig. In Südkorea gipfelt dies nun in einem brutalen Verbrechen: Eine Frau nimmt sich die Fälle zum Vorbild - und ersticht eine 20-Jährige. Der Mord erschüttert das ganze Land. Nun sprechen die Richter ihr Urteil.
Eine 23-jährige Südkoreanerin ist wegen Mordes aus purer Faszination zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Bezirksgericht in Busan, der zweitgrößten Stadt Südkoreas, war davon überzeugt, dass J. ihr Opfer "aus Neugier" ermordet hatte. Sie war von dem Gedanken getrieben, "einen Mord auszuprobieren", hieß es im Urteil. Die BBC berichtete, J. sei besessen von Krimis und True-Crime-Formaten gewesen. Sie "handelte aus ihren eigenen perversen Gründen", zitiert das südkoreanische Nachrichtenportal "Korea JoongAng Daily" den Vorsitzenden Richter Kim Tae-eob. J. verdiene daher eine "schwere Strafe". Das 20-jährige Opfer, eine Frau aus der Stadt Busan, kannte sie vor der Tat nicht.
Die Ermittlungen ergaben, dass J. sich monatelang auf den Mord vorbereitet hatte: Sie schaute zahlreiche True-Crime-Sendungen, lieh sich in der Bibliothek Bücher über Verbrechen aus und recherchierte im Internet, wie man eine Leiche entsorgt. Ihr Opfer fand sie der örtlichen Polizei zufolge über eine Nachhilfe-App, die Eltern mit Lehrern verbindet. Sie habe mehr als 50 Personen, bevorzugt Frauen, kontaktiert, berichteten die Ermittler. Dabei gab sie sich als Mutter einer Schülerin aus, die Nachhilfe in Englisch benötigte.
Als sie ihr Opfer im Mai dieses Jahres gefunden hatte, kaufte sie sich online eine Schuluniform und fuhr zum Haus der 20-Jährigen. J. gab sich selbst als Schülerin aus, erklärte die Staatsanwaltschaft später vor Gericht. Dies fiel aufgrund ihrer Körpergröße offenbar nicht auf. Nachdem die Nachhilfe-Lehrerin sie hereingelassen hatte, stach J. der Anklage zufolge mehr als 100 Mal auf diese ein. Anschließend zerstückelte sie die Leiche und fuhr mit einem Taxi zu einem nahegelegenen Park, wo sie einige Leichenteile in der Nähe eines Flusses entsorgte. Da dem Taxifahrer das Verhalten seiner Kundin auffällig erschien, kontaktierte er die Polizei. Wenig später wurde die Täterin festgenommen.
Staatsanwaltschaft forderte Todesstrafe
Die Ermittler konnten J. die Tat schnell nachweisen. Neben Online-Suchverläufen und Bibliotheks-Nachweisen gab es das Video einer Überwachungskamera, das sie beim Betreten der Wohnung ihres Opfers zeigt. Die Täterin änderte ihre Aussage bei der Polizei einige Male, wie die Staatsanwaltschaft laut der BBC vor Gericht erklärte. Demnach behauptete sie zunächst, die Frau sei bereits tot gewesen, als sie in die Wohnung kam. Später hieß es, der Mord sei das Ergebnis eines Streits gewesen. Im Juni dieses Jahres gestand sie schließlich, dass ihr Verlangen, einen Menschen zu ermorden, durch True-Crime-Formate geweckt worden war.
Die brutale Tat schockierte Südkorea. Richter Kim Tae-eob sagte laut "Korea JoongAng Daily" bei der Urteilsverkündung, das Verbrechen habe "in der Gesellschaft die Angst verbreitet, dass jeder völlig grundlos zum Opfer werden kann" und "ein allgemeines Misstrauen" hervorgerufen. Die Staatsanwaltschaft forderte die Todesstrafe. Diese gibt es in Südkorea zwar noch, sie wurde seit 1997 jedoch nicht mehr vollstreckt.
J., die als Einsiedlerin beschrieben wird und bei ihrem Großvater lebt, plädierte auf ein mildes Urteil. Sie habe zur Tatzeit unter Halluzinationen und anderen psychischen Störungen gelitten. Dem folgte das Gericht allerdings nicht, da das Verbrechen "sorgfältig geplant und ausgeführt" worden war.
Quelle: ntv.de, spl