Panorama

Zwei junge Frauen getötet Ludwigsburg trauert um Opfer von Raser-Unfall

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
An der Unfallstelle legen Menschen Blumen ab.

An der Unfallstelle legen Menschen Blumen ab.

(Foto: picture alliance/dpa)

Zwei junge Frauen biegen mit ihrem Auto auf eine Straße ein, als plötzlich ein Mercedes heranrast - der Crash endet tödlich. Offenbar lieferten sich zwei Fahrer ein illegales Rennen. An der Unfallstelle bleiben zerstörte Trümmer - und Angehörige, die um die Fassung ringen.

Die Folgen der Katastrophe liegen am Morgen danach noch in der Luft. Über der Unfallstelle, an der zwei junge Frauen ihr Leben ließen, liegt noch immer der beißende Geruch von Benzin. Ansonsten erinnert nur noch wenig daran, was hier an einer Straße in einem Industriegebiet in Ludwigsburg in der Nähe von Stuttgart am Donnerstagabend passiert ist.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei biegt das Auto, in dem die zwei jungen Frauen sitzen, gegen 20 Uhr von einer Tankstelle auf die Straße ein und gerät dort in ein mutmaßliches illegales Autorennen. Zwei Autos fahren laut Polizei mit womöglich viel zu hoher Geschwindigkeit von der Innenstadt in Richtung Autobahnanschlussstelle Ludwigsburg-Süd. Ein Fahrer prallt mit seinem schwarzen Oberklasse-Mercedes in das Fahrzeug der beiden jungen Frauen.

Durch die Kollision wird ihr Auto laut Polizei von der Fahrbahn geschleudert und zwischen zwei Bäumen eingeklemmt. Auf Bildern von der Unfallstelle ist ein auf der Seite liegendes Auto zu sehen. Der Wagen ist vor allem auf der Fahrerseite komplett zerstört, das Dach haben offenbar Rettungskräfte abgetrennt. Die 23 Jahre alte Fahrerin und ihre 22-jährige Beifahrerin werden in dem Wrack eingeklemmt und müssen von Einsatzkräften befreit werden. Sie sind so schwer verletzt, dass sie beide noch an der Unfallstelle sterben.

Fahrer leicht verletzt

Der Fahrer des Unfallwagens, ein 32-jähriger Türke, wird leicht verletzt und kommt zur Überwachung in ein Krankenhaus. Er wird auf Anordnung der Staatsanwaltschaft vorläufig festgenommen, seinen Führerschein beschlagnahmen die Beamten. Am Nachmittag kommt er dann in Untersuchungshaft. Die Ermittler werfen dem Mann ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge vor.

Der Fahrer des zweiten Autos ist auch am Tag danach noch immer unbekannt und auf der Flucht. Das Auto, einen schwarzen Mercedes, entdecken die Ermittler in der Nähe des Unfallortes. "Insassen waren nicht vor Ort", heißt es in einer Mitteilung.

An der Unfallstelle legen Menschen am Tag nach der Katastrophe Blumen und Karten ab, auch eine Kerze ist zu sehen. Angehörige sind ebenfalls dabei. "Es ist für uns empörend. Wir sind zutiefst verärgert. Mir fehlen die Worte", sagt ein Cousin der getöteten 22-Jährigen RTL. Es sei hart, wenn jemandem das Leben grundlos weggenommen würde. Die Familie sei am Boden zerstört. "Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Das ist sehr schlimm für uns."

Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht legte am Unfallort Blumen nieder und zeigte sich ebenfalls fassungslos. "Diese Tat ist furchtbar. Wir sind alle bestürzt. Wie können Menschen so gewissenlos sein?", wird er in einer Mitteilung der Stadt zitiert. "Wir sind tief erschüttert und wütend über diese fürchterliche Straftat, die den sinnlosen Tod zweier unbeteiligter Menschen verursacht hat."

Beim Polizeipräsidium Ludwigsburg nahm eine Ermittlungsgruppe mit 15 Mitarbeitenden von Verkehrs- und Kriminalpolizei die Arbeit auf. Die Beamten stoppten an der Unfallstelle außerdem einen Passanten, der mit seinem Handy Aufnahmen der beteiligten Fahrzeuge sowie von den Verletzten machte.

Einige Täter werden wegen Mordes verurteilt

Illegale Autorennen gelten seit 2017 als Straftat. Seitdem kann schon die Teilnahme oder die Organisation eines Rennens mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Werden auch Menschen gefährdet, reicht der Strafrahmen sogar bis zu fünf Jahren Haft. Kommt ein Mensch dabei ums Leben oder wird schwer verletzt, sieht das Gesetz eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft vor. Strafbar ist auch ein "Rennen gegen sich selbst".

Bei Rennen und Raserfahrten kommen immer wieder Unbeteiligte zu Schaden. Allein in Nordrhein-Westfalen starben im vergangenen Jahr nach Angaben der Polizei 15 Menschen im Zusammenhang mit dem verbotenen Kräftemessen auf den Straßen. Als ein Hotspot für illegale Rennen zählt auch Berlin.

Besonders bekannt ist ein Fall aus dem Jahr 2016, wo sich auf dem Kurfürstendamm in Berlin zwei Männer ein Rennen geliefert hatten, bei dem ein unbeteiligter Senior starb. Ein Fahrer wurde danach wegen Mordes und der zweite Raser wegen versuchten Mordes verurteilt.

Auch im Südwesten gab es schon entsprechende Prozesse. Im vergangenen April wurde etwa ein damals 20 Jahre alter Mann vom Landgericht Heilbronn wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren verurteilt. Er soll mitten in der Heilbronner Innenstadt einen tödlichen Unfall verursacht haben, bei dem ein 42 Jahre alter Vater ums Leben kam.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen