Russland muss Opfer entschädigenMann hackt Frau beide Hände ab

Als eine Frau in Russland die Scheidung von ihrem Mann will, dreht dieser durch: Er schlägt, verfolgt und entführt sie. Schließlich greift er zur Axt und hackt ihr beide Hände ab. Russland muss der Frau nun 350.000 Euro zahlen, denn das Land bietet kaum Schutz vor häuslicher Gewalt.
Russland muss einer Frau, der von ihrem Mann beide Hände abgehackt wurden, mehr als 350.000 Euro Entschädigung zahlen. Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und machte einen Verstoß gegen das Verbot von Diskriminierung geltend. Russland habe es versäumt, Gesetze zu erlassen, die häusliche Gewalt effektiv bekämpften, hieß es.
Außerdem hätten die Behörden keine ausreichenden Ermittlungen bezüglich der von der Frau erlittenen Gewalt angestellt. Wegen dieses mangelnden Schutzes vor häuslicher Gewalt seien Frauen in Russland in einer Situation der De-facto-Diskriminierung. Solange Russland die geforderten Gesetze nicht erlasse, werde das Gericht Beschwerden wie die der Frau beschleunigt bearbeiten, hieß es. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.
Die Prozessparteien können es innerhalb von drei Monaten anfechten. Die Beschwerdeführerin hatte ihren Partner laut Gericht 2012 geheiratet. Als sie fünf Jahre später die Scheidung wollte, wurde er demnach gewalttätig und verfolgte sie. Sie suchte Schutz bei ihrer Mutter und erstattete Anzeige bei der Polizei. Der Beamte riet ihr jedoch, die Anzeige zurückzuziehen, da das Verhalten des Mannes nur "ein Zeichen seiner Liebe" sei.
Kurz darauf entführte der Mann die Frau, fesselte sie und hackte ihr die Hände mit einer Axt ab. Er wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt. Die Frau versuchte, gegen den Polizeibeamten wegen beruflicher Nachlässigkeit juristisch vorzugehen, scheiterte jedoch. Auch drei weiteren Frauen sprach das Gericht wegen häuslicher Gewalt Entschädigungszahlungen zu.