Panorama

Kokain-Lieferung veschleiert? Marseiller Drogenfahnder geraten ins Visier der Justiz

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Blick auf den Quai de Joliette am Hafen und die Kathedrale von Marseille.

Blick auf den Quai de Joliette am Hafen und die Kathedrale von Marseille.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Fall erinnert an den Krimi "Bac Nord": In Marseille stehen drei Drogenfahnder unter Verdacht, an einem großen Kokaindeal beteiligt gewesen zu sein. Statt 400 Kilogramm der Droge zu beschlagnahmen, sollen große Teile verkauft worden sein. Nun sitzen zwei der Beamten in U-Haft.

In der von Drogenkriminalität geplagten südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind ausgerechnet drei Drogenfahnder wegen eines riesigen Kokaindeals in das Visier der Justiz geraten. Wie die Staatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität in Paris bestätigte, wird gegen die drei Fahnder unter anderem wegen Einfuhr und Handels mit Rauschgift und Urkundenfälschung ermittelt. Zwei Beamte kamen im April in Untersuchungshaft, vor wenigen Tagen wurde ein dritter unter Justizaufsicht gestellt.

Die Drogenfahnder in Marseille hatten nach einem anonymen Hinweis eigentlich eine bevorstehende Lieferung von 200 Kilogramm Kokain per Bananen-Container aus Kolumbien in den Großraum Paris überwachen wollen, um an den Drahtzieher des Handels zu gelangen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft trafen Anfang 2023 aber 400 Kilogramm der Droge in Marseille ein. Der Großabnehmer trat anders als erwartet nicht auf den Plan, möglicherweise weil er die polizeiliche Überwachung durchschaut hatte.

Wie der Sender BFMTV berichtete, wurde das Rauschgift unter Beteiligung von Informanten der Polizei dennoch verkauft, ohne dass es zu einer Festnahme kam. Als die Ermittlungen Anfang 2024 abgeschlossen wurden, beschlagnahmte die Polizei von den 400 Kilogramm Kokain nur ein einziges Kilogramm.

Informanten der Polizei sollen Kokain verkauft haben

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft leitete die Generalinspektion der Polizei in dem Moment interne Ermittlungen ein, weil sie Verdacht geschöpft hatte und ließ im April 2024 die Räume der Drogenfahndung in Marseille durchsuchen. "Die technischen Ermittlungen ergaben, dass zwischen Polizeibeamten und anderen Personen mindestens 360 Kilogramm Kokain ohne hierarchische Kontrolle ausgetauscht und die tatsächlich eingeführten Mengen verschleiert wurden", erläuterte die Staatsanwältin. Den Polizeibeamten drohen hohe Haftstrafen.

Die Vorfälle bei der Drogenfahndung von Marseille erinnern an den auf wahren Begebenheiten beruhenden Kinofilm "Bac Nord" (Bollwerk gegen das Verbrechen) aus dem Jahr 2020. Beim Versuch, den Drogenhandel in Marseille unter Kontrolle zu bringen, greifen Fahnder zu zweifelhaften Methoden und überschreiten Regeln, bis die Justiz gegen sie ermittelt.

Quelle: ntv.de, mbr/dpa

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