Auf Hamburger Intensivstation Mehr junge Menschen schwer an Covid erkrankt
03.11.2020, 20:17 Uhr
Der Intensivmediziner Stefan Kluge nennt die Entwicklung besorgniserregend.
(Foto: imago stock&people)
Der Teil-Lockdown soll eine Überlastung der Krankenhäuser in Deutschland verhindern. In Hamburg-Eppendorf beobachtet der Leiter der Intensivmedizin eine Veränderung bei den eingelieferten Corona-Patienten - es sind immer mehr Jüngere darunter.
Der Direktor der Intensivmedizin am Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, berichtet von immer mehr jungen Corona-Patienten auf der Intensivstation. Anders als bei der ersten Welle der Virusausbreitung im Frühjahr seien dieses Mal viele Jüngere betroffen, sagte der Professor dem Radiosender Bayern 2. "Wir betreuen mehrere Patienten deutlich unter 50 Jahren und teilweise ohne Vorerkrankungen."
Kluge, der auch Präsidiumsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist, wies darauf hin, dass die Entwicklung bei der Zahl der Intensivpatienten der der Infizierten um mehrere Tage hinterherläuft: "In wenigen Tagen werden wir, was die Zahl der Krankenhauspatienten angeht, die erste Welle übertreffen. Und das ist besorgniserregend."
Anlass zur Sorge gibt auch eine Studie aus der vergangenen Woche, wonach die Zahl der Todesfälle durch Covid-19 in Deutschland noch in diesem November deutlich ansteigen wird. Demnach könnten pro Woche 500 bis 800 mit dem Coronavirus infizierte Menschen sterben, sagte die Leiterin einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, Viola Priesemann. Möglicherweise falle der Anstieg sogar noch stärker aus.
Die bisher relativ niedrigen Zahlen von Todesfällen seien darauf zurückzuführen, dass sich bis Ende September überwiegend Menschen unter 60 Jahren angesteckt haben, erläutern die Wissenschaftler um Priesemann. Seitdem steigen die Infektionszahlen auch bei Über-60-Jährigen. Dies führe mit einem Zeitverzug von etwa zwei Wochen auch zu einem Anstieg der Todesfälle. Dass sich mehr ältere Menschen infizieren, habe damit zu tun, dass die Gesundheitsämter die Kontaktpersonen von Infizierten nicht mehr konsequent verfolgen und isolieren können.
Am Montag hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) 131 weitere Todesfälle innerhalb eines Tages gemeldet. Das war der höchste Wert seit dem 8. Mai. Zudem wurden 15.352 Neuinfektionen registriert.
Quelle: ntv.de, hul/dpa