Schwere Böen, umstürzende Bäume Mindestens neun Tote durch Orkantief "Zeynep"
19.02.2022, 06:50 Uhr
Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr räumen in Kiel eine von umgeknickten Bäumen blockierte Straße.
(Foto: dpa)
Orkantief "Zeynep" wütet über weiten Teilen Europas. Mehrere Länder melden Todesopfer. In Deutschland kracht ein Autofahrer mit seinem Wagen gegen einen umgestürzten Baum, ein Mann stürzt von seinem Dach und stirbt. Schlimm sieht es auch in den Niederlanden und Großbritannien aus.
Mindestens neun Menschen sind in Deutschland und anderen Ländern durch das Orkantief "Zeynep" ums Leben gekommen. In der niedersächsischen Gemeinde Wurster Nordseeküste ist ein Mann während des Sturms von einem Dach gestürzt und gestorben. Der 68-Jährige habe in der Nacht auf Samstag versucht, das beschädigte Dach eines Stalls zu reparieren, teilte die Polizei mit. Dabei sei er durch das Dach gebrochen und rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt.
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Ein Autofahrer starb nach Angaben der Polizei am Freitagabend bei Altenberge in Nordrhein-Westfalen, als er mit dem Auto gegen einen quer auf der Fahrbahn liegenden Baum prallte. Der eingeklemmte 56-Jährige war noch am Unfallort gestorben. Etwa zur selben Zeit war ein Mann mit seinem Wagen im nahen Saerbeck unterwegs, als sich das Fahrzeug nach Polizeiangaben überschlug. Der 33-Jährige starb demnach ebenfalls noch am Unfallort. Vermutlich sei das Auto von einer Windböe erfasst worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Das konnte ein Polizeisprecher am frühen Samstagmorgen auf Nachfrage nicht bestätigen. Der Mann wäre das zehnte Opfer des Orkans.
In London erstmals höchste Warnstufe in Rot
In den Niederlanden kamen drei Menschen durch umstürzende Bäume ums Leben, darunter war auch ein Radfahrer. Großbritannien meldete ebenfalls drei Todesopfer. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. In Irland starb ein Mann infolge des Orkantiefs. In Frankreich wurden mindestens elf Menschen verletzt. Im Norden des Landes waren am Abend rund 130.000 Haushalte ohne Strom.
Infolge des Sturmtiefs erreichte Hamburg eine schwere Sturmflut. Am Pegel St. Pauli wurden Samstagfrüh 3,75 Meter über dem mittleren Hochwasser gemessen, wie es vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hieß. Im Bereich der Hamburger Hafencity trieben mehrere Autos in dem über die Ufer getriebenen Elbwasser. Einsatzkräfte retteten mit einem Schlauchboot zwei Menschen aus einem Fahrzeug. Bis 06.00 Uhr absolvierte die Hamburger Feuerwehr 654 wetterbedingte Einsätze. Großteils ging es dabei um umgestürzte Bäume oder Äste, die herabzufallen drohten.
An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste lief das Wasser früher in der Nacht und weniger hoch auf. In Dagebüll (Kreis Nordfriesland) und Büsum (Kreis Dithmarschen) gab es mit 2,92 und 2,86 Metern über dem mittleren Hochwasser jeweils eine schwere Sturmflut. In Bremen musste wegen eines erwarteten Hochwassers ein Parzellengebiet in der Pauliner Marsch evakuiert worden, sagte eine Polizeisprecherin. "Das ist Jahre her, dass wir zu so einer Maßnahme greifen mussten."
An der Küste im Bereich Aurich und Leer in Niedersachsen wurde es nach Angaben eines Sprechers der Polizei erst ab 3.00 Uhr merkbar ruhiger. Ein Sprecher der Feuerwehr dort zählte bis 3.00 Uhr insgesamt fast 500 Einsätze. In Nordrhein-Westfalen ist die Rheinbrücke Emmerich bis auf Weiteres gesperrt. Grund dafür seien umgestürzte Gerüstteile, die in die Fahrbahn ragen, teilte die Polizei mit.
"Es kehrt einfach keine Ruhe ein"
Mindestens bis Montag soll es stürmisch bleiben, wie es vom DWD heißt. "Es kehrt einfach keine Ruhe ein", sagt ein Meteorologe. Schwerpunkt der aktuellen Unwetterlage sollte den Experten zufolge bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands sein. Der DWD hatte aber auch für südlichere Regionen - Teile von Rheinland-Pfalz, Hessen und für nördliche Regionen Bayerns - Unwetterwarnungen vor orkanartigen Böen herausgegeben.
Fern- und Regionalverkehr wurden am Freitag in Norddeutschland und in Nordrhein-Westfalen nach und nach eingestellt. Der Schutz der Reisenden und der Beschäftigten habe Vorrang, hieß es. Fahrgäste können ihre für den Zeitraum von Donnerstag bis Sonntag gebuchten Fahrkarten bis zum 27. Februar flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren, wenn sie Reisen wegen des Sturms verschieben.
In dem vorherigen Orkantief "Ylenia" waren mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei wetterbedingten Unfällen gestorben: Zwei wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein dritter starb, als sein Anhänger im Sturm auf die Gegenfahrbahn geriet und es dabei zu einem Unfall kam.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa