Live-Übertragung aus London Zehntausende verfolgen wackelige Flugzeuglandungen
18.02.2022, 16:02 Uhr
Sturm "Eunice" erreicht in England Rekord-Geschwindigkeiten.
(Foto: picture alliance / empics)
Mit Windgeschwindigkeiten um die 196 Kilometer pro Stunde fegt Orkantief "Eunice" über England. Hunderte Flüge müssen gestrichen werden. Für die Maschinen, die doch fliegen, wird das Landemanöver zu einer wackeligen Angelegenheit. Im Internet wird eine Live-Übertragung zum Klickhit.
Mit Rekord-Windgeschwindigkeiten von fast 200 Kilometern pro Stunde ist der Sturm "Eunice" in England auf Land getroffen und hat in weiten Teilen des Landes das öffentliche Leben lahmgelegt. In der Hauptstadt London wie in Teilen von Südengland und Wales galt eine Sturmwarnung der Alarmstufe Rot, das Unwetter sorgte für Stromausfälle sowie Zug- und Flugausfälle. Auf den Londoner Flughäfen wurden Hunderte Flüge gestrichen.
Der Youtube-Kanal "Big Jet TV" übertrug live, wie Flugzeuge den Londoner Flughafen Heathrow ansteuerten. Durch den Sturm wurde das Landemanöver zu einer wackeligen Angelegenheit. Neben den hörbaren Windböen wurde jede Landung auch kommentiert - was viele Menschen zu faszinieren schien. Zwischenzeitlich kam der Kanal auf fast 200.000 Live-Zuschauer. Die knapp achtstündige Übertragung, die nach wie vor auf Youtube abgerufen werden kann, hatte am frühen Abend bereits rund vier Millionen Aufrufe.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 196 Kilometern pro Stunde traf "Eunice" auf der Isle of Wight vor der Südküste Englands auf Land. Dies sei nach vorläufiger Einschätzung "die stärkste jemals in England gemessene Bö", teilte die britische Wetterbehörde Met Office mit. Für London gab sie die erste Sturmwarnung der Alarmstufe Rot heraus, seit diese Kategorisierung 2011 eingeführt worden war. Die britische Hauptstadt wirkte im Laufe des Tages wie ausgestorben.
Auch für den Südosten und Südwesten Englands und den Süden von Wales galt die höchste Alarmstufe, die "Lebensgefahr" bedeutet. Das Met Office warnte, es könnten Dächer fortgeweht sowie Bäume und Stromleitungen umgerissen werden. An den Küsten wurde mit Überflutungen gerechnet. Für Schottland und Nordengland wurden heftige Schneefälle vorhergesagt. Millionen Menschen waren aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Die Schulen in den Sturmgebieten blieben geschlossen.
Fährverkehr über Ärmelkanal ausgesetzt
In Südwestengland fiel in mehr als 70.000 Haushalten der Strom aus, wie der Netzbetreiber mitteilte. In Wales stellten alle Züge und Busse ihre Fahrten ein. In London wurde der Zugverkehr während der morgendlichen Stoßzeit eingeschränkt. Mehrere Brücken wie die Queen-Elizabeth-II.-Brücke im Süden Londons wurden gesperrt. Der Fährverkehr über den Ärmelkanal wurde ausgesetzt. In England gab es wegen Sturmschäden an Straßen, Brücken und Bahntrassen Verspätungen und Ausfälle im Bus- und Bahnverkehr.
Die britische Armee wurde wegen des Sturms in Bereitschaft versetzt. Für den Nachmittag wurde eine Krisensitzung des britischen Kabinetts angesetzt. Der Staatsminister im Innenministerium, Damian Hinds, rief die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen. Ein Vertreter der britischen Umweltbehörde warnte davor, auf der Jagd nach dramatischen Aufnahmen an die Küsten zu gehen. Dies wäre "wahrscheinlich das Dümmste, was Sie tun können", sagte er.
Auch Irlands Wetterbehörde gab eine Sturmwarnung heraus. Alle Schulen in dem EU-Land blieben geschlossen. In mehr als 80.000 Haushalten und Geschäften fiel der Strom aus.
Sturm trifft weitere Länder
Von England aus soll "Eunice" nach Dänemark weiterziehen. Züge mussten dort mit verringerter Geschwindigkeit fahren, für die Nacht wurde mit der Sperrung der Brücke über den Großen Belt gerechnet. In den Niederlanden rief die Meteorologiebehörde Warnstufe rot aus. Medienberichten zufolge wurden Hunderte Flüge gestrichen, der Zugverkehr sollte am Nachmittag eingestellt werden. Auch in Belgien war der Bahnverkehr beeinträchtigt und die Behörden riefen die Bürger auf, nur in dringenden Fällen das Haus zu verlassen. In der nordfranzösischen Bretagne verursachte "Eunice" bis zu vier Meter hohe Wellen und beeinträchtigte den regionalen Bahnverkehr.
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Bereits am Mittwoch hatte der Sturm "Dudley" in Großbritannien für Verkehrschaos und Stromausfälle gesorgt, aber keinen größeren Schaden angerichtet. Danach richtete dasselbe Sturmtief unter dem Namen "Ylenia" in Deutschland und mehreren seiner Nachbarländer Unheil an. In Deutschland starben am Donnerstag drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, auch in Polen kamen mindestens drei Menschen durch den Sturm ums Leben.
Quelle: ntv.de, chf/AFP