Minister fordert Umdenken Müller sagt Plastikmüll den Kampf an
22.09.2018, 15:01 Uhr
In Ländern wie Ghana sind die Strände teilweise voll mit Plastikabfällen, die über das Meer angeschwemmt werden.
(Foto: Christian Thompson)
Die Perspektive auf unsere Natur sieht nicht grade rosig aus: Mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren, prophezeit Entwicklungsminister Gerd Müller. Noch immer versteckt sich Plastik in Duschgel und Haarshampoo. Dabei gibt es bereits Lösungskonzepte.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller von der CSU warnt wegen der Zunahme von Plastikmüll vor einer globalen Umweltkatastrophe. "Plastikmüll verschmutzt unsere Umwelt in einem unglaublichen Ausmaß", sagte Müller in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen". Er wies darauf hin, dass die Vereinten Nationen eine Verzehnfachung der Plastikabfälle in den Meeren bis 2050 erwarten.
Im Interview veranschaulichte Müller das Ausmaß des Plastikmülls: "In wenigen Jahren befindet sich mehr Plastik in den Weltmeeren als Fische. Die Weltbank hat aktuell errechnet, dass wir bereits jedes Jahr Plastikmüll produzieren, der so schwer ist wie 3,4 Millionen Blauwale!" Vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern seien diese Entwicklungen alarmierend, da sie auf den Fischfang angewiesen sind. Nicht nur ökologisch sei der zunehmende Plastikmüll somit ein großes Problem sondern auch sozial. "Entlang der Küsten leben 800 Millionen Menschen nicht nur mit dem Meer, sondern auch vom Meer", so Müller.
Dabei seien es vor allem die Industrie- und nicht die Entwicklungsländer, die in erster Linie für die Umweltverschmutzung zuständig sind: "Die Industrieländer machen nur 20 Prozent der Weltbevölkerung aus, verbrauchen aber 80 Prozent der Ressourcen und hinterlassen zwei Drittel der Umweltverschmutzung."
Weniger Müll, mehr Recycling
Um diese dramatische Umweltbelastung einzudämmen, müsse man daher vor allem in den Industrieländern etwas verändern. "Die Antwort kann nur lauten: weniger Plastik", forderte der CSU-Politiker. Auch die Recycling-Quoten in Europa müssten deutlich steigen und auf wiederverwendbare Verpackungsstoffe gesetzt werden: "Nach der aktuellen Weltbankstudie verantworten die Industrieländer mehr als ein Drittel des weltweiten Mülls, recyceln aber gerade mal 30 Prozent." Müll könne dagegen auch Wertstoff sein. So beschrieb der Entwicklungsminister: "Mir wurde kürzlich ein Sportschuh eines namhaften Herstellers präsentiert, der ausschließlich aus recyceltem Plastikmüll aus dem Meer besteht. Das ist ein Marktrenner."
Und zum Dritten müsse die Industrie laut Müller "nicht immer neue Wohlstandsideen wie Kaffeekapseln erfinden." Allein in Deutschland verbrauche man mehrere Milliarden Kapseln im Jahr, wovon nur ein geringer Teil recycelt wird. Das verursache einen Müllberg von 6000 Tonnen. Müller ergänzte dies durch eine Kampfansage gegen den Einsatz von Plastik in Kosmetika: "Überflüssig ist das Mikroplastik, das in den letzten Jahren in Duschgel oder Haarshampoo beigemischt wurde." Dafür gebe es "längst Ersatz aus biologisch abbaubarer Zellulose". Trotzdem werde weiterhin "das Wasser mit Kleinstpartikeln verschmutzt, ohne dass wir es bemerken", kritisierte der Minister.
Vor allem die öffentliche Hand müsse nun stärker als Vorbild funktionieren. "Ich denke da auch an Textilien", sagte Müller, "Krankenhäuser könnten beispielsweise sofort auf faire Bettwäsche und Arztkittel umstellen."
Quelle: ntv.de, lle/AFP