Italien vor Corona-LockerungenNachmeldungen lassen Totenzahlen steigen

Italien meldet wieder deutlich mehr Tote im Zusammenhang mit Covid-19. Und das vor der Aufhebung der siebenwöchigen Ausgangssperre am Montag. Doch so schlimm, wie die Zahlen auf den ersten Blick vermuten lassen, ist die Lage nicht.
Nur zwei Tage vor Beginn der schrittweisen Lockerung der Corona-Ausgangssperren ist die Zahl der neuen Todesfälle in die Höhe geschossen. Binnen 24 Stunden seien 474 Menschen an den Folgen ihrer Virusinfektion gestorben, so viele wie seit dem 21. April nicht mehr, teilten die Behörden am Samstag mit. Die Gesamtzahl der Todesopfer stieg demnach auf 28.710, das ist die zweithöchste Zahl nach den USA.
Die Zahlen könnten aber täuschen: Nach Informationen der italienischen Medien liegt der drastische Anstieg daran, dass bisher nicht registrierte Opfer, die im April außerhalb der Krankenhäuser starben, mitgezählt wurden, da sie erst am Samstag gemeldet worden seien. Tatsächlich liege die Zahl der neuen Todesopfer bei 192. Am Vortag waren noch 285 gemeldet worden.
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Insgesamt scheint die Lage in Italien langsam unter Kontrolle zu kommen. Die Zahl der Genesenen wächst täglich, gleichzeitig sinkt die Zahl der Infizierten, die ins Krankenhaus oder sogar auf die Intensivstation müssen. Mit nunmehr 100.704 ist die Zahl der Erkrankten so niedrig wie zuletzt am 11. April.
Ab Montag greifen Lockerungen
Ab Montag sollen die seit zwei Monaten geltenden Beschränkungen in Italien schrittweise gelockert werden. Spaziergänge, Sport im Freien sowie Verwandtenbesuche sind dann wieder erlaubt, Parks sind wieder zugänglich, Restaurants dürfen für den Verkauf von Essen zum Mitnehmen öffnen ebenso wie weitere Geschäfte.
Auch die beiden seit Mitte März geschlossenen Flughäfen Ciampino in Rom und Peretola in Florenz sollen ab Montag wieder öffnen und Fernzüge wieder Langstreckenziele anfahren. Im Juni könnten italienischen Presseberichten zufolge Kitas unter Auflagen wieder öffnen.
Laut dem "Corriere della Sera" plant das Bildungsministerium, kleine Gruppen zwischen drei und sechs Kindern im Alter von bis zu sechs Jahren wieder in die Einrichtungen zu lassen. Allerdings soll am Eingang ihre Temperatur gemessen werden, und für die Erzieher herrscht Maskenpflicht. Die Schulen im Land bleiben aber bis September geschlossen.
Italiens Notfallschutz-Beauftragter Domenico Arcuri appellierte am Samstag eindringlich an die Bevölkerung, angesichts der Lockerungen nicht nachlässig zu werden. Mit der "Phase II" der Krise würden die Herausforderungen nur noch größer. Sollte sie eine neue Infektionswelle auslösen, müsste die "relative Freiheit" sofort wieder zurückgenommen werden.