Trotz "Titan"-Implosion Nächster Milliardär will mit Tauchboot zur "Titanic"
28.05.2024, 14:17 Uhr Artikel anhören
Die "Titan" der Firma "Oceangate" implodierte im Juni 2023 auf ihrem Weg zum "Titanic"-Wrack.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Vor knapp einem Jahr sterben fünf Menschen, als das Tauchboot "Titan" auf seinem Weg zum "Titanic"-Wrack implodiert. Der verheerende Vorfall scheint jene mit Faszination für die Tiefsee und dem nötigen Kleingeld allerdings nicht abzuschrecken: Nun will ein Milliardär aus Ohio die Exkursion wagen.
Knapp ein Jahr ist es her, dass das Tauchboot "Titan" auf seinem Weg zum "Titanic"-Wrack implodierte. Fünf Menschen kamen ums Leben - darunter Stockton Rush, Chef der Betreiberfirma, sowie ein 48-jähriger Unternehmensberater und sein 19-jähriger Sohn. Man könnte meinen, dass die Lust auf Exkursionen in die Tiefsee - zumindest außerhalb der Forschung - nach dem verheerenden Vorfall verpufft ist. Dass die Angst vor einer Wiederholung die Neugier auf das Unentdeckte in den Tiefen des Ozeans überwiegt. Allerdings ist das offensichtlich nicht der Fall - im Gegenteil.

Als Weltraumtourist war Connor bereits auf der internationalen Raumstation.
(Foto: picture alliance/dpa/Axiom Space)
Ein Milliardär aus Ohio hat vor, die Exkursion zu wiederholen. Der Immobilieninvestor Larry Connor, der bereits auf der internationalen Raumstation war, möchte ebenfalls in ein neu konstruiertes Tauchboot steigen und zum Wrack der "Titanic" tauchen. Sein Plan: Beweisen, dass die Branche nach der Implosion der "Titan" sicherer geworden ist. Aus diesem Grund kontaktierte der 74-Jährige den Mitbegründer des U-Boot-Unternehmens "Triton", Patrick Lahey.
Connor habe ihn nur wenige Tage nach der "Titan"-Implosion im vergangenen Juni angerufen, erzählt Lahey im Interview mit dem "Wall Street Journal". "Er rief mich an und sagte: 'Weißt du, wir müssen ein U-Boot bauen, das wiederholt in Titanic-Tiefen tauchen kann'." Man müsse der Welt zeigen, dass solche Tauchgänge möglich seien - und dass "'Titan' eine Fehlkonstruktion war".
"Triton 4000/2 Abyssal Explorer" soll Duo zur "Titanic" bringen
Die Idee überzeugte Lahey, der sein Unternehmen für Unterwasserfahrzeuge 2008 gründete und selbst schon mit einem U-Boot zum tiefsten Punkt des Ozeans tauchte. Umsetzen wollen Lahey und Connor den Plan mit dem Tauchboot "Triton 4000/2 Abyssal Explorer". Laut Unternehmens-Website ist das Boot 20 Millionen Dollar wert, hat Platz für zwei Personen und kann bis zu 4000 Meter tief tauchen. Das Wrack der "Titanic" in 3800 Metern sollten sie damit erreichen können.
"Patrick hat über ein Jahrzehnt lang darüber nachgedacht und es entworfen", erklärte Connor dem "Wall Street Journal". Allerdings sei es erst jetzt möglich gewesen, die Konstruktion tatsächlich umzusetzen. "Man hätte dieses Boot nicht vor fünf Jahren bauen können", so der Milliardär. "Wir hatten nicht die Materialien und die Technologie." Nach der Katastrophe mit der "Titan", die die ganze Besatzung das Leben kostete, wolle man nun beweisen, dass die Exkursion sicher durchgeführt werden könne, erklärt Connor.
Das Tauchboot "Titan" war im vergangenen Juni, wie bereits einige Male zuvor, zu einer Erkundungstour zum "Titanic"-Wrack aufgebrochen. Nach kurzer Zeit verlor die Besatzung den Kontakt zum Mutterschiff, kurz darauf startete eine großangelegte Suchaktion. Als knapp 500 Meter vom Bug des "Titanic"-Wracks Trümmer des Gefährts entdeckt wurden, war klar, dass die fünf Insassen ums Leben kamen. Alles deutete darauf hin, dass der Rumpf des Bootes dem enormen Wasserdruck nachgab und implodierte. Die Passagiere starben wohl sofort.
Keine Angst, aber nicht furchtlos
Die Bestürzung über das Unglück war weltweit enorm. Allerdings folgte auf den Schock - vor allem aus der Branche selbst - schnell Empörung. Denn: Offensichtlich hielt sich "Oceangate" bei der Konstruktion der "Titan" und dem Einsatz nicht an essenzielle Sicherheitsstandards. Ab einem gewissen Punkt sei Sicherheit "reine Zeitverschwendung", sagte "Oceangate"-Mitbegründer Rush einmal in einem Interview. Seine Firma habe daher bei der "Titan" "einige Regeln gebrochen". Das Boot wurde etwa nicht von staatlichen Stellen klassifiziert. Auch war das Design experimentell. Das Boot wurde unter anderem aus Kohlefaser gebaut - ein Material, das nach wiederholten Tauchgängen zu Rissen neigt.
Mehrere Experten aus der Branche warnten Rush und seine Kollegen damals vor dem Einsatz der "Titan" - allerdings ohne Erfolg. Auch Lahey gehört zu den Kritikern von "Oceangate", das seinen Betrieb mittlerweile eingestellt hat. Er warf Rush seinerzeit sogar ein "ziemlich räuberisches" Vorgehen vor. Nach dem Unglück habe er bemerkt, dass das Interesse für Tiefsee-Tauchgänge abnahm. Die Tragödie habe "alte Mythen wiederbelebt, dass nur ein Verrückter in eines dieser Fahrzeuge einsteigen würde", sagte er der Zeitung. Dabei pocht der erfahrene Unternehmer darauf, dass es einen deutlichen Sicherheitsunterschied zwischen klassifizierten Booten und nicht klassifizierten Booten gebe. Sein Unternehmen arbeite daher mit maritimen Klassifizierungsstellen zusammen.
Auch sind Connor und Lahey eigenen Angaben zufolge weniger übermütig. Im Interview mit der Zeitung berichtet etwa Connor von seiner Aufregung, nachdem er den Plan fasste, zur "Titanic" zu tauchen. Demnach habe er einen Schreck bekommen und "fast ein Reh angefahren". Er habe keine Angst vor der Tiefe, sei aber auch nicht furchtlos. Er möchte den Menschen "auf der ganzen Welt zeigen, dass der Ozean zwar extrem mächtig ist, aber auch wunderschön sein kann". Dies zu sehen, könne "das Leben verändern", sagte er und fügte hinzu: "Wenn man es richtig angeht". Wann genau die Exkursion des Duos stattfinden soll, erklärte er nicht.
Quelle: ntv.de, spl