Evakuierung und Vermisstensuche Neuer Starkregen in Hochwassergebieten - Regensburg ruft Katastrophenfall aus
03.06.2024, 07:25 Uhr Artikel anhören
Die immensen Wassermengen in Süddeutschland können noch gar nicht abfließen, da droht bereits wieder starker Regen. Die Lage in Bayern und Baden-Württemberg ist nach wie vor bedrohlich. Viele Menschen können gerettet werden, von einem Helfer fehlt dagegen jedes Lebenszeichen.
Die Hochwasserlage spitzt sich in einigen Gebieten Baden-Württembergs zu - und auch in Bayern bleibt sie mancherorts kritisch. In der Nacht zu Montag waren wegen Überflutungen in der Stadt Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart nach Einschätzung des Landratsamts zahlreiche Menschen in Gefahr. Die Überflutungen betrafen ein Wohngebiet, es wurde eine sogenannte außergewöhnliche Einsatzlage angeordnet, wie das Landratsamt Göppingen am Morgen mitteilte. In Bayern wurde die Situation am Abend in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries dramatischer. Mehrere Orte wurden evakuiert. Zu Wochenbeginn soll es wieder kräftige Gewitter und Starkregen geben.
Auch Regensburg rief am Morgen den Katastrophenfall aus. Die Wasserhöhe am Messpunkt Eiserne Brücke habe in den frühen Morgenstunden einen Stand von 5,80 Meter erreicht, teilte die Stadt mit. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete um 7.00 Uhr dann 5,90 Meter. Am vergangenen Dienstag lag der Wert im Schnitt noch bei etwa 2,70 Metern. Nach den Daten der Experten wurden beim vergangenen großen Hochwasser am 4. Juni 2013 genau 6,82 Meter gemessen.
An diesem Montag wird Bundeskanzler Olaf Scholz im Flutgebiet erwartet. Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser reist er nach Reichertshofen. Wie so viele andere Ortschaften wurde die oberbayerische Gemeinde Markt am Wochenende von Wassermassen überschwemmt. Ursache war der heftige Dauerregen, der vielerorts Flüsse und Bäche über die Ufer treten ließ. Etliche Kommunen riefen den Katastrophenfall aus, mindestens ein Mensch kam ums Leben.
Hochwasser im Rems-Murr-Kreis
Heftige Unwetter führten am Sonntagabend auch zu Hochwasser im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg. Die Lage sei vor allem in der Gemeinde Rudersberg angespannt, sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Morgen. "In Rudersberg ist Land unter, alles ist überflutet." Menschen seien in ihren Häusern eingeschlossen und würden von der Feuerwehr evakuiert. Die Lage sei noch komplett unübersichtlich.
Auch im baden-württembergischen Ostalbkreis wurden wegen vorhergesagter Überflutungen in der Nacht zu Montag vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht, wie eine Sprecherin des Krisenstabs am frühen Morgen mitteilte. Die Gemeinde Täferrot sollte komplett evakuiert werden. Erste Überflutungen hätten den Ort an der Lein am Morgen bereits erreicht. Wegen schwerer Gewitter und Starkregens erreichten zwei Rückhaltebecken in der Region ihre maximalen Füllstände - sie liefen kontrolliert über. Etwa 250 bis 300 Menschen wurden in der Nacht an sichere Orte gebracht.
In Bayern gehen an den Zuflüssen zur Donau die Fluten nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vielerorts langsam zurück. Hier seien die Höchststände weitgehend erreicht, hieß es in der Nacht zu Montag im Lagebericht. Nun konzentriere sich das Hochwasser zunehmend auf die Donau selbst. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern.
Weiter Unwetter möglich
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob in der Nacht zu Montag alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen für Deutschland auf. Weiterhin gibt es demnach vor allem in Süddeutschland aber noch gebietsweise schauerartige Regenfälle mit Potenzial für Starkregen, wie der DWD am frühen Morgen mitteilte. Ab Mittag sollen dann vor allem Gebiete südlich der Donau sowie am Bayerischen Wald betroffen sein. Kleinräumig könnten dann auch Unwetter nicht ausgeschlossen werden.
Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hieß es. Am Abend sind auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen möglich. Auch für den Osten Deutschlands erwartet der DWD ab dem Nachmittag Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Örtlich sind auch dort Unwetter mit Mengen um die 30 Liter pro Quadratmeter möglich.
Eingeschränkter Bahnverkehr
Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte in der Nacht mit: "Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt."
Der Fernverkehr könne München von Norden und Westen derzeit nicht anfahren. Auch der Nahverkehr in Bayern bleibe stark beeinträchtigt. Für die Nacht wurden in Stuttgart, Nürnberg und München für Reisende Aufenthaltszüge eingerichtet.
Vom vermissten Feuerwehrmann im schwäbischen Offingen fehlt weiterhin jede Spur. "Die Suche wird weiter fortgesetzt werden", sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Details gab er zunächst nicht an. Der 22-Jährige war in der Nacht zum Sonntag in der Gemeinde im Landkreis Günzburg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war aufgrund starker Strömung gegen 2.50 Uhr gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich demnach aus eigener Kraft an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei.
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Quelle: ntv.de, als/dpa