Aktivisten kleben sich fest Nürnberger Tiergarten tötet zwölf gesunde Paviane
29.07.2025, 16:56 Uhr Artikel anhören
Tierschutzverbände halten die Tötungen für rechtswidrig. Der Tiergarten hingegen sah nach eigenen Angaben keine andere Möglichkeit.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als der Nürnberger Tiergarten am Morgen überraschend geschlossen bleibt, haben Tierschützer eine Vorahnung. Einige dringen auf das Gelände ein. Doch sie können nicht verhindern, was der Zoo bereits vor Monaten angekündigt hat: die Tötung von überzähligen Pavianen.
Aus Platzmangel hat der Nürnberger Tiergarten zwölf Paviane getötet. Das teilte der Tiergarten mit. Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie nun Strafanzeige stellen werden.
Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekannt gegeben. Von Tierrechts- und Tierschutzorganisationen kam scharfe Kritik. Zuletzt waren die Proteste immer lauter geworden.
Aktivisten und Aktivistinnen waren heute nach Angaben der Polizei über ein Tor in den Tiergarten eingedrungen. Einige klebten sich dort am Boden fest. Die Polizei nahm diese vorläufig fest. Der Tiergarten hatte am Morgen überraschend angekündigt, an dem Tag "aus betrieblichen Gründen" geschlossen zu bleiben. Die Organisation Animal Rebellion rief daraufhin zu einer Protestaktion gegen die Tötung der Paviane vor dem Eingang auf.
Abgabe und Verhütung nicht möglich
Das Pavian-Gehege ist seit langer Zeit überbelegt. In dem Gehege lebten dem Tiergarten zufolge zuletzt mehr als 40 Tiere, ausgelegt war es aber für 25 erwachsene Affen plus Jungtiere. Dadurch kam es demnach verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzten.
Der Tiergarten sah schließlich nach eigenen Angaben keine andere Möglichkeit, als einige der Tiere zu töten. Überzählige Tiere an andere Einrichtungen abzugeben, sei nicht möglich gewesen, erklärte Direktor Dag Encke. Ein implantiertes Verhütungsmittel bei den Weibchen habe nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Eine Auswilderung oder ein weiterer Ausbau des Geheges komme ebenfalls nicht infrage.
Wird ein Exempel statuiert?
Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen halten die Probleme dagegen für hausgemacht. "Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Gesunde Tiere mussten sterben, weil ein Zoo über Jahrzehnte verantwortungslos gezüchtet und keine nachhaltigen Lösungen entwickelt hat", teilte Pro Wildlife mit. "Diese Tötung war vermeidbar und ist aus unserer Sicht rechtswidrig." Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem Tabubruch. "Die Verantwortung für Tiere, die man als Zoo hält und züchtet, endet nicht dort, wo es räumlich, finanziell oder organisatorisch unbequem wird", teilte dieser mit.
Die Organisationen befürchten außerdem, dass die Tötung der Paviane erst der Anfang sein könnte. "Mit den Pavianen wird ein gefährliches Exempel statuiert - es wird nicht bei dieser einen Tierart bleiben, wenn diese Praxis des Tötens ungewollter Zootiere erst etabliert ist", sagte etwa Laura Zodrow von Pro Wildlife. Sie fordert deshalb, dass die Politik die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zoos und deren Zuchtprogramme verschärft.
Ähnliche Fälle bekannt
Dass Tiere in Zoos getötet werden, ist laut dem Deutschen Tierschutzbund "gängige Praxis". In vielen Zoos werden extra Futtertiere gezüchtet, die als Mahlzeit für Löwen, Tiger und andere Fleischfresser vorgesehen sind. Aber auch überzählige Zootiere werden getötet und verfüttert. Trotzdem sorgen solche Fälle immer wieder für Schlagzeilen, etwa 2014 die Tötung von Giraffe Marius im Kopenhagener Zoo oder die eines Zebras 2023 in Leipzig.
Auch der Nürnberger Tiergarten verfüttert regelmäßig extra gezüchtete Futtertiere, aus Platzgründen aber auch vom Aussterben bedrohte Somali-Wildesel und Prinz-Alfred-Hirsche - und informiert die Öffentlichkeit darüber auf Schautafeln. Dass es nun so einen Aufschrei bei den Pavianen gibt, erklärt Direktor Dag Encke damit, dass es sich um Affen handelt, nahe Verwandten des Menschen.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa