Hinter Auto hergeschleift Opfer von Hameln spricht über Bluttat
12.11.2017, 20:10 Uhr
Der brutale Angriff auf Kader K. löste deutschlandweit Entsetzen aus.
(Foto: picture alliance / Julian Strate)
Ein Jahr ist es her, dass Kader K. von ihrem Ex-Mann mit Messer und Axt attackiert und ans Auto gebunden durch Hameln geschleift wurde. Die brutale Bluttat schockierte deutschlandweit. Jetzt spricht das Opfer erstmals öffentlich über die traumatischen Ereignisse.
Es grenzt an ein Wunder, dass Kader K. noch am Leben ist. Am 20. November 2016 wurde sie Opfer einer brutalen Gewalttat, die deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Der Ex-Mann der damals 28-Jährigen stach ihr ihn Herz und Lunge, schlug mit einer Axt auf ihren Schädel ein, band sie danach an ein Seil und schleifte sie am Strick 200 Meter durch die Straßen des niedersächsischen Hameln.
Knapp ein Jahr nach der Tat spricht das Opfer erstmals öffentlich über die traumatischen Ereignisse. "Ich würde meinen Kopf gegen die Wand schlagen, um die Erinnerungen zu zerstören", sagte die heute 29-Jährige der "Welt am Sonntag". Sie leidet an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung, zu deren Behandlung sie bald in eine Traumaklinik geht. "Manchmal bin ich einfach gefühllos. Eiskalt. Und wenn ich allein bin, kommen mir die Tränen", sagte die junge Mutter weiter.
"Novemberwut"
Eine Woche nach der Attacke war sie aus dem Koma erwacht. Mühsam sei danach der Weg zurück ins Leben gewesen, über den sie gemeinsam mit dem Autor Ulrich Behmann das Buch "Novemberwut" geschrieben hat. Auch die Arbeit an dem Buch sei eine Art Therapie gewesen.
"Ich habe noch immer starke Kopfschmerzen. Auch der Nacken und Rücken tun weh. Wenn ich mehr als drei Stunden unterwegs bin, fange ich an zu zittern und werde kraftlos", sagte die junge Frau schon Anfang November der "Deister- und Weserzeitung". Nach einem halben Dutzend Operationen habe sie vieles neu lernen müssen und leide auch heute noch an starken Stimmungsschwankungen und Albträumen, sagte sie der "Welt am Sonntag".
Auch Kaders heute vierjähriger Sohn befinde sich in psychiatrischer Behandlung. Als der Vater des Jungen die Mutter brutal zurichtete und sie am Auto durch den Ort schleifte, saß das Kind auf dem Rücksitz des Wagens und musste die grausame Tat mit ansehen.
Gericht getäuscht
Die Reue, die der Täter vor Gericht gezeigt hatte, nehme sie ihrem Ex-Mann nicht ab, sagte K. Nurretin B. habe aus taktischen Gründen so ausgesagt, um eine mildere Strafe zu erhalten. Das Gericht hatte ihn in der Folge im Mai 2017 wegen versuchten Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt. Damit war es jedoch dem Verteidiger des Täters gefolgt und unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten lebenslangen Freiheitsstrafe geblieben.
Auch auf die von Nurretin B. vor Gericht versprochene umfassende Wiedergutmachung seien bisher keine Taten gefolgt. Unterhalt für das gemeinsame, traumatisierte Kind erhalte sie bis heute nicht.
Quelle: ntv.de, mra mit dpa