Wegen Kindesentführung Polizei sucht deutsches Impfgegner-Paar in Paraguay
09.06.2022, 19:40 Uhr (aktualisiert)
(Foto: Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild)
Ihre Ablehnung der Corona-Impfung sorgt dafür, dass manche Impfgegner Deutschland verlassen. Einer dieser Fälle beschäftigt jetzt Ermittler in Paraguay. Ein deutsches Paar wird gesucht, weil es seine Kinder aus vorherigen Partnerschaften entführt hat.
Für viele Menschen ist die Corona-Pandemie vorbei. Einige haben jedoch ihre Ankündigungen wahr gemacht und wegen der Maßnahmen, die Deutschland gegen das Coronavirus ergriffen hat, das Land verlassen. Zu ihnen gehören offenbar auch Andreas und Anna E. Sie werden inzwischen in Paraguay vermutet und dort mittlerweile von den Behörden gesucht. Denn das Paar hat seine Kinder aus früheren Beziehungen mitgenommen, ohne, dass die anderen Elternteile Bescheid wussten oder gefragt wurden.
Am Samstag veröffentlichte die Zeitung "ABC" einen Aufruf, in dem Menschen um Mithilfe bei der Suche nach der zehnjährigen Clara und der elfjährigen Lara gebeten werden. Andreas und Anna E. reisten demnach im November 2021 nach Paraguay, um sich in einer impfkritischen Kommune niederzulassen. Da beide Mädchen mit jeweils einem Elternteil eingereist seien, habe es keine Notwendigkeit der Behörden gegeben, einzugreifen, sagte ein Behördenvertreter dem Blatt.
Die Mutter von Clara und der Vater von Lara wähnten ihre Kinder zunächst auf einem Ausflug nach London, verloren dann aber den Kontakt. Später erhielten sie einen Brief vom Ehepaar E., in dem Deutschland als Land vor dem Zusammenbruch beschrieben wird, als "Überwachungsstaat", in dem "Menschen-Experimente" drohen. Daher müssten sie die "Reißleine" ziehen. Inzwischen werden Andreas und Anna E. wegen Kindesentführung mit einem internationalen Haftbefehl gesucht.
Geschlossene extremistische Gemeinschaften
Bis Ende Januar soll das Paar mit den Kindern in La Colmena gelebt und dort auch mit dem Bau eines Hauses begonnen haben. Am 19. Januar versuchten Sicherheitskräfte, die Kinder in Obhut zu nehmen, fanden sie aber nicht mehr vor. Seitdem hat sich ihre Spur verloren, ein genauer Aufenthaltsort konnte nicht festgestellt werden. Wegen der "geringen Mitarbeit der Mitglieder dieser extremistischen Gemeinschaften" bitten die Behörden deshalb um die Mithilfe der Bevölkerung. Man gehe davon aus, dass das Ehepaar und die beiden Kinder in einer Impfgegner-Kolonie versteckt würden.
Ein paraguayischer Ermittler sagte dem "Spiegel", dass die Community der deutschen Einwanderer im ganzen Land verstreut sei und "uns gegenüber komplett verschlossen". Sie kämen nur, "wenn sie ein Problem haben, helfen wollen sie uns nicht". Die Mutter von Clara E. wird in der "Bild"-Zeitung mit den Worten zitiert: "Die Ungewissheit ist einfach unerträglich." Sie bitte jeden, der einen Hinweis auf ihre Tochter geben könne, sich bei der Polizei zu melden. Der Vater von Lara berichtete in einem Facebook-Video, das an seine Ex-Frau gerichtet ist, dass er bereits selbst in Paraguay war. Er habe seine Tochter aber nicht finden können. Auf die E-Mails, die er seiner Ex-Frau schreibe, bekomme er keine Antwort, obwohl er auch von deren Familie unterstützt werde. Er appellierte an seine Ex-Partnerin, der gemeinsamen Tochter ein Leben auf der Flucht zu ersparen.
Dem "Spiegel" zufolge war eine Mutter, die im Sommer 2021 ihre Kinder nach Paraguay entführt hatte, kürzlich zu anderthalb Jahren auf Bewährung verurteilt worden und muss zusätzlich 200 Sozialstunden ableisten. In diesem Fall hatte der Vater die Kinder ausfindig gemacht. In Paraguay war 2021 die Zahl der eingewanderten Deutschen deutlich angestiegen. Inzwischen ist die Impfung Pflicht für die Einreise in das Land.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 30. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, sba