Panorama

Kopfüber-Landung in Toronto Passagiere hingen "wie Fledermäuse" in Unglücksflugzeug

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Alle 80 Insassen des Unglücksfliegers überlebten die Bruchlandung in Toronto.

Alle 80 Insassen des Unglücksfliegers überlebten die Bruchlandung in Toronto.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Am Flughafen von Toronto kommt es am Montag zu einer schweren Bruchlandung, bei der ein besetzter Passagierjet außer Kontrolle gerät und auf das Dach kracht. Insassen des Flugzeugs berichten von chaotischen Szenen und Menschen, die "wie Fledermäuse" in ihren Sitzen hingen.

Kräftiger Wind fegte am Montagnachmittag über den kanadischen Flughafen Toronto-Pearson, als ein Passagierjet mit 76 Fluggästen und 4 Crew-Mitgliedern an Bord bei Schneetreiben die Landebahn anflog. Als sie auf dem schneebedeckten Rollfeld aufsetzte, geriet die Maschine außer Kontrolle, überschlug sich offenbar und kam auf dem Dach liegend zum Stehen.

Aufnahmen von der Landebahn zeigen Feuerwehrleute bei Löscharbeiten, während Rauch aus dem Heck des Bombardier-Flugzeugs vom Typ CRJ-900 aufsteigt. Auf den Bildern ist außerdem zu sehen, dass mindestens ein Flügel des Jets abgebrochen ist.

Laut der Fluggesellschaft Delta Airlines haben alle Insassen der von der Tochtergesellschaft Endeavor Air betriebenen Maschine überlebt. Mindestens 18 Menschen sollen bei der Bruchlandung verletzt worden sein. Ein Krankenhaus in Toronto teilte mit, dass unter den Verletzten auch ein Kind sei, das sich jedoch in gutem Zustand befinde. Das geht aus einem CNN-Bericht hervor.

"Wir hingen kopfüber wie Fledermäuse"

Im Gespräch mit dem US-Sender schilderten die Passagiere John Nelson und Peter Koukov, wie sie den Crash erlebt hatten. Ihnen zufolge sei kurz nach dem Aufprall ein Feuerball aus der Maschine geschossen. "Wir haben versucht, so schnell wie möglich rauszukommen", berichtete Nelson und fügte hinzu, dass es, nachdem er den Unglücksflieger verlassen konnte, noch eine weitere Explosion gegeben habe.

Der Kabine zu entkommen, sei zunächst gar nicht so leicht gewesen. Denn nachdem die Maschine auf das Dach gekippt war, hätten die Passagiere kopfüber in ihren Sitzen gehangen - "wie Fledermäuse", erzählte Koukov.

Nelson beschrieb die Szene als chaotisch. Er und sein Sitznachbar hätten es geschafft, sich selbst aus ihren Gurten zu befreien und seien daraufhin hart auf den Boden aufgeschlagen. Ihnen sei zugerufen worden, sie sollten das Flugzeug schnellstens verlassen, woraufhin sie geradewegs auf eine Öffnung zugelaufen seien.

Andere Insassen hätten sich zwar nicht selbst aus ihren Sitzen befreien können und seien auf Hilfe anderer angewiesen gewesen. Doch laut Peter Carlson, einem weiteren Fluggast, haben alle an Bord zusammengehalten, einander geholfen und beigestanden. "Das war sehr beeindruckend", sagte Carlson dem kanadischen Sender CBC.

Flugbegleiter halfen den Menschen schließlich dabei, aus den offenen Ausgangstüren zu kriechen. Die Evakuierten seien auf den schneebedeckten Boden gesprungen, während es über ihnen Brandschutzmittel geregnet habe, heißt es in dem CNN-Bericht. Obwohl einige Menschen bei dem Vorfall verletzt wurden, schien es den meisten laut Nelson gutzugehen. Er selbst sei vor allem "gestresst und zittrig" gewesen.

Chaos in Terminals

Der Vorfall zwang Toronto-Pearson dazu, alle fünf Start- und Landebahnen vorübergehend zu sperren, was zu etlichen Ausfällen und erheblichen Verspätungen am verkehrsreichsten Flughafen des Landes führte. Reisende beschrieben laut CBC die Zustände in den Terminals als chaotisch. "Überall liegt Gepäck herum", sagte eine Wartende dem Nachrichtensender.

Der letzte größere Unfall auf dem Flughafen von Toronto ereignete sich laut CNN vor fast zwei Jahrzehnten, am 2. August 2005, als ein ankommender Air-France-Flug aus Paris von der Landebahn abrutschte und in Flammen aufging. Alle 309 Menschen an Bord überlebten.

Allerdings handelt es sich bei dem Crash in Toronto um das mittlerweile vierte Flugzeugunglück in Nordamerika binnen weniger Wochen. Am 29. Januar kollidierten ein Verkehrsflugzeug und ein Armeehubschrauber in der Nähe von Washington DC, wobei 67 Menschen ums Leben kamen. In Philadelphia stürzte am 31. Januar ein medizinisches Transportflugzeug ab, wobei alle sechs Menschen an Bord und eine weitere Person am Boden ums Leben kamen. Zuletzt hatten am 8. Februar zehn Menschen bei einem Flugzeugabsturz im US-Bundesstaat Alaska ihr Leben verloren.

Wie genau es zu dem Vorfall in Toronto kommen konnte, ist noch unklar. Laut dem Feuerwehrchef der Stadt, Todd Aitken, kann bisher gesichert gesagt werden, dass die Landebahn zum Zeitpunkt des Anflugs trocken gewesen sei und keine Seitenwinde geherrscht hätten. Aitken bat in seinem Pressestatement darum, keine Spekulationen anzustellen und die Ermittlungsergebnisse abzuwarten.

Quelle: ntv.de, apr

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