Online-Portal für Versicherte Patienten können Behandlungsfehler melden
15.02.2024, 18:03 Uhr Artikel anhören
Hat der Chirurg vor der ambulanten OP die Bilder richtig gelesen? Patienten können ihre Erfahrungen online weitergeben.
(Foto: IMAGO/imagebroker)
Um die medizinische Versorgung in Deutschland auf Fehler zu prüfen, startet der Verband der Ersatzkassen ein Meldeportal. Dort können Patienten Fälle darstellen, bei denen etwas schiefgelaufen ist. Auch Lob soll möglich sein. Die Angaben werden ausgewertet und anonymisiert veröffentlicht.
Ein neues Meldeportal für Krankenversicherte soll kritische Vorfälle bei medizinischen Behandlungen sammeln. Eine Auswertung der Daten ist ebenfalls geplant, um damit Verbesserungen anzustoßen. "Die Perspektive der Patientinnen und Patienten ist äußerst wertvoll, um systembedingte Fehlerrisiken systematisch zu erkennen und abzubauen", sagte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, zum Start des Angebots in Berlin. Das Wissen und die Erfahrung von Versicherten und Angehörigen würden bisher kaum genutzt. Dabei seien sie oft die Einzigen, die den kompletten Behandlungsprozess erlebten.
Auf dem Portal "Mehr Patientensicherheit" des Verbands der Ersatzkassen (vdek) können Versicherte aller Kassen und ihre Angehörigen ab sofort online Fälle melden, bei denen in Praxen, Kliniken und anderen Einrichtungen etwas besonders schlecht oder auch besonders gut gelaufen ist. Die Angaben sollen anonymisiert und beispielhafte Fälle veröffentlicht werden. Solche Berichtssysteme seien bewährt und ein wichtiger Bestandteil des Qualitäts- und Risikomanagements in Gesundheitseinrichtungen, sagte Ulrike Elsner, Vorstandschefin des Ersatzkassenverbands. Dazu gehören unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit.
Kein Ersatz für individuelle Beschwerden
Die Meldungen sollen von Experten der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit analysiert und dann in anonymisierter Form aufbereitet werden - etwa auch mit "Tipps des Monats" oder einem "Fall des Monats". Geschäftsführer Marcus Rall sprach von einer Art "Frühwarnsystem". Es gehe nicht darum, Einzelfälle zu verfolgen, sondern von Einzelfällen für alle zu lernen, auch bevor Schäden eintreten. Auch positive Beispiele sollen demnach in den Blick genommen werden. Das Portal ist den Angaben zufolge zunächst als Pilotprojekt bis Ende 2025 angelegt und hat ein Budget von rund 300.000 Euro. Gerechnet wird mit 600 Fällen, die bearbeitet werden.
Der Patientenbeauftragte Schwartze erläuterte, das Portal sei kein Ersatz für individuelle Beschwerden. Es biete aber eine Grundlage, dass das gesamte System lernen könne. Wenn Versicherte Behandlungsfehler vermuten, können sie sich auch bei Gutachtern und Schlichtern der Ärzte und bei den Kassen melden, die dann Gutachten in Auftrag geben.
Quelle: ntv.de, mau/dpa