Corona-Expertenrat warnt "Politik muss auf Welle im Herbst vorbereiten"
08.06.2022, 15:31 Uhr
Die Erwartungshaltung an die Politik ist nach zwei Jahren Pandemie groß.
(Foto: dpa)
Bund und Länder müssen sich auf eine mögliche Infektionswelle im Herbst vorbereiten, da ist sich der Corona-Expertenrat sicher. Dabei nennt das Gremium drei mögliche Szenarien, wie die Welle im Herbst verlaufen könnte. Einige Maßnahmen könnten dann zurückkehren.
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung drängt Bund und Länder dazu, sich früh und umfassend auf die Bekämpfung neuer Infektionswellen im Herbst und Winter vorzubereiten. "Eine vorausschauende Vorbereitung mit kurzen Reaktionszeiten auf veränderte Infektionslagen reduziert die pandemiebedingten (Sekundär-) Schäden und hat die höchste Effektivität, um die Morbidität und Mortalität zu verringern", heißt es in einer umfangreichen Stellungnahme des Gremiums.
"Daher sollten alle präventiven, therapeutischen und anderen Maßnahmen auf den Beginn einer erneuten Infektionswelle im Herbst gerichtet sein, um diese möglichst frühzeitig zu dämpfen", schreiben die Expertinnen und Experten. Besonders wenn eine Überlastung des Gesundheitswesens drohe und eine neue besorgniserregende Virusvariante auftrete, sei eine schnelle Reaktion notwendig.
Eine vorübergehende Maskenpflicht "kann ein wirksames und schnelles Instrument zur Infektionskontrolle darstellen", führt das Gremium aus. "Sie bietet vor allem in Innenräumen den höchsten Selbst- und Fremdschutz bei geringer individueller Einschränkung und ist unmittelbar einsetzbar." Generell solle die Bevölkerung "bei einer hohen Last respiratorischer Erkrankungen in den Wintermonaten verstärkt darüber aufgeklärt werden, wie sinnvoll ein möglichst hoher Eigen- und Fremdschutz ist, und zu einem solchen motiviert werden". Dieses Vorgehen werde "Morbidität, Mortalität und Arbeitsausfälle durch Atemwegsinfektionen reduzieren".
Drei Szenarien für den Herbst
Der Expertenrat nennt drei mögliche Szenarien für den Herbst und Winter. In einem "Basismodell" wird angenommen, dass die Zahl der Infektionserkrankungen steigt. "Trotz der moderaten Covid-19-Belastung der Intensivmedizin könnten die Arbeitsausfälle erneut flächendeckende Maßnahmen des Übertragungsschutzes (Masken und Abstand in Innenräumen), aber auch Maßnahmen der Kontaktreduktion nach regionaler Maßgabe erforderlich machen", heißt es dort.
Bei einem Negativszenario könnte eine sinkende Immunwirkung aber mit gefährlicheren Corona-Varianten zusammentreffen, so dass auch vollständig Geimpfte einen schweren Krankheitsverlauf haben könnten. Dann würde das Gesundheitssystem erneut durch Covid-19-Fälle auf den Intensiv- und Normalstationen stark belastet. In diesem Fall könnten nötige Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsgebot erst im Frühjahr 2023 zurückgefahren werden. Im günstigsten Szenario seien neue Varianten weniger gefährlich, so dass Infektionsschutzmaßnahmen "nicht mehr oder nur für den Schutz von Risikopersonen notwendig" seien.
Der Expertenrat verweist auch auf die Erwartungshaltung der Menschen: "Die Bevölkerung ist durch zwei Jahre Pandemie geprägt", heißt es in der Stellungnahme. "Es besteht eine nachvollziehbar hohe Erwartungshaltung an die Politik, im dritten Jahr der Pandemie effektive Vorbereitungen für Herbst und Winter zu treffen."
Quelle: ntv.de, mba/AFP