Umgang mit Familie in Portugal Polizei bittet Maddies Eltern um Entschuldigung
30.10.2023, 10:16 Uhr Artikel anhören
Seit dem 3. Mai 2007 fehlt von Maddie McCann jede Spur.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Media)
Hochrangige Beamte der Polizei in Lissabon reisen nach London zu den Eltern der vermissten Maddie. Diesmal geht es jedoch nicht um noch offene Fragen. Vielmehr kommen die Beamten in eigener Sache, um sich zu entschuldigen.
Mehr als 16 Jahre ist es her, dass Maddie McCann aus einer Ferienanlage an der Algarve verschwunden ist. Jetzt hat sich die portugiesische Polizei bei den Eltern für ihren Umgang mit dem Verschwinden der damals Dreijährigen entschuldigt, wie die BBC berichtet. Demzufolge reiste Anfang des Jahres eine Delegation hochrangiger Beamter von Lissabon nach London, um sich mit Gerry McCann zu treffen. Die Ermittler sollen sich bei Maddies Vater für die Art und Weise entschuldigt haben, wie der Fall untersucht und die Familie behandelt worden sei.
Im September 2007, vier Monate nach dem Verschwinden des Mädchens, hatten die Ermittler Kate und Gerry McCann kurzzeitig verdächtigt, die Entführung ihrer Tochter inszeniert und die Leiche versteckt zu haben. Laut Kate McCann hatte man ihr damals angeboten, den Tod der Tochter zu gestehen und im Gegenzug eine kürzere Strafe zu erhalten.
Der BBC zufolge gab die Polizei zu, die anfänglichen Ermittlungen zum Verschwinden Maddies nicht ordnungsgemäß durchgeführt zu haben. Vermissten Kindern sei damals nicht genügend Bedeutung beigemessen worden. Auch die Lage der Eltern als Ausländer in einer Umgebung, die sie nicht verstanden, sei nicht gewürdigt worden. Die portugiesischen Beamten unterstützten mittlerweile die deutschen Behörden, die den deutschen Staatsbürger Christian B. verdächtigen, Maddie McCann getötet zu haben.
McCanns schweigen zu Entschuldigung
Hans Christian Wolters, einer der deutschen Staatsanwälte im Fall Maddie, begrüßte die Entschuldigung der portugiesischen Polizei. "Das ist ein gutes Zeichen", sagte er und fügte hinzu: "Es zeigt, dass es in Portugal eine Entwicklung im Fall McCann gibt". Kate und Gerry McCann haben sich zu der Entschuldigung bisher nicht geäußert. Anlässlich des 16. Jahrestages des Verschwindens ihrer Tochter sagten sie, dass Maddie "immer noch sehr vermisst" werde und dass sie "auf einen Durchbruch warten".
Auch die portugiesischen Behörden bestätigten den BBC-Bericht nicht. Die Ermittler hätten fortdauernde Kontakte mit der Familie und Mitglieder der Familie getroffen, um sie über den Stand der Ermittlungen zu informieren, erklärte die Polizei lediglich.
Trotz internationaler Fahndung fehlt von der am 3. Mai 2007 an der Algarve verschwundenen Maddie McCann bis heute jede Spur. Kurz vor seinem vierten Geburtstag war das Mädchen aus der Wohnung der Familie in einer Ferienanlage verschwunden, während die Eltern nur wenige Meter entfernt in einem Restaurant mit Freunden zu Abend aßen.
2020 gab die Staatsanwaltschaft Braunschweig bekannt, dass sie gegen den bereits inhaftierten Deutschen Christian B. wegen Mordes ermittelt. Derzeit verbüßt B. in Deutschland eine siebenjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels und der Vergewaltigung einer 72-jährigen Frau im Jahr 2005 in derselben Gegend, in der Maddie verschwand. Der Verdächtige lebte von 1995 bis 2007 regelmäßig an der Algarve.
Christian B. werden weitere Straftaten vorgeworfen, darunter Vergewaltigungen und die sexuelle Nötigung eines Kindes, die Anfang 2024 vor Gericht kommen sollen. Der heute 46-Jährige bestreitet, etwas mit Maddies Verschwinden zu tun zu haben. Anklage gegen B. erhob die Behörde im Fall "Maddie" bislang nicht.
Quelle: ntv.de, kse