Panorama

Massenpanik an Halloween Polizei in Seoul reagierte nicht auf Notrufe

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Für die Halloween-Feiern hatte die Polizei nach eigenen Angaben aber nur 137 Beamte nach Itaewon entsandt.

(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)

Bei einer Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt kommen mehr als 150 Menschen zu Tode. Obwohl bereits Stunden vor Ausbruch der Panik verzweifelte Anrufe die Polizei erreichen, rücken die Beamten erst an, als es zu spät ist. Gegen die Verantwortlichen werde ermittelt, versichert die Regierung.

Nach der Massenpanik in Seoul mit mehr als 150 Todesopfern belegen Mitschriften von Notrufen, dass viele Menschen schon Stunden vor Ausbruch der Panik wegen der vielen Teilnehmer der Halloween-Feiern vor einer Katastrophe gewarnt hatten - und dass die Menschen vor Ort immer verzweifelter wurden.

Die Behörden hatten zunächst erklärt, der erste Notruf sei am Samstag um 22.15 Uhr Ortszeit bei der Feuerwehr eingegangen. Die Mitschriften zeigen aber, dass bereits um 18.34 Uhr ein Anrufer um Hilfe bat. Um 20.09 Uhr hieß es in einem Notruf: "Hier sind zu viele Menschen, sie werden geschoben, niedergetrampelt, verletzt. Es ist chaotisch. Sie müssen das unter Kontrolle bringen." Um 22.11 Uhr kurz vor dem Unglück berichtete ein Anrufer: "Es sieht so aus, als ob die Menschen zu Tode gedrückt werden, totales Chaos."

Die Anrufer hätten "furchtbar dringend Hilfe oder ein Einschreiten der Polizei" gebraucht, hob Regierungschef Han hervor. Das Innenministerium kündigte eine Reform der Notrufzentralen an. Die Regierung werde aus dem Unglück ihre Lehren ziehen und "ihr Bestes tun, um eine sicherere Gesellschaft zu schaffen", erklärte ein Ministeriumsvertreter. Man werde die Verantwortlichen strikt zur Rechenschaft ziehen, sobald die Untersuchung abgeschlossen ist. Innenminister Lee Sang Min hatte am Dienstag im Parlament um Verzeihung für das Unglück gebeten. Auch Südkoreas Polizeichef und der Bürgermeister von Seoul entschuldigten sich öffentlich.

Weder Polizei noch örtliche Behörden vor Ort

Am Samstagabend waren mindestens 156 vorwiegend junge Menschen bei den ersten Halloween-Feiern in Seouls beliebtem Ausgehviertel Itaewon seit Beginn der Corona-Pandemie ums Leben gekommen. Etliche weitere wurden verletzt. Zu dem Zeitpunkt waren rund 100.000 Menschen in die engen Gassen geströmt; da die Feiern aber nicht offiziell angemeldet waren, waren weder Polizei noch Vertreter der örtlichen Behörden vor Ort, um die Menge zu kontrollieren.

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Zu dem Unglück wurde eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Ermittler durchsuchten mehrere Polizeigebäude. Wie ein Sprecher der nationalen Polizei sagte, wurden unter anderem Büros in dem Stadtbezirk durchsucht, in dem sich die Massenpanik ereignet hatte.

In Südkorea ist die Kontrolle von Menschenmengen normalerweise streng geregelt. Das führt unter anderem dazu, dass bei Demonstrationen oft mehr Polizisten als Protestierende anwesend sind. Für die Halloween-Feiern hatte die Polizei nach eigenen Angaben aber nur 137 Beamte nach Itaewon entsandt, während 6500 Beamte Medienberichten zufolge eine Protestkundgebung am anderen Ende der Stadt überwachten, an der nur etwa 25.000 Menschen teilnahmen. Oppositionsführer Lee Jae Myung forderte hochrangige Regierungsvertreter auf, die Verantwortung für das Unglück zu übernehmen. "Herunterspielen, vertuschen und manipulieren, um der Verantwortung zu entgehen, wird niemals verziehen werden", sagte er bei einem Treffen seiner Demokratischen Partei.

Quelle: ntv.de, lno/AFP

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