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Schlag gegen Crimemarket Polizei schaltet "Amazon für Cybercrime" ab

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181.000 registrierte Nutzer hatte "Crimemarket" nach Ermittlerangaben.

181.000 registrierte Nutzer hatte "Crimemarket" nach Ermittlerangaben.

(Foto: picture alliance/dpa/Polizei Düsseldorf)

Es war die deutschsprachige kriminelle Handelsplattform im Internet: Allein in NRW schlagen 500 Beamte zu und nehmen den 23-jährigen Betreiber fest. Auf der Plattform gab es für jeden zugänglich kriminelle Dienstleistungen sowie genaue Anleitungen zu schweren Straftaten. Jeder Nutzer muss nun mit Besuch von der Polizei rechnen.

181.000 registrierte Nutzer, 25 Millionen Euro Umsatz, sechs Festnahmen, 500 Beamte allein in NRW im Einsatz: Die Polizei hat mit mehr als 100 Durchsuchungen einen bundesweiten Schlag gegen die größte deutschsprachige kriminelle Handelsplattform im Internet geführt, wie die Ermittler in Düsseldorf berichteten. Der mutmaßliche Betreiber von "Crimemarket", ein 23-Jähriger, sei im niederrheinischen Korschenbroich festgenommen worden. Gegen ihn werde wegen Geldwäsche und Computerbetrugs ermittelt. Den Server hätten die Ermittler in Island sichergestellt.

Die Plattform sei im Internet, nicht im Darknet, für jeden zugänglich gewesen. Entsprechend hätten auch viele Minderjährige sie genutzt, sagte Düsseldorfs Polizeipräsidentin Miriam Brauns. Es sei erschreckend, wie einfach man im Internet auf frei verfügbaren Seiten kriminelles Verhalten kaufen und beauftragen kann. Die Nutzer müssten ab heute damit rechnen, dass sich die Polizei bei ihnen meldet, sagte Brauns. "Der 'Crimemarket' wurde heute geschlossen", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul. Man habe es "nicht mit dem kleinen Online-Händler von nebenan zu tun gehabt, sondern mit dem deutschsprachigen Amazon für Cybercrime".

"Wir waren geschockt, was wir gefunden haben"

Auf der Plattform seien kriminelle Dienstleistungen, aber auch detaillierte Anleitungen zu schweren Straftaten oder Drogen erhältlich. Der Schlag - die letzte Datensicherung sei Freitag früh erfolgt - habe zu erheblicher Bewegung in der Szene geführt. Es habe der gesamte Datenbestand der Plattform gesichert werden können. "Anrufer haben sich gestern Abend mit verzerrter Stimme bei der Polizei in Düsseldorf und Köln gemeldet und als Journalisten ausgegeben, um an Informationen zu kommen", berichtete Staatsanwalt Christoph Hebbecker.

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Die Polizei sicherte zahlreiche Beweismittel, vor allem Mobiltelefone, IT-Geräte und Datenträger. In 21 Fällen stellte die Polizei in Nordrhein-Westfalen Drogen sicher, daneben wurden mehr als 600.000 Euro Bargeld und andere Vermögenswerte gepfändet. "Wir waren geschockt, was wir gefunden haben", sagte Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke. Anleitungen für Computerbetrug, Hacking, Drogenversand oder Schutzgeld-Erpressung auf Bestellung, sogar Kriegswaffen seien dort zu bestellen gewesen, auch ein Werkzeug zur Fälschung von Personalausweisen. In den Niederlanden hätten die Ermittler einen gespiegelten Server sichergestellt. Dies sei wichtig, damit die Plattform nicht wenige Stunden später wieder online gehen kann.

Gestartet sei die Plattform 2018 mit 14 Nutzern. Dann sei sie exponentiell gewachsen. Seit 2020 seien die Ermittler den Betreibern auf der Spur gewesen. Nordrhein-Westfalen sei ein Schwerpunkt der Aktion gewesen. In 33 Städten in Nordrhein-Westfalen seien 36 Durchsuchungen erfolgt, die übrigen 66 verteilen sich auf den Rest des Bundesgebiets. Von den sechs festgenommenen Verdächtigen seien drei in Nordrhein-Westfalen festgenommen worden.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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