Ukraine im Fokus Pulitzer-Preise für Berichte aus Mariupol und Butscha
09.05.2023, 02:06 Uhr Artikel anhören
Die Bilder der AP-Journalisten aus Mariupol gingen um die Welt: Nach einem Luftangriff auf eine Klinik in Mariupol wird eine Schwangere evakuiert.
(Foto: dpa)
Was die Oscars in der Filmbranche sind, ist der Pulitzer-Preis für Journalistinnen und Journalisten. In diesem Jahr werden eine Reihe großer US-Medien geehrt, unter anderem für Reportagen und Bilder aus der umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol.
Die Berichterstattung über den fortdauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Verleihung des renommierten Pulitzer-Preises in New York geprägt. Die "New York Times" erhielt den Preis in der Kategorie internationale Reportagen für ihre "unerschrockenen" Berichte über den Konflikt, darunter "achtmonatige Recherchen über die Toten in der ukrainischen Stadt Butscha und die dafür verantwortliche russische Armeeeinheit", wie das Pulitzer-Preis-Komitee bekannt gab.
Die Nachrichtenagentur Associated Press wurde mit dem Preis für öffentlich-rechtliche Medien geehrt. Das Komitee würdigte ihre Berichterstattung über die wochenlange russische Belagerung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol. AP-Journalisten waren noch vor Ort, als sich andere westliche Reporter längst aus der umkämpften Stadt zurückgezogen hatten. Die Agentur erhielt auch den Breaking-News-Preis für Fotografie für "einzigartige Bilder" von den ersten Wochen des Krieges, der im Februar 2022 begonnen hatte.
Favorit geht leer aus
In der Kategorie Breaking News gewann die "LA Times" für eine Recherche über Rassismus bei lokalen Politikerinnen und Politikern in Los Angeles. Mitarbeiter des "Wall Street Journal" erhielten den Preis für investigativen Journalismus für Berichte über finanzielle Interessenkonflikte bei Bundesbeamten von 50 Regierungsbehörden. Caroline Kitchener von der "Washington Post" bekam die Auszeichnung für ihre Berichterstattung über eine Frau, die wegen der Beschränkung der Abtreibungsrechte in den USA Zwillinge zur Welt brachte.
Eine als Favorit gehandelte journalistische Recherche, die vergangenes Jahr weltweit für Aufsehen sorgte, ging jedoch leer aus: Der Artikel des Magazins "Politico" über die Aufhebung des Grundsatzurteils "Roe v. Wade" zu Abtreibung. "Politico" hatte es mithilfe eines internen Dokuments des sonst verschwiegenen Obersten Gerichtshofes geschafft, schon Wochen vor der Veröffentlichung von der beabsichtigten Entscheidung zu berichten. Der Artikel hatte bei vielen Menschen weltweit Empörung ausgelöst und eine interne Suche nach der undichten Stelle im US Supreme Court zur Folge.
Der nach einem 1911 verstorbenen New Yorker Verleger benannte Pulitzer-Preis ist eine der weltweit renommiertesten Auszeichnungen für Journalisten und andere Arten von Publikationen. Der Preis wird seit 1917 verliehen.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa