Panorama

Explosion ohne Social DistancingRKI malt düsteres Seuchenszenario

18.03.2020, 12:02 Uhr

In einer Fernsehansprache will Kanzlerin Merkel nochmals eindringlich an die Bevölkerung appellieren, sich an die vorgegebenen Gesundheitsmaßnahmen zu halten. Ähnlich klingen die jüngsten Aussagen von RKI-Präsident Wieler - sonst sei das Coronavirus nicht einzudämmen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat die Bevölkerung eindringlich aufgefordert, sich an die empfohlenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronavirus-Epidemie zu halten. Menschen sollten so wenig soziale Kontakte ("Social Distancing") wie möglich haben, ansonsten drohe die Zahl der Infizierten bis Ende des Frühjahrs auf bis zu zehn Millionen hochzuschnellen, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. "Wir sind am Anfang einer Epidemie, die noch viele Wochen und Monate in unserem Land unterwegs sein wird."

"Wenn wir es nicht schaffen, die Kontakte unter den Menschen wirksam und über einige Wochen nachhaltig zu reduzieren, dann ist es möglich, dass wir in zwei bis drei Monaten 10 Millionen Infizierte in Deutschland haben", warnte Wieler. Mit Vernunft und Solidarität könne man es schaffen, die Infektionszahlen zu drücken.

Man werde in etwa zwei Wochen sehen, ob die von der Bundesregierung und den Ländern eingeführten Maßnahmen ausreichten, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Es sei aber offensichtlich, dass der derzeitige Zustand nicht dauerhaft aufrechterhalten werden könne, denn es sei ein Extremfall.

"Wird schwer, das Virus einzudämmen"

Bund und Länder haben sich darauf verständigt, zum Beispiel Schulen, Kitas und alle Geschäfte, die nicht Lebensmittel oder Lebensnotwendiges verkaufen, zu schließen. Auch soll die Bevölkerung möglichst zu Hause arbeiten und soziale Kontakte so weit wie möglich vermeiden.

Bisher scheinen sich die Menschen damit schwer zu tun: Die Deutsche Telekom hat dem RKI anonymisierte Handydaten zur Verfügung gestellt, die Informationen zur Mobilität der Bevölkerung liefern. "Wenn die Menschen sich weiterhin so mobil verhalten, wie sie es bis vor einer Woche gemacht haben, dann wird es schwer, das Virus einzudämmen", so Wieler.

Am Abend will Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Fernsehansprache ebenfalls an die Bevölkerung appellieren, die Anordnungen ernst zu nehmen. Es gehe dabei nicht um zusätzliche Maßnahmen, betonte ein Regierungssprecher. Somit will Merkel offensichtlich keine noch drastischeren Schritte, wie eine allgemeine Ausgangssperre, verkünden.

Nach RKI-Angaben und ntv-Berechungen sind aktuell 9294 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert. Damit sind innerhalb der letzten 24 Stunden mehr als 2000 neue Fälle hinzugekommen. 25 Menschen sind in Deutschland bereits an der von dem Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.

Quelle: ntv.de, chr/DJ

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