Panorama

"Monarch" gegen offenere Kirche Reformer beklagen "päpstliches Basta" bei Weltsynode

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Papst Franziskus ist derjenige, der entscheidet, wohin die katholische Kirche steuert.

Papst Franziskus ist derjenige, der entscheidet, wohin die katholische Kirche steuert.

(Foto: IMAGO/Andrea Calandra)

Die Verbitterung ist groß: Bei der Weltsynode kommt es aus Sicht der Reformer zu keinen großen Durchbrüchen. Weder die Weihe von Frauen zu Diakoninnen noch eine Änderung der Sexualmoral werden beschlossen. Als Schuldigen machen die Enttäuschten den Papst aus.

Die an diesem Wochenende zu Ende gehende Weltsynode der katholischen Kirche in Rom ist aus Sicht von Reformern auf eine Enttäuschung hinausgelaufen. Zwar steht die Veröffentlichung des Abschlussdokuments noch aus, doch bei wichtigen Themen wie der Öffnung von Kirchenämtern für Frauen ist schon klar, dass nichts passieren wird.

Das Kirchentreffen habe "im Grunde nichts" gebracht, sagte der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller. "In vielen strittigen Themen wie der Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder einer grundlegenden Änderung der Sexualmoral hat Franziskus autoritär ein päpstliches Basta gesprochen", so Schüller. Franziskus beteuere zwar immer wieder, dass er eine hinhörende Kirche wolle. Aber im Zweifelsfall nutze er die unbeschränkte Machtfülle seines Amtes, um seine eigenen Überzeugungen durchzusetzen. So hätten bei der Synode zwar auch ein paar Frauen und Laien - Nicht-Kleriker - dabei sein dürfen, doch unterm Strich habe die Veranstaltung einmal mehr gezeigt: "Am Ende entscheidet der Papst als Monarch."

Der konservative Kardinal Gerhard Ludwig Müller betonte dagegen, es liege überhaupt nicht im Ermessensspielraum des Papstes, das Priesteramt für Frauen zu öffnen, weil dies den Grundsätzen des Glaubens widerspreche. Müller warf dem Papst im Gegenteil vor, "sich um eine dogmatisch klare Antwort herumzudrücken". Stattdessen verfolge Franziskus eine "Hinhaltetaktik".

Während der Synode habe es ständig Versuche gegeben, "die deutschlastigen binnenkirchlichen Themen mit emotionalen Ausbrüchen auf den Tisch zu bringen", sagte Müller. Dagegen sei es versäumt worden, sich mit den großen Herausforderungen des Christentums auseinanderzusetzen, "als ob wir in einer heilen Welt leben würden, in der der Sinn und das Existenzrecht des Christentums von niemandem bestritten würden". Müller war Chef der obersten katholischen Glaubensbehörde. Seit er das nicht mehr ist, tritt er als Kritiker des Papstes auf.

Am Ende entscheidet der Pontifex

Die Weltsynode gilt als eines der wichtigsten Projekte des Oberhaupts von 1,4 Milliarden Katholiken, wobei zuletzt der Eindruck aufgekommen ist, dass das Interesse des 87-Jährigen zurückgegangen ist. An der Konferenz, die auch schon vergangenes Jahr getagt hatte, haben mehr als 360 Bischöfe und andere Geistliche sowie Katholiken ohne kirchliches Amt teilgenommen, auch mehr als 50 Frauen.

Die Mehrheit der deutschen Bischöfe sowie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatten sich von der Synode zumindest Ansätze für eine Modernisierung der Kirche versprochen. So hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, auf das Diakonat der Frau gehofft, was eine Vorstufe zum Priesteramt wäre. Der Papst hat jedoch erklärt, dass das auf absehbare Zeit nicht infrage kommt. Was von den Empfehlungen des Abschlussdokuments am Ende umgesetzt wird, entscheidet ohnehin er allein. Die Synode endet am Sonntag mit einer Messe im Petersdom.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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