"Vergangene Nacht war die Hölle" Riesige Flächen in Griechenland verbrannt
07.08.2021, 15:43 Uhr
Weil sich die Einsatzkräfte darauf konzentrierten Teile Athens vor den Flammen zu retten, wurden Großbrände in anderenteils bisher kaum aus der Luft bekämpft.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Nach einer dramatischen Nacht können die Brände im Rand Athens eingedämmt werden. Doch andernorts breiten sich die Feuer unkontrolliert aus. Riesige Flächen sind bereits vernichtet. Auch deutsche Feuerwehrleute bereiten sich auf einen Einsatz im griechischen Katastrophengebiet vor.
Bei den Feuern in Griechenland sind nach ersten Schätzungen bisher mindestens 60.000 Hektar oder 600 Quadratkilometer Fläche verbrannt. Das berichtete der staatliche Sender ERT unter Berufung auf das Nationale Observatorium Athen. Es wurde darauf verwiesen, dass es sich lediglich um vorläufige Schätzungen handelt, weil viele Brände vor allem auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa weiterhin unkontrolliert wüten.
Die Großbrände im Norden von Athen sind unterdessen teilweise eingedämmt worden. "Erstmals können wir sagen, dass die Situation etwas besser ist - es gibt aktuell nur noch zwei Feuerfronten", sagte Nikos Peppas, Vize-Gouverneur der Region Attika, dem Fernsehsender Skai. Es bestehe Hoffnung, die Brände bis zum Abend unter Kontrolle zu bringen. Die Rettungskräfte stehen unter enormem Druck, denn auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa toben weiterhin zahlreiche unkontrollierte, große Brände. Sie wurden bisher kaum aus der Luft bekämpft, weil Athen im Fokus stand.
"Die vergangene Nacht war wirklich die Hölle, ein Alptraum. Wir haben gewaltige Anstrengungen unternommen, damit das Feuer nicht auf bewohntes Gebiet übergreift", sagte Pappas. Die vielen tausend evakuierten Menschen könnten bald zurückkehren - sofern ihre Häuser nicht abgebrannt seien. "Aber das muss langsam und mit großer Vorsicht geschehen", sagte er. Jene, die in den vergangenen Tagen vor den Feuern flohen, wohnen momentan auf Staatskosten in Hotels oder bei Bekannten und Verwandten. In den vom Feuer betroffenen Gegenden gibt es vielfach noch keinen Strom und kein Wasser.
Gestern waren durch die Brände im Norden Athens zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei nahm einen 43-Jährigen wegen mutmaßlicher Brandstiftung im Athener Vorort Krioneri fest, wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete. In einem Athener Park wurde eine Frau festgenommen, die zwei Feuerzeuge, Benzin und brennbare Materialien bei sich trug. Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius erleben Griechenland und die Türkei derzeit eine außergewöhnliche Hitzewelle.
Hilfe für die griechische Feuerwehr kommt unter anderem auch aus Deutschland. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, Deutschland habe in der vergangenen Nacht aktiv Hilfe angeboten, die Griechenland inzwischen angenommen habe. "Derzeit bereiten sich Feuerwehrkräfte aus NRW, Hessen sowie das Technische Hilfswerk darauf vor, sich zügig mit Einsatzfahrzeugen nach Griechenland zu begeben, um dort die Waldbrandbekämpfung zu unterstützen."
Viele ausländische Helfer bereits vor Ort
Details zu Einsatzort, Abmarschzeitpunkt und Fahrtroute würde derzeit mit Griechenland abgestimmt, hieß es. Deutschland habe zusätzlich angeboten, die Waldbrandbekämpfung mit der Anmietung von geeigneten Hubschraubern mit der erforderlichen Traglast zu unterstützen. Ob der Einsatz der Hubschrauber von Griechenland angefordert werde, sei derzeit noch unklar.
Wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf Twitter mitteilte, hat das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern mit dem EU-Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahme zwei "Module" für die Brandbekämpfung am Boden vermittelt. Oppositionsparteien im Bundestag hatten kritisiert, dass Deutschland angesichts zahlreicher Waldbrände bisher keine Hilfe nach Griechenland geschickt hat. Zahlreiche Staaten hatten bereits Feuerwehrkräfte mit Fahrzeugen, Hubschraubern und Flugzeugen geschickt. Zuletzt erreichte am Morgen ein Konvoi mit 23 Löschfahrzeugen aus Rumänien Athen. Die Rettungskräfte wurden mit Begeisterung von Menschen empfangen, die im Norden der Stadt gegen die Flammen kämpften.
Zu den Helfern, die anreisen werden oder bereits im Land sind, gehören nach Angaben des griechischen Zivilschutzes 16 israelische und 100 ukrainische Feuerwehrleute ebenso wie 82 Rettungskräfte und zwei Löschflugzeuge aus Frankreich. Aus Zypern sind bereits 40 Feuerwehrleute und zwei Flieger in Griechenland. Die Schweiz schickte drei Löschhelikopter, die ab Samstag am Kampf gegen die Flammen teilnehmen sollen. Schweden ist mit zwei Löschflugzeugen dabei. Auch Ägypten schickt Löschhubschrauber.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP/dpa