"Blick in die Wetter-Glaskugel"Schneefall bis ins Tiefland zum Jahreswechsel möglich

Pünktlich zu Heiligabend gibt es gebietsweise Schnee und Frost: Deutschland erlebt das kälteste Weihnachten seit 2010. Ist das die Wende im Winter 2025/26? Die Antwort liefert RTL/ntv-Meteorologe Paul Heger.
ntv.de: Der Winter hat pünktlich zu Weihnachten die Kurve bekommen - zwar oft ohne Schnee aber immerhin kalt. Wie geht das so plötzlich?
Paul Heger: Ja, das war wirklich eine Punktlandung. Möglich gemacht hat es ein starkes Hoch, das sich über weiten Teilen Europas und auch über Teilen Nordeuropas ausgebreitet hat. Damit kam der Wind plötzlich nicht mehr vom warmen Atlantik, sondern aus dem kalten Nordosten.
Das heißt, der Winter war nie weg, nur woanders?
Er war zwischendurch sogar sehr weit entfernt. Selbst in Lappland taute es zuletzt. Aber dort oben liegt sehr viel Schnee. Lassen die milden Winde aus Südwesten nach, ist es dort und im Osten Europas im Nu eisig kalt. Minus 20 Grad sind dann schnell erreicht. Und wenn der Wind über Mitteleuropa auf Nord oder Ost dreht, stürzen auch bei uns die Temperaturen ab.
Und dazu ist es so herrlich sonnig!
Das ist der große Vorteil an winterlicher Kaltluft. Sie ist oft trocken, zumindest wenn sie vom Kontinent kommt. Und dann strahlt die Sonne von früh bis spät.
Geht es zum Ende von 2025 so winterlich weiter?
Jein. Das Hoch rutscht weiter in Richtung Island und der Wind dreht bei uns auf Nordwest. Damit wird es nach Weihnachten wieder etwas feuchter und wolkiger.
Das klingt nach nasskaltem Schmuddelwetter.
So wird es besonders vom Nordwesten bis in den Südosten Deutschlands erstmal sein, ja. Aus den Wolken wird es auch immer wieder mal etwas Regen, im Bergland und im Osten auch Schnee geben. Der Nordosten bekommt aber ab und an Skandinavienföhn.
Moment, Föhn kennen die meisten wahrscheinlich von den Alpen. Dann wird es warm und die Sonne scheint.
Das ist der Klassiker, genau. Die Luft strömt über die Alpen, regnet sich auf der Südseite ab und schenkt der Nordseite viel Sonnenschein. Das gleiche passiert regelmäßig in Skandinavien. Feuchte Luft aus Nordwesten bleibt an den Bergen in Norwegen hängen, regnet oder schneit sich ab und übrig bleibt quasi Sonnenschein von Oslo bis Rostock. Manchmal auch bis nach Berlin.
Der Wind kommt also weiter aus nördlichen Richtungen. Deutlich milder wird es damit wahrscheinlich nicht?
Na ja, an der Nordsee steigen die Temperaturen mit dem Seewind schon deutlich an, auf teilweise knapp 10 Grad. Das entspricht grob der Wassertemperatur der offenen Nordsee. Im Binnenland geht's nur ein paar Grad nach oben. Aber wahrscheinlich auch nur für ein paar Tage.
Verkündet uns der Meteorologe jetzt den nächsten Wintereinbruch?
Wenn er sich etwas aus dem Fenster lehnt, dann ja. Tatsächlich berechnen sehr viele Wettermodelle einen erneuten Temperaturrückgang zum Jahreswechsel. Die Luft wird dabei nicht aus Osten zu uns wehen, sondern aus Norden. Dabei wird sie von den Meeren etwas angewärmt und feuchter. Das eröffnet Optionen für Schneefälle bis ins Tiefland Norddeutschlands.
Feiern wir Silvester etwa im Schnee?
Das will ich nicht ausschließen. Es gibt noch Unsicherheiten, wie genau dieser Wetterumschwung stattfinden wird. Aber es gibt durchaus Berechnungen mit Schnee von der Ostsee bis zu den Alpen. Im Westen wäre das wohl noch eher Regen. Dieser Wetterumschwung könnte eventuell recht nachhaltig sein. Das ist jetzt der Blick in die Wetter-Glaskugel, aber ein winterlicher Wetterumschwung zu dieser Jahreszeit kann durchaus auch Winter bis weit in den Januar bringen. Und dann auch Schnee im Westen Deutschlands. So oder so: Es wird recht spannend in den nächsten Wochen und die Wintersportgebiete in den Bergen dürfen mit Optimismus in die Zukunft schauen. Ein schönes Weihnachtsgeschenk.